Kapitel 10

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Ich gähne genüsslich, als mein Wecker klingelt. Was ist bloß mit mir los? Ich rege mich nicht über den Wecker auf, sondern stehe direkt auf und steige unter die Dusche. Wer hat mir "Benimm-dich" Pillen verabreicht? Als ich klatsch nass aus der Dusche springe, trockne ich mich ab und ziehe mich an. Heute wird es ein schwarzer Mini-Rock und ein rotes Top. Meine Haare binde ich zu einem Pferdeschwanz zusammen und voila, ich bin fertig. Noch ein wenig Rouge, Maskara und Lidschatten... Perfekt! Mit einem zurfriedenen Grinsen verlasse ich das Bad und mache mich auf den Weg in die Küche. Ich nehme mir ein Toast und bestreiche es mit Erdnussbutter. Genüsslich kaue ich es und schlucke es runter. Auf einmal taucht ein schlecht aussehender Leon im Türrahmen auf. "Leon du armer. Bleib lieber zu Hause." rate ich ihm, doch er schüttelt bloß den Kopf. "Ich lass mich von dem Vollidioten doch nicht klein kriegen!" hüstelt er röchelnd. "Ooookay... Wenn du meinst." sage ich Achselzuckend und verlasse die Küche. "Nira! Warte! Ich fahre mit die mit!" Okay. Wenn er sich das zumutet. Ich ziehe meine High Heels an und stöckel nach draußen. Ich sehe mich kurz um. Irgendwas fehlt hier. "Wo ist MEIN Motorrad?!" schreie ich durch die Gegend. Chappie kommt alermiert aus dem Haus gerannt. "Ainara! Was ist denn hier los?" fragt er geschockt. "Jemand hat mein Motorrad gestohlen. Ich habe es gestern hier abgestellt, ganz sicher. Und die Schlüssel sind hier!" ich öffne meine Hand. "D... D... Das war deine?" fragt Chappie stotternd. "Yep." antworte ich knapp. "Das ist wohl bei einem Abschleppunternehmen." entschuldigt sich der Mann. Ich gehe wütend auf ihn zu. Meine Augen lassen ihn in Flammen aufgehen und kehren gerade das Innere nach außen. "Du hast was?" frage ich aufbrausend. "Das glaube ich jetzt nicht! Du hast mir das Letze genommen, dass ich noch von meiner Familie hatte. Entweder holst du es SOFORT wieder hier her oder ich mach es. Aber dann, glaub mir, bin ich weg! Ich werde es keine Minute länger hier aus halten! Kann nicht einfach mal etwas in meinem Leben richtig laufen?!" schreie ich. Mittlerweile ist auch die Mutter aufgetaucht. Ich sehe sie mit dem gleichen Wütenden Blick an. Doch sie feuert ihren zurück. Dieser Blick soll wohl so viel wie "Wir-reden-uns-gleich" heißen. Ich recke das Kinn in die Luft, vertreibe die Wut und lasse der taffen Ainara Platz. Und sofort tritt sie wieder in den Vordergrund. Mein Ego wächst und platzt gleich. Mein Temperament habe ich noch nie so heiß durch meine Adern laufen lassen. Ich mache auf dem Absatz kehrt. Plötzlich bleibe ich stehe, drehe mich noch einmal um. "Ich habe eurem 'Ach-so-super-schlauem-Nerd-Loser-Sohn' das Leben gerettet. Aber passt schon. Ihr könnt euch später noch bei mir bedanken." Und als ich mich diesmal umdrehe, gehe ich wirklich davon. Ich rufe Alex an und fodere ihn auf, mich seiner Gang vor zu stellen. Ich warte an einer Ecke, als Alex angerast kommt. Ich steige auf und er fährt los. Wir fahren nicht lange. Nur aus der reichen Gegend rauß, in eine ärmere Gegend, wo ein paar Bruchbuden rum standen. Als Alex die Maschine abbremst, befinden wir uns an einem See. Eine alte Hütte dient wohl als Unterkunft. Alex tritt an die Tür und klopft an. Ein kleiner Türspalt geht auf. Als der Türöffner Alex erkennt, wird die Tür entriegelt und auf gemacht. Alex geht durch die Tür, ich will ihm gerade folgen, als die Tür zu gemacht wird. Ich trommle mit den Fäusten gegen die Tür. Von drinnen höre ich leises Gemurmel und schließlich wird auch mir die Tür geöffnet. Wutentbrannt trete ich ein. Da die Träger von meinem Top dünn sind, kann man gut den Skorpion erkennen. "Das ist also die berühmte Ainara?" fragt eine dunkle Stimme. Ich nicke mit meinem Kopf. Ich möchte zeigen, dass ich ein Diener der Gang sein möchte, deshalb ließ ich meinen Kopf gesenkt. "Hübsches Ding Alex. Und, auch schon flach gelegt?" fragt die Stimme lachend. Alex wird rot im Gesicht und schüttelt beschämt den Kopf. "Braver Junge. Dann kann ich es als erstes machen." Und als dann endlich die Stimme aus dem Schatten trat, hob ich meinen Kopf. Ein Mann mitte vierzig steht vor mir. Ich senke meinen Kopf wieder. "Erzähl, Ainara. Was kann ich für dich tun?" fragt der Mann und faltet seine Finger zusammen. "Ich möchte diese Brüderschaft zu meinem Leben machen. Ich diene zuverlässig und bin loyal. Ich habe die meine Brüder verraten.", "Na-na! Was machst du dann hier?", "Sie haben MICH verraten." sage ich zischend. "Also möchtest du dich eigentlich rächen?", "Vielleicht. Ich möchte aber auch endlich wieder was zu tun haben." gebe ich zu und lasse meine Schultern hängen. "Okay Ainara, Schätzchen. ich schlage dir einen Deal vor. Du bist uns loyal und im Gegenzug begleitest du unsre Jungs auf ein paar Missionen, als 'Schutzengel'. Vielleicht schießen sie ja nicht umbedingt auf so ein Schätzchen wie dich." Ich nicke dankend und gehe. Alex folgt mir. Wir fahren schweigend in die Schule. Ich verschwinde in meine Klasse und lasse mich auf einen freien Platz fallen. "Sie sind noch nicht lange an der Schule, und schon feheln sie mehr als die Hälfte der Zeit!" tadelt die Lehrerin. Ich zucke bloß mit den Schultern und lasse den restlichen Unterricht über mich ergehen. In den letzten beiden Stunden des Tages habe ich mal wieder Sport. Diesmal ist eine Frau da, die neue Cheerleader sucht. Ich möchte unter keinen Umständen in ein Cheerleader Team. Diese Mädchen sind für ihre Hoffnungslosigkeit und fehlende Aufmerksamkeit bekannt. Und so eine Persönlichkeit bin ich bestimmt nicht. Ich bekomme genug Aufmerksamkeit. Als die Lehrerin allerdings meinen Lieblingssong laufen lässt, fällt es mir schwer, nicht zu tanzen. "Ainara. Du hast einen sehr interessanten Freestyle." lobt mich die Frau. Ich sehe zu ihr angeekelt rüber. "Wie tanzt du mit einem Partner?" wollte sie wissen. Ich zucke unwissend mit den Schultern. Ich habe es aller höchstensmal in einer Disco gemacht, aber wirklich Partnertanz und so... Neee, nicht mein Ding. Als die Lehrerin allerdings einen Jungen ruft, wird mir klar, dass sie es testen möchte. "Leon. Komm doch bitte mal rüber." Ich verdrehe bloß die Augen und maschiere auf die Bank zu, auf der die andern Mädchen sitzen. "Was gibt es Miss Miller?" fragt er lächelnd. "Du sollst mit mir tanzen!" schreie ich unglücklich von meinem Platz aus. "Und Tango, wenn's geht." ergänzt die Lehrerin. Na ja, Tango kann ich einigermaßen. Ich stehe auf und gehe in gekonnten Schritten auf Leon zu. Er macht sich auch bereit. Sobald die Musik einsetzt tanzen wir (Falls es euch interessiert, wie ich mir das in etwa vorstelle, gebt ihr bei YouTube einfach 'Dance Tango Antonio Banderas' ein). Während dem Tanz fühlte ich mich frei. Das war meine Leidenschaft. Und mit diesem süßen, sexy, unglaublichen, unwiderstehlichem Jungen ... Nira! Stopp! Du darst dich nicht verlieben, noch schwärmen, noch sonstiges! Die Augen aller Mitschüler ist auf uns gerichtet. Das merke ich, durch die stechenden Nadeln in meinem Rücken. Dafür, dass Leon und ich vorher noch nicht zusammen getanzt haben, tanzen wir super.
Oh Gott. Jetzt versuche ich mir schon wieder was einzureden. Das ja doch alles gar nicht so schlimm ist und so weiter und so weiter.

Nach der Sportstunde wird mir ein Video zu gesendet. Maria schickt es mir und es zeigt mich und Leon wie wir tanzen. Es sieht so harmonisch und int... Stopp! Es war weder schön noch muss es sich wiederholen! Ainara! Hör jetzt endlich auf, dir was einzureden! Du bleibst jetzt schön in der Realität und lässt NICHT dein Schicksal entscheiden was passsiert, sondern du bestimmst dein Schicksal. So viel steht fest. Ich lasse mich von nichts und niemanden unterkriegen!

Badgirl und Nerd, geht das überhaupt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt