Der Oneshot halt:)

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„Du wirst nicht sterben, Manu, denn ich bin da." Versicherte er mir und ich musste lachen. Es war natürlich nur auf das Spiel bezogen, also konnte ich in der Rolle des GLP lachen, Manuel fand es nicht witzig. Mario Party war einfach der Spielmodus, den ich am liebsten nur aufnehmen würde... natürlich wegen dem Spiel. Palles Stimme hallte lachend durch meine Kopfhörer und ich konzentrierte mich wieder halbwegs auf das Spiel. Die Aufnahme kam mir wie immer total schnell vorbei vor und ich wunderte mich kurz nach seinem „Versprechen", dass Paluten sich schon verabschiedete. War es wirklich schon vorbei? „Manu? Ich muss noch was klären, bin dann weg, ne?" Abwesend murmelte ich ein „Ciao" ins Mikro und starrte auf den hellen Monitor. Wie so ziemlich immer war er neben einer Lampe unter meinem PC die einzige Lichtquelle meines Zimmers und strahlte viel zu hell. An der Wand hingen mehrere Bilder meiner Familie und einige Fanarts sowie der Playbutton. All das sah ich mir genau an. Das große Familenbild war von vor etwa zwei Jahren, alle schienen glücklich. Damals hatte ich noch bei meiner Mutter gewohnt, inzwischen besaß ich auch mal meine eigene Wohnung in Essen. Die Fanarts zeigten alle, was GLP so erlebt hatte, all die Jahre, von meinem ersten Zelda-Lets Play, Varo eins bis drei und einigen ZomGer, GLPaddl und Raupentumor-Fanarts. Irgendwie machte es mich traurig, dass all das nur im Internet passiert war, dass ich Micha nicht echt kannte und Taddl sich ohne ein Wort mehr oder weniger für immer verabschiedet hatte. Die Fans sahen mein Leben als Traumschloss voller lustiger Freundschaften, ich sah den einsamen Manu, der allein im Dunkeln, umgeben von ein paar Wasserflaschen und Schachteln für Medikamente, saß und gelegentlich glücklich im TS mit ein paar Leuten abhing.

Niedergeschlagen stand ich auf und stapfte mit einer leeren Flasche in die kleine Küche, die, aufgrund meiner manchmal aufkommenden Langeweile, doch sehr geordnet war. Der blaue Plastik-Klappstuhl ächzte, als ich mich auf ihn setzte, kein Wunder, so wie ich gebaut war. Die Wohnung strahlte Kälte, Leere, rein gar nichts aus. Höchstens das, eigentlich als Gästezimmer beworbene, Aufnahmezimmer hatte einen Hauch von Manu. Frustration breitete sich in mir aus. Immer war ich allein, niedergeschlagen, keinen kümmerte es. Auch, wenn sie doch alle meinten, immer für mich da zu sein, so war doch gerade keiner da, oder? Ich saß doch immer noch allein in der kalten Küche meiner Wohnung und starrte auf die Tür des sowieso schon wochenlang leeren Kühlschranks. Mein Handy vibrierte, ein Anruf von Claus.

„Ja?" Leise „begrüßte" ich ihn und er lachte. „Ach Manu, schluck mal den Trauerkloß runter! Es gibt gute Nachrichten!" Genervt setzte ich mich auf. Natürlich war es nicht unbedingt fair ihm gegenüber, doch mir ging es, wie immer eigentlich, ziemlich dreckig. Während Claus mir von seiner neunen Freundin erzählte, verließ mich mal wieder der Mut. Die Person, die ich so hätte beschreiben können wie er diese Kerstin oder so, würde niemals etwas von so jemandem wie mir wollen. „Manu, bist du noch da?" „Jaja, du ich bin gerade echt woanders, sorry" Bevor er noch irgendetwas hätte sagen können, legte ich auf und packte das Handy weg. „Toll, jeder hat wen, alle sind sie glücklich und ICH?" Im Laufe meines Selbstgespräches wurde ich immer lauter.„Ich sitze hier, KEINER ist da! Ich bin doch ALLEN EGAL!"

Wütend warf ich ein Glas zu Boden und stand auf. Mein Ziel, das kleine Badezimmer, erreichte ich sehr schnell. Wütend packte ich, wie gewohnt, nach dem kleinen silbernen Begleiter. Sie war da, als einzige. Aggressiv riss ich die Klinge durch meine Haut, sah der roten Flüssigkeit dabei zu, wie sie meinen Arm verließ. Es ließ mich den letzten Fetzen reales Leben spüren.

Je öfter ich das Stück Metall meine Haut zerschneiden ließ, desto verschwommener wurde meine Sicht und die gewohnten, wie ein Schlag eintretenden, Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Erschöpft und mit letzter Kraft packte ich also die Klinge wieder in den Schrank und zog das Sweatshirt wieder über meinen Arm, es wurde schon von einigen roten Streifen und Flecken mehr geziert, da würden die paar neuen jetzt auch nichts mehr ausmachen. Bevor meine Sicht noch weiter verschwamm, schleppte ich mich auf mein Bett, das der einzige Einrichtungsgegenstand meines Schlafzimmers war. Dort brach ich vollkommen erschöpft zusammen. Sollte doch Manu mal dafür bezahlen, nicht das Leben des GermanLetsPlay zu leben!

Kürbistumor OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt