Vorsichtig schlug ich das Buch auf –
„Liebes Tagebuch,
heute schreibe ich zum ersten Mal in dich hinein. Heute, ja heute möchte ich dir meine Geschichte erzählen.
Justin, er war schon mein Freund seit ich denken konnte. Wir haben immer alles zusammen gemacht. Er war immer für mich da und ich immer für ihn. An dem Tag an dem er mit Scooter und seiner Mum nach Atlanta gegangen ist, hatte ich mal wieder einen Zusammenbruch. Ich kann es mir bis heute nicht verzeihen dass ich an diesem Tag nicht für ihn da sein konnte. Als ich hörte dass er Usher getroffen hatte und bald ein Album aufnehmen wollte, wollte ich sofort zu ihm, aber die Ärzte ließen mich nicht. „Ich kann nicht zu dir. Ich muss auf meine Schwester aufpassen.“, log ich ihn an. Ich weiß bis heute nicht warum ich an diesem Tag gelogen habe. Vielleicht wollte ich einfach dass er glücklich ist und mich so in Erinnerung behält wie ich immer war. Fröhlich, lange braune Haare und blaue strahlend glänzende Augen. Von nun an war er immer unterwegs. Ich wusste, dass es ihm gut geht und dass er seinen Traum leben kann. Nur dieses Gefühl machte mich glücklich. Er war schon immer der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen bis heute. Ich war so unglaublich stolz auf ihn. Am Weihnachtsabend 2009, ich kann mich noch genau erinnern, klingelte mein Handy. Ich angelte es mit zitternden Händen vom Nachttisch des Krankenhauses und lächelte. Justin und ich redeten an diesem Abend unbekümmert und lange. Er erzählte mir den ganzen Fans und seinen Auftritten. Als ich merkte wie glücklich er war, machte mein Herz einen Sprung. Meine Hände hörten auf zu zittern und ich hatte das Gefühl neben ihm in einem ganz normalen Raum zu sitzen. Schon seit Monaten hatte ich nichts anderes als Krankenhauswände gesehen und seit Monaten hatte ich Justin nicht mehr gesehen. Als er auflegen wollte, fragte er wo ich sei. Schon wieder log ich. „Ich sitze unter einem großen Tannenbaum und denke an dich Jus.“, sagte ich leise ins Telefon und versuchte glücklich zu klingen. Jetzt sitze ich hier, 1 Jahr später. Es ist der 24. Februar 2010. Heute Morgen hat mir der Arzt gesagt, dass meine Chemo nicht angeschlagen hat. Heute Morgen kam meine Mutter weinend auf mich zu und schrie den Arzt an er solle etwas tun. „Ich kann nichts tun. Sie hat vielleicht noch einen oder zwei Tage.“, sagte er leise und ging aus dem Raum. Meine Mutter war vor 2 Stunden gegangen um meinen Vater zu holen. Langsam griff ich mit zitternden Fingern nach meinem Handy. Eine Träne kullerte mir die Wange herunter. Vorsichtig wählte ich Justins Nummer. Ich wollte es ihm nicht sagen, aber ich wollte mich von ihm verabschieden. Es klingelte nochmals, aber keiner nahm ab bis der Anrufbeantworter heran ging. „Justin, bleib so wie du bist. Ich liebe dich.“, flüsterte ich weinend in den Hörer und legte auf. Mit zitternden Händen schaltete ich mein Handy aus und legte es unter mein Bett. Jetzt sitze ich hier und schreibe das erste Mal in meinem kurzen Leben in ein Tagebuch. Ich möchte Justin so gerne sagen, wie viel er mir bedeutet und ich hoffe so sehr, dass er der Justin bleibt den ich kenne. Fröhlich, lustig und charmant! Er soll mich so in Erinnerung behalten wie ich einmal war. Fröhlich, mit langen braunen Haaren und strahlenden blauen Augen.
„Ich habe Krebs!“, flüstere ich leise und merke wie mir wieder eine Träne die Wange herunter läuft.
Nun werde ich das Buch schließen und langsam einschlafen.
In Liebe,
Lacey aus Stratford.“
In diesem Moment stellten sich mir Tausende Fragen. Wieso hatte sie mir nichts erzählt? Ich hätte ihr geholfen, ich hätte es mit ihr durchgestanden, ich wäre zurückgekommen. „Lacey, ich liebe dich.“, flüsterte ich leise und schlug das Buch zu. Mum und Usher kamen zu mir und umarmten mich. Mum gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Sie wird dich niemals vergessen.“, flüsterte sie leise und lächelte mir zu. „Ich weiß.“, flüsterte ich leise zurück und ging hinaus in mein Leben ohne Lacey.
