Erhalte dir deine Freude im Leben

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Sie saß auf ihrem Bett, wie jeden Tag und starrte auf die weißen Wände im Flur. In gold verschnörkeltem Schriftzug stand dort: „Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu werden. - Mark Twain".

„Guten Morgen, Frieda!", hörte sie eine fröhliche Stimme sagen. Und schon schritt Finn, der Krankenpfleger in ihr Zimmer. „Gut geschlafen?"

„Mmmh.", murmelte Frieda, „na, was hast du mir diesmal mitgebracht?"

„Neben deinem Frühstück, noch ein neues Medikament, das der Arzt ausprobieren wollte." „Toll.", erwiderte Frieda.

„Muss ich dir noch mal zeigen, wie man lächelt?", fragte Finn.

„Lass es gut sein, Finn. Du musst bestimmt noch zu anderen Patienten, oder?"

„Bin schon weg, ach übrigens heute bekommst du eine neue Zimmernachbarin. Bis

dann!", mit diesen Worten verabschiedete er sich.

Frieda hatte sowieso kein Hunger, also schluckte sie die Tabletten und schaute sich um. Über dem Bett hing ein Kreuz. Es war ein tröstender Anblick, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob Gott ihr extra diese Krankheit gegeben hat. Aber dann erinnerte sie sich an einen Gottesdienst, indem gesagt wurde, dass jeder sein Kreuz tragen muss. Ihr Kreuz war der Krebs.

Sie schaute wieder auf den Flur, Ärzte rannten herum, weinende Angehörige, die vermutlich von der Krankheit ihres Kindes gehört haben liefen auf und ab und Kinder oft ohne Haare spielten fangen, so gut es eben ging. Frieda legte sich wieder in ihr Bett und schaute auf die Decke. Langsam verschwamm das Bild.

Sie muss wohl eingeschlafen sein, denn das nächste was sie hörte war Finn, der

sagte: „Ja, Sandra und das ist deine „Suite", die du mit deiner Mitbewohnerin Frieda teilst!" So schnell wie es ging, setzte Frieda sich wieder hin. „Du musst Frieda sein, nicht wahr? Ich bin Sandra, freut mich dich kennen zu lernen. Tut mir leid, dass wir dich geweckt haben!", sagte Sandra mit sehr fröhlicher Stimme. „Na toll, eine ganz Fröhliche!", dachte Frieda sich.

Während Finn die Tür schloss, sagte er noch: „Na, dann lass ich euch mal allein. Wenn was ist, einfach klingeln!"

„Hi", sagte Frieda, „Und spielen bei dir auch die weißen Blutkörperchen verrückt?"

„Ne, bei mir sind es die Knochen! Aber lass uns doch über was Anderes reden. Wie wäre es, wenn wir das Zimmer bunt streichen?"

Und noch bevor sie es gesagt hatte, stellte sie ein halbes Dutzend Eimer und zwei Pinsel vor sich hin. Dazu holte sie noch zwei Schürzen und ihre kleine Musikanlage heraus. Frieda war ganz verdattert, so erklärte Sandra es ihr: „Zuerst lag ich auf der Intensiv, aber jetzt wo es mir besser geht, bin ich hier bei dir, nochmal zum Beobachten. Da dachte ich mir, dann könnte ich doch mit meiner neuen Zimmernachbarin einfach alles bunt machen. Mein Bruder hat mir geholfen die Sachen hier herein zu schmuggeln." „Ich steh nicht so auf bunt!", meinte Frieda.

„Ach komm schon!", erwiderte Sandra und brachte Frieda zum Stehen. Schnell kleidete sie Frieda mit einer Schürze an und drückte ihr einen Pinsel in die Hand.

„So jetzt noch auf „play" drücken und der Spaß beginnt!" Sandra machte dies und laute Musik dröhnte aus der Anlage. Sie nahm sich pink und malte damit auf die Wände, während sie tanzte. Frieda blieb stehen, doch irgendwann ließ sie sich mitreißen und klatschte die Farben auf die Wände. Beide sangen, tanzten, lachten und malten gleichzeitig. Sie waren glücklich und fühlten sich frei!

Doch am Ende ihrer Malerei waren nicht nur die Wände bunt, sondern auch sie.

Aber beide lachten und ließen sich auf ihre Betten plumpsen. „Das war echt eine tolle Idee von dir!", lobte Frieda Sandra. „Schau dir mal unser Ergebnis an! Wunderschön!", meinte Sandra.

Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und Finn stand in der Türschwelle. „Ähm, tut uns Leid Finn, wir..." „Ist schon gut!", unterbrach Finn Frieda, „Mir ist wichtig, dass ihr Spaß habt und das habt ihr! Ich hol einen Lappen und Wasser und dann putze ich kurz über den Boden, die Wände können ruhig so bleiben. Aber ihr geht besser duschen, so wie ihr ausseht!"

Freudestrahlend gingen beide aus den Zimmern, um zu duschen. Als Frieda wieder in ihr Zimmer ging, saß neben Sandra auch ihre Familie dort.

Friedas Mutter wollte schon anfangen zu schimpfen, doch Frieda redete dazwischen: „Es ist alles okay, Mama! Der Boden ist sauber, wir auch und die Wände sind schön bunt!"

„Wenn du meinst.", sagte Friedas Mutter. Dann kam ihr Vater mit ihrem Bruder.

„Hier wir haben dir ein paar CDs gebrannt." „Ich habe sogar mitgeholfen!", sagte ihr Bruder stolz. „Toll gemacht, kleiner Bruder!", sagte sie fröhlich. Wenig fröhlich bedankte sie sich bei ihrem Vater, der sich ein wenig enttäuscht auf den Stuhl zurücksetzte.

Nachdem sie noch ein wenig redeten, gingen sie wieder. Erleichtert setzte sich Frieda auf ihr Bett. „Was hast du eigentlich gegen deinen Vater?", fragte Sandra.

„Nichts. Und was sollen wir jetzt machen?" „Lass uns die Reling bei der Treppe runterrutschen!", meinte Sandra.

Frieda war sofort dabei. Beide hatten viel Spaß und alberten herum.

Irgendwann entschieden sie sich wieder in Zimmer zu gehen. Weil sie schon müde waren, zogen sie sich um und legten sich in die Betten. Sandra gab Frieda ihr Handy und sagte: „Ruf deinen Vater an!"

Frieda machte dies und entschuldigte sich, dafür, dass sie ihn immer so blöd behandelt hat und ihr Vater freute sich riesig über ihre Einsicht.

„Danke, dass du mir gezeigt hast, dass man trotz schwerer Krankheit Spaß am Leben haben kann! Gute Nacht, Sandra!"

„Kein Problem, mach ich doch gern. Du kannst dir ja schon mal überlegen, was wir morgen machen!"

Am nächsten Morgen lag Frieda mit geschlossenen Augen in ihrem Bett. Sandra wachte vor ihr auf und wollte sie deshalb wecken. Fröhlich sagte sie: „Guten Morgen, Frieda! Ein neuer Tag bricht an!"

Doch sie wachte nicht auf.


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