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„Wir sollten vielleicht wieder zurück gehen", schlug ich vor.

Sie starrte vor sich hin, was sollte sie auch sonst tun. Wobei sie wohl eher indirekt starrte.

„Schon? Wie spät ist es?", entkam es ihr etwas niedergeschlagen.

„Spät genug. Außerdem wolltest du noch Sachen aus deiner alten Wohnung holen", gab ich.

Ich guckte zu ihr herüber, während sie seufzend aufstand: „Wenn du nicht willst, musst du mir nicht helfen. Wirklich. Du kannst ruhig zu deinen Freunden, ich schaffe das alleine."

„Red' keinen Blödsinn. Ich habe gesagt, dass ich dich begleite und ich halte mich an daran", machte ich ihr klar, woraufhin sie zu schmunzeln begann. Auch ich stand auf und half ihr, sich bei mir einzuhaken.

Zusammen liefen wir wieder zurück, entlang am Han-River. Eine angenehme Atmosphäre hatte sich bereits gebildet, das Gespräch eben, hatte die unbeholfene Situation, seit wir uns heute morgen begegnet sind aufgehoben. Naja, abgesehen davon, erklärt ihre Handicap die geheimnisvolle Art von gestern. Ja, eigentlich sind wir uns schon gestern begegnet.

Jimin, reiß dich mal ein bisschen zusammen.

„Jimin, darf ich dich etwas fragen?", meldete sich Yunmi zu Wort.

„Was gibt's?", entkam es mir darauf.

Der Wind, welcher durch ihr Haar wehte, verdeckte ihr Gesicht, welches sie zum Biden richtete: „Was hat dich eigentlich dazu gebracht, mit Behinderten Leuten und Leuten mit einem Handicap haben, zu arbeiten?"

Etwas überrascht, von ihrer Frage, schaute ich drein: „Wie kommst du plötzlich darauf?"

„Weil,... Einfach so...", entfuhr es ihr leise.

„Willst du es wirklich wissen? Also gut, es macht mich glücklich, etwas eingeschränkteren Leuten eine Freude zu bereiten. Auch wenn ich das nur für ein Jahr mache", erklärte ich ihr.

„Das ist bestimmt toll zu sehen, wie sich diese Leute freuen oder?", entkam es ihr kurz danach.

Ich atmete tief durch ne stoppte: „Wieso bist du plötzlich so ernst?"

„Ich frag' doch nur", nachdem sie dies sagte, konnte ich wieder ein kleines Lächeln erkennen, mehr sah ich eigentlich, wie ihre Wangen nach oben schoben und dieses einen rosa Farbton annahmen.

Ein leises Lachen konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht verkneifen, danach liefen wir auch noch die restlichen Meter zurück. Ihr hielt ihr die Tür auf und sie trat ein, von mir gefolgt. Mittlerweile kam sie auch ohne mich voran, wobei sie dies auch außerhalb dieses Gebäude konnte. Eigentlich.

„Yah! Jimin-ah!", hörte ich eine all zu bekannte Stimme.

„Joo-Won", ich drehte mich zu ihm.

Er hatte Yuna auf dem Arm, wohlmöglich ist die eingeschlafen. Er hielt mit mehrere Papier entgegen und nickte, womit er mir zeigte, dass ich diese entgegen nehmen soll.

„Was ist das?", zögernd nahm ich Blatt für Blatt in die Hand, trotzdem traute ich mich nicht, einen Blick darauf zu werfen. Ich wollte erst vom ihm hören, dass es nicht schlimmes ist.

„Los, guck schon. Du wirst nicht sterben, es ist nichts schlimmes", versicherte er mir.

Ich las mir Zeile für Zeile durch, die schwarz auf weiß, auf mehrere Blätter verteilt, gedruckt waren. Und von Mal zu Mal breitete sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus. Womit hatte ich so einen warmherzigen Chef verdient?

„Und? Was sagst du?", fragte Joo-Won.

„Ja?! Natürlich sage ich ja!", ich freute mich wirklich extrem darüber.

„Habe ich etwas verpasst?", verwirrt stand Yunmi da und schaute geradeaus. Wahrscheinlich merkte sie nicht, dass ich neben ihr stand, trotz ihrem erlernten sechsten Sinns.

„Das hat sich von weitem schwer nach einem Heiratsantrag angehört", lachend hielt sie sich ihren Bauch.

Wir stimmten natürlich mit ein: „Das ist es nicht. Ich habe hier eine feste Arbeitsstelle angeboten bekommen."

„Scheint als würdest du mich noch eine Weile aushalten müssen", entfuhr es Yunmi.

Das dürfte kein Problem für mich sein.

„Ja, scheint wohl so. Du musst mich aber auch aushalten", wir fingen beide an zu lachen, während Joo-Won uns beobachtete.

„Das müsste ich, glaube ich, schaffen", fügte sie hinzu.

„Also dann, ich lass euch beide mal alleine", Joo-Won mischte sich augenblicklich ein und zwinkerte mir zu, bevor er ging.

Nun waren wir beiden wieder allein. Yunmi und ich. Sie strich sich verlegen durch ihr Haar und lächelte schüchtern. Ich überlegte eigentlich nicht wirklich und legte einfach einen Arm um ihre Schulter und verließ mit Yunmi das Gebäude. Sofort umhüllte uns die frische Luft und ich drückte sie ein wenig an mich.

„So und wo wohnst du genau?", fragte ich, während ich zu ihr hinab schaute.

Kaum zu glauben, dass sie kleiner ist als ich, aber ehrlich gesagt stört es mich nicht.

„Busan", entfuhr es ihr leise.

„Busan? Jjinja? Ich komme auch von dort", erzählt ich stolz.

„Dann solltest du dich dort ja auch wohl auskennen", meinte sie, was ich sofort bejahte.

Während wir zur nächsten Bushaltestelle liefen, nannte sie mir ihre genaue Adresse. Danach schwiegen wir, aber es war nicht wirklich störend. Wir beide genossen die Ruhe, welche uns, abgesehen von dem Verkehr, umgab. Wir waren zudem sehr pünktlich, weshalb wir nicht all zu lange warten mussten. Trotzdem würde es allmählich kalt, auch wenn ich den Bus schon von weitem sah und wusste, dass es nur noch Sekunden waren, die uns von dem Gefährt trennten.

Jedoch unterbrach mich ein Klingeln, aus meinen Gedanken. Sofort zückte ich mein Handy: ,,Yeoboseyo?"

Blinde Momente » p.j.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt