Vertrauen

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Ich unterdrückte die in mir aufkommenden Schreie. Der Captain sollte meine Position nicht kennen, auch wenn ich gleich eine Leiche sein würde. Meine Augen waren unfassbar fest zusammengekniffen. Wenigstens wird dieser Tod schnell und schmerzlos, dachte ich. Der Wind zischte an meinen Ohren vorbei. Gleich würde ich Bekanntschaft mit dem Boden machen...

Plötzlich wurde ich unsanft aufgefangen. Zwei starke Arme schlossen sich um meinen Körper, einer war definitiv aus Metall. Ich sog scharf Luft ein, nur um sie gleich wieder erleichtert auszuatmen. Bucky setzte sich in Bewegung. Ich öffnete meine Augen und sah zu ihm hinauf. Seine Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen. Den anderen Teil seines Gesichts konnte ich nicht sehen, da er von seiner Maske verdeckt war. Er rannte immer schneller. Normalerweise hätte ich jedem Mann eine geschmiert, der mich auch nur ansatzweise angefasst hätte. Nach einer kurzen Weile des Rennens, bog er um die Ecke und ging in die Hocke, um mich auf dem Boden abzulegen. "Danke", hauchte ich noch etwas zittrig. Er nahm seine Maske ab und schüttelte den Kopf. "Geht es dir wirklich gut?", fragte der Winter Soldier besorgt. "Ja." Es herrschte Stille. Mindestens eine Minute lang sagte keiner etwas. Ich war viel zu sehr darauf fixiert, meinen Atem und meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. "Du hast mir einen verdammten Schrecken eingejagt...", begann er und senkte den Blick. "Tut mir leid. Aber wie bist du eigentlich so schnell da gewesen? Du wurdest doch gerade noch von dem Typen verfolgt..." Ich erwähnte absichtlich seinen Namen nicht, denn als ich im Info-Raum  war und mir Informationen über meine Feinde besorgt hatte, fand ich heraus, dass Bucky früher einmal in einer sehr engen Beziehung zum Captain gestanden hatte. Außerdem versuchte ich, seinen Namen nicht zu erwähnen, damit er sich nicht erinnerte. Er tat mir zwar extrem leid, aber er durfte sich nicht erinnern. Zudem hatte mir Pierce auch noch konkret befohlen, alles für seine Ungewissheit zu tun. "Ich bin vom Dach gesprungen und zu den Motorrädern gelaufen. Da hab ich dich fallen gesehen." Ich nickte langsam. Das hätte ich mir eigentlich denken können, da er ja übermenschlich schnell war. Immer noch völlig desorientiert lehnte ich mich an eine Hauswand hinter mir. Ich schloss meine Augen und atmete mehrmals tief ein. Der Schreck saß nach wie vor tief. Bucky räusperte sich und ich hörte, wie er langsam aufstand. Sofort hob ich meine Lider wieder und blickte auf seinen ausgestreckten Arm, den er mir hin hielt. Dankbar ergriff ich seine starke Hand und ließ mich von ihm auf die Füße ziehen. "Danke nochmal", flüsterte ich. Der Winter Soldier machte eine wegwerfende Geste. "Nicht der Rede wert."

Ich drückte mich gegen eine Hauswand und lugte aus meinem Versteck hervor, um zu sehen, ob die Luft rein war. Niemand war bei den Motorrädern. Gut. Trotzdem schlich ich zu meiner Maschine und Bucky tat es mir gleich. Ich schwang mich schnell auf mein Fahrzeug und startete den Motor. "Beeil dich. Wer weiß, ob noch dieser Typ hier ist", ordnete ich gehetzt an. Der Winter Soldier  nahm meinen Befehl nickend an und ließ seine Maschine aufheulen. Wir fuhren auf die offene Straße und direkt zum Hauptquartier.

Immer noch zittrig zog ich die Bremse meines Motorrades. Es kam quietschend zum Stehen. Ich beeilte mich, abzusteigen und in die Richtung der Tür zu gehen. Kurz bevor ich die Türklinke berühren konnte, versperrte mir Bucky den Weg. "Was ist los?", fragte ich gehetzt. Pierce würde es bestimmt nicht gefallen, wenn er lange warten müsste. Er lehnte sich ein bisschen nach vorne und öffnete seine Lippen leicht um etwas zu sagen. Eine Weile schien er mit sich zu ringen. "Versprich mir, dass du in Zukunft besser auf dich aufpasst", murmelte er geistesabwesend. Sein Blick glitt von mir ab und starrte zur Seite. Pierce war von den einen auf den anderen Moment vergessen. "Wieso? Mein Tod könnte dir doch eigentlich vollkommen egal sein. Du kennst mich nicht", stellte ich gerade heraus fest. Seine Pupillen schossen zu mir und Bucky sah mir tief in die Augen. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich um mindestens einen halben Kopf überragte. Und dabei war ich eigentlich nicht klein. "Wir sind uns ziemlich ähnlich und ich mag dich sehr. Ich vertraue dir", antwortete er mir fest entschlossen. Ich atmete tief durch. "Du solltest mir besser nicht vertrauen. Niemals. Ich könnte dir jederzeit in den Rücken fallen", erklärte ich ihm mit zittriger Stimme. Bucky griff nach meiner Hand und ich sog scharf Luft ein. "Nein, das würdest du nie tun. Das könntest du ni-" Schnell entzog ich ihm meine eiskalte Hand wieder, als hätte ich mich verbrannt. Ich machte einen Schritt zurück und sah ihm hin-und hergerissen in seine blauen Augen. "Ich kann! Verdammt, ich kann! Verstehst du es denn nicht? Ich bin eine emotionslose Mörderin! Du hast keine Ahnung, wie viele ich schon hintergangen habe. Und denk daran, egal wie viele Menschen du je getötet hast, ich habe mindestens doppelt so viele umgebracht", unterbrach ich ihn und mir stiegen heiße Tränen in die Augen. Ich schluchzte geschockt auf. Innerhalb der letzten dreiundzwanzig Jahren hatte ich keine einzige Träne vergossen. Anscheinend brach jetzt alles auf mich herein, was ich seit meinem fünften Geburtstag unterdrückt hatte. Ein Zittern ergriff meinen gesamten Körper. Bucky ignorierte meine gesamten Vorwürfe, die ich mir unterstellt hatte und nahm mich in den Arm. "Wärst du emotionslos, würdest du jetzt nicht weinen. Ich vertraue dir, und dabei bleibt es. Basta." Dankbar umarmte ich ihn auch und ließ meine gesamten Gefühle aus. Ich brauchte wirklich jemanden, dem ich blind vertrauen konnte, aber eben damit hatte ich ein Problem. Wenn ich etwas in meiner Zeit bei Hydra gelernt hatte, dann das, dass man niemanden an sich heranlassen sollte, denn man konnte immer hintergangen werden. Ich war einfach so extrem misstrauisch gegenüber allem und jedem. Das hat jetzt ein Ende, dachte ich entschlossen. Kurz darauf löste ich mich vom Winter Soldier und wischte mir verstohlen die Tränen von meinen Wangen. "Danke", flüsterte ich und lächelte leicht. "Aber jetzt sollten wirklich zu Pierce gehen", gab ich noch zu bedenken. Bucky nickte verständnisvoll und wir machten uns auf den Weg zu Alexander's Büro.

"Director Nick Fury ist erfolgreich getötet geworden, Sir", erstattete ich Bericht. Meine Emotionen hatte ich wieder erfolgreich versteckt. Pierce stand an seinem riesigen Panoramafenster und starrte auf die Stadt nieder. "Gut. Aber das war nur der erste Teil ihrer Mission." Ich sah ihn fragend an. Bevor ich meine Frage aussprechen konnte, hatte Bucky schon das Wort erhoben. "Es geht noch weiter?", bohrte er nach. Pierce drehte sich zu uns um. "Natürlich. Projekt Insight ist noch lange nicht abgeschlossen. Es wird noch viele Etappen geben. Aber jetzt genug davon, Sie haben frei Nightmare. Machen Sie sich einen schönen Abend." Ich atmete tief durch und schlug dann vor: "Ich könnte den Winter Soldier mitnehmen. Wir könnten Taktiken besprechen und außerdem könnten Sie Ihrer Spezialeinheit frei geben." Pierce schien kurz zu überlegen und nickte kurz darauf. "Das ist eine gute Idee, Nightmare. Sollte irgendetwas sein, geben Sie aber sofort Bescheid!", ordnete er mit fester Stimme an. "Natürlich Sir", antwortete ich und verließ mit gesenktem Blick den Raum. Bucky folgte mir leise.

Oh Gott, sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe! Aber ich hatte einen Test nach dem anderen und aaaarrgh! Naja, aber jetzt ist es ja endlich da*-* Und ou là là, was läuft da zwischen Bucky und Cynthia? ;) Ich denke, ich bin so fies und lasse euch mal rätseln^^  Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen! Eure KittyThombson

Verliebt in den Feind|| Eine Captain America FF / #Wattys2016✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt