4 | Kein Drama

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Ich spürte, wie sich ein großes Gewicht von meinem Körper löste und musste husten. Mein gesamter Körper schmerzte und ich kniff die Augen zusammen, als ich wieder Licht erblickte. Ich hörte Stimmen, konnte aber nicht zuordnen, wo genau ich mich befand. Ein Stechen machte sich in meinem Kopf breit und ich brummte angestrengt. Im nächsten Moment öffnete ich die Augen. "Hey, alles okay mit dir? Hast du Schmerzen?", ich erschrak fast zu Tode, als ich Miss Brown vor mir sah. Sie sah mich besorgt an und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich musste mich erst einmal wieder fangen, dann nahm ich ihre Hand und Miss Brown half mir auf. Sie setzte mich auf eine Couch und sah mich immer noch besorgt an. Vorsichtig richtete ich meine Bluse zurecht. Neben ihr tauchte der Bibliothekar auf, der mich eindringlich musterte. "Was ist hier passiert?", ertönte seine tiefe Stimme und ich sah von ihm wieder zu Miss Brown, die ihm einen warnenden Blick zuwarf. Ich musste meine Gedanken erstmal wieder sortieren und dann wurde mir wieder alles bewusst. Wo zum Teufel war Sarah? War sie wirklich abgehauen? "Alyssa?", Miss Brown sah mich wieder fragend an.

"Ich...mein Kopf...", stammelte ich nur unbeholfen und griff mir an die Stirn.

"Wie ist das passiert?", fragte Miss Brown und griff mir vorsichtig an die Stirn, worauf ich etwas zusammenzuckte, da ich das nicht erwarte hatte. Ich überlegte, ob ich nun sagen sollte, dass Sarah und ich gestritten hatten, doch das wollte ich mir nicht antun. Ich musste endlich erwachsen werden und nicht so ein Drama daraus machen, dass wir uns nicht verstanden. Es würde sowieso nichts ändern, wenn ich Sarah verriet. Sie würde sowieso durchkommen, alles würde wieder am Anfang beginnen und das war es mir nicht wert.

"Ich bin wohl irgendwie ungünstig gestolpert und gegen ein Regal gefallen", murmelte ich, "Aber es ist alles okay, mein Kopf tut nur etwas weh"

"Gestolpert? Ich dachte, ich hätte mir eingebildet, noch eine andere Stimme vorher gehört zu haben", der Bibliothekar hob eine Augenbraue und wieder warf ihm Miss Brown einem warnenden Blick zu, doch er ignorierte es "Und normalerweise halten die Regale einiges aus"

"Hm, hm. Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist", warf Miss Brown ein und der Bibliothekar verstummte. "Ist sicher alles okay? Du warst ja richtig unter dem Bücherregal begraben. Das hat ziemlich schlimm ausgesehen" Ich nickte nur schnell. Mein Blick wanderte an ihr vorbei, wo jetzt zwei Bücherregale verwüstet am Boden lagen, die Bücher waren irgendwo verstreut am Teppich. Es sah schrecklich aus.

"Tut mir leid, dass Ihre Regale kaputt gegangen sind. Ich bin nicht absichtlich gestolpert. Ich.... Ich weiß nicht, wie das passieren konnte...", log ich und sah den Bibliothekar, der das Chaos begutachtete, entschuldigend an, "Ich werde es bezahlen", fügte ich hinzu und Miss Brown wollte protestieren, doch der Bibliothekar nickte: "Einverstanden. Entschuldigung angenommen" Dieser Mensch war mir wirklich sonderbar...Miss Brown schüttelte nur verständnislos den Kopf: "Das musst du nicht machen, die Schule wird das schon übernehmen. Es war ja keine Absicht" Irgendwie war es schon meine Schuld, denn ich hatte Sarah dazu provoziert. "Sie wird es nicht bezahlen Ralf", sie wandte sich dem Bibliothekar wieder zu und sah ihn eindringlich an. "Meinetwegen", brummte er schließlich, "Ihr solltet vielleicht einen Eisbeutel vom Lehrerzimmer holen. Ich räume hier einstweilen auf"

Miss Brown nickte zufrieden und half mir auf: "Geht es?" Ich nickte und war wirklich froh, muss sie sich so sehr für mich eingesetzt hatte, denn wenn ich es mir jetzt überlegte, wusste ich nicht, wie ich Mum hätte beibringen sollten, 2 Bücherregale zu bezahlen...Sie begutachtete mich einen Moment, dann ging sie neben mir Richtung Ausgang. Wahrscheinlich würde ich nur ein paar blaue Flecken von dem Aufprall am Rücken bekommen. Ich hasste Sarah, doch es war mir nicht wert, wegen ihr ein Theater zu machen. Als wir am Gang angekommen waren, bemerkte ich Miss Brown's musternden Blick und schließlich fragte sie: "Hast du geraucht?"

Verständnislos blickte ich sie an: "Wie bitte?"

"Ich kenne den Geruch von Zigaretten, glaub mir, ich habe schon Vieles erlebt. Unser Freund, der Bibliothekar zum Glück nicht, sonst hätte er ein richtiges Theater gemacht", Miss Brown hob eine Augenbraue, "Hast du geraucht? Bitte lüg mich nicht an!"

In welche Situation hatte ich mich da bloß hineingeritten? "Nein, das war....", ich stoppte und blickte zu Boden, "Es ist kompliziert, tut mir leid, ich will nicht darüber reden. Ich habe auf jeden Fall nicht geraucht"

Miss Brown dachte einen Moment nach, schien mich erneut zu mustern: "Also bist du in Wahrheit auch nicht einfach gestolpert oder wie darf ich das verstehen?"

"Nein", gab ich zu, "Es tut mir leid, es ist aber keine große Sache. Es ist unwichtig, warum es dazu gekommen ist und ich nehme von mir aus die Schuld auf mich"

"Keine große Sache?", Miss Brown blieb stehen, packte mich an den Schultern und sah mich eindringlich an, worauf ich sie erschrocken ansah. "Es hätte Schlimmeres passieren können. Du hättest dir etwas verstauchen können oder....Weißt du, was ich meine?" Ich nickte langsam und sie entschuldigte sich schnell für diese abrupte Aktion und ließ mich wieder los. "Du bist ein nettes Mädchen, Alyssa" Warum lief ich plötzlich rot an? "Ich verstehe zwar nicht ganz, warum du die Schuld auf dich nimmst, aber wenn es irgendwas Ernstes war, dann solltest du...- "

"Nein, es war einfach unnötig. Glauben Sie mir", versprach ich, während wir weitergingen.

Miss Brown lächelte plötzlich traurig, dann sah sie mich an: "Du willst mir wirklich nicht sagen, was da passiert ist, oder?" Warum sollte ich sie mit so etwas Unnötigem, wie Sarah's Gemeinheiten, nerven? Ich schüttelte den Kopf und sie seufzte: "Wenn es etwas Ernsthaftes gewesen wäre, hättest du es mir aber gesagt?" Ich nickte und Miss Brown gab sich geschlagen: "Na, schön. Dann vertraue ich dir" Warum wurde ich schon wieder rot? "Aber ich möchte nicht, dass Rauchen noch einmal vorkommt, egal wie es in der Situation passiert ist, verstanden?" Wieder nickte ich. "Dir muss man wirklich alles aus der Nase ziehen oder?", Miss Brown musste lachen und ich lächelte verlegen. "Na, gut, dann komm, besorgen wir dir einen Eisbeutel" Sie bugsierte mich die Treppen hinauf zum Lehrerzimmer und als sie hineingehen wollte, blieb ich stehen, um zu warten und Miss Brown versicherte mir, dass sie sofort wieder zurück sein würde, worauf ich wieder nur nickte. Ich sah mich einstweilen um, um mir die Zeit zu vertreiben und setzte mich auf eine Couch, die sich gleich neben der Tür des Lehrerzimmers befand. Ich bemerkte, dass mein Kopf noch immer etwas weh tat, doch es war besser geworden. Kurz darauf öffnete sich schon die Tür des Lehrerzimmers und Miss Brown erblickte mich und setzte sich neben mich. Sie hielt mir einen Eisbeutel hin und ich nahm ihn dankbar und hielt ihn gegen meine Stirn. Aus den Augenwinkel glaubte ich zu bemerken, dass sie mich besorgt musterte, was mich unsicher machte. Eine Weile sagte sie nichts.

"Tut mir leid, ich will wirklich wissen, was passiert ist", meinte Miss Brown dann plötzlich und ich biss mir auf die Lippe. Mittlerweile kannte ich sie schon besser und wusste, dass sie viel Kontakt zu Schülern pflegte. Miss Brown war sehr aufgeschlossen und scheute keinen Kontakt, deshalb überraschte mich ihre Besorgnis auch nicht wirklich.

"Ich hatte Streit mit jemandem. Naja, wir verstehen uns nicht sehr gut", versuchte ich zu erklären und sah sie dabei nicht direkt an.

"Hm, das sehe ich aber nicht als Grund, dich gegen ein Bücherregal zu stoßen. So war es doch oder?", Miss Brown sah mich an, dann schüttelte sie den Kopf, "Dir geholfen hat dir diese Person auch nicht. Unerklärlich..." Ich sagte nichts, ich wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken. Für mich war das alles so unwichtig, mit solchen Mädchen wie Sarah müsste man eben klarkommen oder ihnen einfach aus dem Weg gehen.

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne nicht mehr darüber sprechen. Es wird bestimmt nicht mehr vorkommen, es war nur ein dummer Unfall", traute ich mich zu sagen und wieder mied ich Miss Brown's Blick, doch sie schien langsam zu nicken.

"Wie du willst..."

"Danke für den Eisbeutel", nach einer Weile sah ich wieder zu ihr auf und sie lächelte leicht, "Ich denke, ich werde mich jetzt auf den Heimweg machen" Ich stand auf und übergab Miss Brown den Beutel wieder.

"Kommst du klar?", fragte sie nochmals und ich nickte. "Okay", sie nickte und erhob sich auch. Wir verabschiedeten uns und ich eilte die Treppen hinunter.

Unbreak my Heart | girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt