"Luna, Gaius sucht dich. Und er meint, es sei dringend." Sie blickte von einem der Bücher auf, das sie gerade las, und blickte Guinevere an, die in Gaius' Gemächer getreten war. Sie klappte ihr Buch zu und trat sofort auf Gwen zu. "Wo ist er?" Sofort traten Besorgnis und mögliche Geschehnisse in ihre Gedanken, die passiert sein könnten, weswegen Gaius sie rufen könnte; die meisten im Zusammenhang mit Merlin. Vielleicht ging es ihm immer noch nicht besser. Es war erst einen Tag her, als er ohnmächtig geworden war und die Kelig gesehen hatte, vielleicht war sie ihm wieder erschienen. "Er ist im Thronsaal." Gwen legte eine Hand auf ihren Arm, ehe sie hinzufügte: "Und keine Angst, es ist nichts schlimmeres passiert." Sie lächelte sie verständnisvoll an. "Dankeschön." Ein Lächeln legte sich auch auf Lunas Lippen, bevor sie aus dem Raum trat und sich zum Thronsaal aufmachte. Sie hatte Gwen erst heute kennengelernt, dennoch fühlte es sich so an, als kannte sie sie schon seit Ewigkeiten. Sie war einer der einfühlsamsten und verständnisvollsten Menschen, die sie jemals hatte treffen dürfen. Ihre Anwesenheit schien beruhigend und friedlich zu sein; sie war einer der Personen, die man gerne um sich herum hatte.
Als sie den Thronsaal erreichte, war niemand dort zu sehen, obwohl dort erst eine wichtige Versammlung statt gefunden hatte, bei der sie nicht hatte teilnehmen dürfen. Nur am Rande des Saales stand Gaius, der ein Mädchen im Arm hielt. Mit schnellen Schritten trat sie zu ihnen. "Ihr habt mich suchen lassen, Gaius?" Er sah sie an und ließ das Mädchen los. "Ja, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du Drea -" er blickte auf das Mädchen vor ihm, das zu weinen schien. "- mit zu uns nehmen und auf sie aufpassen könntest, bis ich eine Unterkunft für sie gefunden habe." Sie nickte leicht und blickte in das verweinte Gesicht von Drea. "Mache ich gerne; was ist denn passiert?" Sie blickte wieder zu Gaius, doch dieser war schon auf dem Weg nach draußen und hörte sie gar nicht mehr. Leicht kopfschüttelnd drehte sie ihren Kopf wieder zu dem Mädchen. "Ich bin Luna." Sie lächelte dem Mädchen leicht zu. "Und du bist wohl Drea. Komm, ich bringe dich an einen Ort, an dem du dich ein bisschen ausruhen kannst." Das Mädchen lächelte unter Tränen leicht zurück. Leise flüsternd konnte Luna ein "Danke" erhaschen, ehe das Mädchen wieder zu schluchzen begann. Sie legte dem Mädchen den Arm um die Schulter und strich ihr leicht darüber, als sie sie zu Gaius' Gemächern führte.
Als Gaius irgendwann nach einer Weile mit Gwen wieder kam, war Drea eingeschlafen. Sie hatte Luna alles erzählt, was vorgefallen war. Ihr Dorf wurde die Nacht von gesichterlosen Gestalten angegriffen und hatte dabei alle aus ihrem Dorf getötet, unter anderem ihre Eltern und ihre Schwester. "Die Dorocha", erklärte Gaius leise, sodass Drea nicht aufwachte. "Dorocha?", fragte Gwen noch einmal nach. "Die Geister der Toten!", platze es Luna lauter raus, als gewollt. Schnell blickte sie über ihre Schulter zu Drea, doch diese schlief tief und fest weiter. Luna hatte schon einmal von den Dorocha gehört. Es war eindeutig kein gutes Zeichen, wenn Gaius glaubte, dass die Dorocha ein einsames Dorf angreiften. Sicher war, dass sie auch bald Camelot angreifen würden, wenn nicht etwas dagegen geschah. "Genau, die Geister der Toten. Jemand muss den Schleier zwischen den Welten aufgerissen haben", stimmte ihr Gaius zu. "Die Dorocha sind dämonenhafte, gestaltlose schreiende Skelete, die einen sofort zu Tode frieren, wenn sie einen berühren", erklärte Luna. "Die Anderen aus meinem Dorf haben mir Gruselgeschichten über sie erzählt. Ich habe nie geglaubt, dass es die Dorocha wirklich gibt", fügte sie dann noch kleinlaut hinzu. "Dann müssen wir Arthur und die anderen warnen! Sie wissen nicht, wonach sie suchen! Was... wenn ihnen etwas zustößt..?", sofort lag auf Guineveres Gesicht Besorgnis und Angst. "Wir können nicht viel machen. Das Dorf liegt einen halben Tagesritt entfernt. Das einzige, was wir tun können, ist abwarten." "Ihnen wird bestimmt nicht zustoßen", pflichtete Luna Gaius bei, auch wenn sie nun auch anfing sich Sorgen zu machen. Was, wenn sie sich nicht verteidigen konnten gegen die Dorocha? Wenn sie nicht auf die Idee kamen, dass man sie nicht töten konnte? Wenn sie nicht wiederkehrten? Dann würde ganz Camelot nicht nur wegen der Dorocha in Panik ausbrechen.
Es war dunkel geworden in Camelot, was hieß, dass nun die Dorocha erscheinen würden. Und so war es auch. Nach und nach kamen immer mehr Bürger Camelots ins Schloss, um Schutz zu suchen, und Gaius und Luna waren mit den Betroffenen beschäftigt. Ausnahmslos jeder war tot; erfroren durch die Berührung der Dorocha. Erst waren es nur wenige, doch nach und nach wurden es immer mehr und mehr, bis sie den Überblick verloren. Ritter Camelots traten ein und aus, doch nichts änderte sich an der Lage. Es blieb hoffnungslos. "Wir brauchen mehr Decken, Luna." Sie nickte und wollte sich gleich auf den Weg machen, welche zu holen. "Warte, nimm die hier mit." Gaius hielt ihr eine Fackel hin. "Zu deiner Sicherheit." "Danke." Sie lächelte leicht, bevor sie mit zügigen Schritten davon ging, immer darauf achtend, ob sich von irgendeiner Seite etwas näherte. Bald darauf hatte sie auch schon die Decken, die Gaius haben wollte. Gerade als sie über den Hof von Camelot schritt, hörte sie die Schreie eines Dorocha ganz in ihrer Nähe. Alle anderen brachten sich schnell in Sicherheit, rannten in das Schloss oder versteckten sich, doch sie blieb stehen und blickte sich um. Die Schreie wurden lauter und schienen näher zu kommen. Sie blickte sich panischer um, doch konnte keinen sehen. Ihre Fackel umklammerte sie fester, während sie langsam rückwärts schlich. Ich hab keine Angst vor ihnen. Ich werd's euch beweisen. Das eine waren Geschichten; das hier ist die Wirklichkeit. Ihr werdet keinen Grund mehr haben, mich auszulachen, wenn ich euch erst bewiesen habe, dass ich keine Angst mehr habe... Schon kam der Dorocha in ihr Sichtfeld. Er war blitzschnell, sah aus wie Rauch, doch hatte einen wie ein Skelett geformten Kopf. Sie wich schneller nach hinten aus; der Dorocha kam in Windeseile immer schneller auf sie zu. Doch sie stolperte und ließ dabei sowohl die Decken als auch ihre Fackel fallen. Der Dorocha bremste nicht ab, nein, viel mehr hatte sie das Gefühl, er würde an Schnelligkeit gewinnen. Sie kniff die Augen zu. Nur noch ein paar Millisekunden und dann würde sie nicht mehr sein. Sie konnte sich vorstellen, dieser Tod würde nicht schmerzhaft werden; er würde schnell von statten gehen; sie würde nicht einmal etwas merken. Wenigstens hatte sie Merlin noch einmal gesehen, bevor sie starb. Wenigstens deswegen konnte sie sagen, dass sie glücklich sterben würde.
"HEEEEEYY!!" Erschrocken riss sie die Augen auf, um zu sehen, wer geschrien hatte. Einer der Ritter war mit einer Fackel vor sie gesprungen und verteidigte sie gegen den Dorocha. "Wehe, du kommst noch einmal auf die Idee, sie anzugreifen!" Obwohl der Schreck ihr immer noch in den Gliedern saß, musste sie schmunzeln. Anhand der Stimme hatte sie sofort erkannt, wer sie da gerettet hatte. Er drehte sich um und half ihr auf. "Alles okay mit dir?" Sie nickte. "Ja, vielen Dank." Sie sah ihm in die Augen. "Ihr habt mir mein Leben gerettet, Gwaine." Sie lächelte ihn dankbar an. "Ach was, nicht der Rede wert." "Doch, ich stehe tief in Eurer Schuld. Ohne Euch würde ich jetzt nicht mehr unter den Lebenden weilen." Er grinste und zeigte auf seine Wange. "Nur ein Kuss und deine Schuld ist behoben." Bevor sie jedoch antworten konnte, sah sie einen weiteren Dorocha auf sie beiden zu rasen und riss Gwaine in Windeseile die Fackel aus der Hand, um ihn abzuwehren. Als dieser verschwunden war, hob sie schnell die Decken vom Boden auf, ehe sie mit den Worten "Vielleicht ein anderes Mal." grinsend ihren Weg zu Gaius fortsetzte.
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Heartful of courage [Merlin FF]
FantasySie grinste leicht, während sie einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihren Bogen in die richtige Position brachte. Der Braunhaarige ritt los. Erst langsam, dann immer schneller. Sie blieb ruhig, zielte und schoss. Als sein Pferd stehen blieb, grinste...