Kapitel 12

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Mittlerweile war es Freitag und mein letzter Tag war gekommen. Es viel mir schwer zu gehen. Die Bewohner des Heimes sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es waren 4 Uhr. Ende. Ich ging raus und verabschiedete mich nochmal von allen. Papa holte mich ab. Wir fuhren nach Hause wo wir aber nicht lange bleiben konnten. Um halb 5 mussten wir weiter zum Zug. Wir fuhren zu meinem alten Heimatsdorf. Wir brauchten Sargträger. Legolas war natürlich auch dabei. Er wollte wissen wo ich ursprünglich gelebt habe. So zogen wir durch die Nachbarschaft und suchten Träger. Ich wollte ebenfalls mit tragen. Ich zeigte Legolas wo ich zu meiner Kindheit gelebt habe und was wo in unserem Dorf ist. Da ich eigentlich um halb 9 den Zug zurück kriegen wollte musste Papa mich nach Hause fahren. Wir unterhielten uns über alles mögliche.
,,Wir müssen morgen nochmal zu Papa. Denk dran. Der Pastor kommt und wir müssen die Sachen von Oma holen" sagte ich zu Legolas. Wir liefen die Straße runter nach Hause.
,,Ich komme mit dir."
,,Wie du magst. Wunder dich aber nicht. Die Wohnung ist kalt und Papa hat 4 bekloppte Katzen."
,,Damit werde ich schon klar kommen."

So brach der nächste Tag hinein. Um halb 11 waren wir bei Papa.
,,Hier ist es ja echt kalt" flüsterte Legolas mir entgegen. Wir hatten uns ins Wohnzimmer gesetzt und schmusten mit den Katzen.
,,Ist die Katze auf einem Auge blind?"
,,Jep. Leider. Kann man nix dran machen" sagte ich. Ich ging in die Küche und half Papa beim spülen. Legolas blieb im Wohnzimmer.
,,Kennst du Marcel schon lange?"
,,Joah. Er kam neu in die Klasse aber wie hatten vorher nie wirklich Kontakt. Er ist oft bei mir und wir lernen für die Schule." Das war natürlich alles gelogen. Er musste ja nicht wissen das er Legolas heißt und ein Elb ist. Trotz der Jungenklamotten sieht er extrem nach Leggy aus. Um halb 12 kam der Pfarrer. Er fragte viel über meine Oma. Nachdem er weg war fuhren wir ins Heim und holten die Sachen von Oma. Ich behielt viele Bilder und teils auch Kleidung von ihr. Zuhause angekommen sortierte ich alles weg. Ich nahm mir ein Bild und setzte mich aufs Bett.

,,Sie fehlt mir" sagte ich und schaute aufs Bild. Legolas nahm mich ohne Worte in den Arm. Er wusste was in mir vor ging. Wusste wie tief der Schmerz sitzt. Montagabend war der Rosenkranz. Wir fuhren um 6 Uhr abends hoch zu Papa und von da aus zur Kirche. Der Rosenkranz ging von 7 bis halb 8. Er dauerte eine halbe Stunde. Anschließend gingen wir noch mal zur Leichenhalle.
,,Ist das ok wenn ich einen Moment alleine mit Oma bin?" fragte ich Papa.
,,Ja ist ok. Ich warte dann draußen."
Er ging raus und machte die Tür bei. Legolas blieb an der Tür stehen. Ich öffnete den Sarg und schaute meine Oma an. Sie lag da so friedlich schlafend.
,,Hey Oma. Ich wollte dich eigentlich nach Ostern noch mal Besuchen kommen aber dazu kam es leider nicht mehr. Du fehlst mir. Ich hoffe dir geht es da gut wo du bist." Mir liefen Tränen über die Wangen. Meine Stimme zitterte. Ich drohte zusammen zubrechen. Doch dann konnte ich mich nicht mehr halten. Mein letzter Satz war: ,,Warum musstest du so früh von uns gehen" und ich brach in Tränen zusammen. Arme fingen mich auf und trugen mich ein Stück weg. Ich wusste nicht wer es war aber ich drückte mich an die Brust und heulte. Es tat zu weh. Ich wurde auf den Boden gelassen. Ich öffnete die Augen und sah verschwommen eine Helle Jeans. Es war Leggy. Er Strich mir zärtlich über den Kopf. Er versuchte mich zu trösten was auch nach ein paar Minuten auch klappte.

Er stand auf und ging mit mir zum Sarg. Er zog aus seiner hinteren Hosentasche ein Foto. Es war ein Foto von mir und meinen Geschwistern. Er hob ihre Hände an und ich legte das Bild drunter. Ich gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn. Er schloss den Sarg. Wieder rollten die Tränen.
,,Hey, nicht weinen. Ich bin bei dir."
Ich hörte wie eine Tür aufging. Papa kam rein. Ich löste mich aus Legolas seinen Armen und umarmte Papa. Mit verheulten Augen fuhr ich wieder nach Hause.
Am nächsten Tag wird die Beerdigung sein. Es grault mir jetzt schon.

Zwischen Düsterwald und HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt