Annika P.O.V
"Annika!"
Ich stand gerade vor einem blauen Pkw und fuhr bei meinem Namen herum. Nina stürmte aus dem Waisenhaus und blieb rutschend vor mir stehen.
"Nina, was machst du denn hier draußen? Es gibt doch gerade Mittagessen"
Sie verdrehte die Augen und boxte mir freundschaftlich in die Seite.
"Ja eben, es gibt Mittagessen und du bist nicht da, du Dummerchen! Wärst du wirklich gegangen, ohne dich noch richtig zu verabschieden?"
Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern.
"Ach du kennst mich doch. Weißt du, ich lasse mich nicht mit jedem ein und ich finde es somit auch nicht nötig mich von dem jenigen zu verabschieden. Und die Betreuer...naja..."
Nina unterbrach mich und zog mich in eine Umarmung.
"Du sagst es. Ich kenne dich. Du brauchst dich nicht zu erklären. Aber, du hättest dich doch von mir verabschieden können."
"Es tut mir leid...Dadurch werden wir beide nur trauriger...Schreibst du mir mal, was hier so passiert?"
Wir trennten uns wieder voneinander und Nina nickte sofort.
"Ja klar! Aber vor allem musst du erzählen, wie es in dem neuen Heim so ist!"Schweren Herzens schafften wir es beide schließlich uns endgültig zu verabschieden und ich saß wenig später im Auto.
Ich winkte Nina - sie zurück.
Ich seufzte: ja sie werde ich tatsächlich vermissen. Das hätte ich anfangs nicht gedacht, denn eigentlich band ich mich an niemanden.
"Wie lange fahren wir eigentlich?" fragte ich nach einer Weile; jetzt hatten wir bereits den Ort verlassen.
"Ungefähr 2 Stunden" antwortete die Frau freundlich, die sich vorhin als Sandra Weiler vorgestellt hatte. Ich durfte sie einfach Sandra nennen.
Ich nickte und beschloss, etwas Musik zu hören. Smalltalks zu führen war nämlich nicht gerade meine Stärke. Mit Kopfhörern in den Ohren suchte ich nach einem Lied, das meine Laune etwas heben könnte. Ich entschied mich schließlich für Drag me down. Gleich etwas zufriedener lehnte ich mich zurück und legte mein Handy auf meine Reisetasche neben mich.
Mit gespaltenen Gefühlen starrte ich aus dem Fenster.
Wie es dort nur so ein wird?
Wie werden die anderen sein?Jetzt werde ich wohl wieder 'Die Neue' sein müssen. Ich mochte es gar nicht, wenn alle schon ihre Freunde hatten und ich ganz neu hineinplatzte. Ich hoffe nur ich finde wieder jemanden wie Nina und stehe nicht ganz alleine da. Sandra, eine Betreuerin von dort, schien aber schon mal nett und sympathisch zu sein.
Also...positiv denken!
-------------- ca. 2 h später ----------------
Die Landschaft wurde grüner und tatsächlich schöner, als der Ort in dem mein altes Waisenhau war. Deshalb hoffte ich jetzt, dass wir bald ankommen würden. Hier könnte ich mich vielleicht sogar richtig wohlfühlen.
So als hätte Sandra meine Gedanken gelesen, ertönte auf einmal ihre Stimme vom Fahrersitz. Ich stoppte schnell die Musik. Gerade noch rechtzeitig!
"Richte schon mal wieder deine Sachen zusammen. Wir sind gleich da"
Ich nickte und machte schnell wie geheißen. Immer wieder warf ich flüchtige Blicke aus dem Fenster hinaus, um nach dem Hein Ausschau zu halten.
"Sieht man es schon? " wiederholte ich mich nun schon das dritte Mal und spielte ungeduldig mit dem Ring an meinem Finger.
Den Ring hatte ich eigentlich schon immer bei mir und hatte ich ihn nur mal kurz, zum Beispiel beim Duschen, aus, fühlte es sich gleich ganz komisch und...alleine an. Ich brauchte einfach meistens etwas, an dem ich herum spielen und mich ablenken konnte. Aber es hatt auch einen anderen Grund, denn der Ring war beinahe der einzige Gegenstand, der mich an meine unbekannte leibliche Familie erinnerte...
"Nein Annika, immer noch nicht. Aber nach dieser Ecke.."
Ihre, für mich, plötzliche Antwort brachte mich wieder schnell in die Realität zurück und ich richtete mich auf. Ich sah Sandra im Rückspiegel lächeln und wir bogen nach rechts ab.
Nach dieser Ecke, hatte sie gesagt. Ohje jetzt wurde es ernst.
Einerseits traute ich mich, nachdem wir die Ecke hinter uns gebracht haben, gar nicht aufzusehen. Aber andererseits konnte ich es kaum abwarten, endlich Gewissheit darüber zu haben, wo ich ab sofort leben würde!
"Oh schau mal. Das Haus wird gerade schön von der Sonne angeleuchtet. Deshalb passt der Name auch ziemlich gut, was meinst du?"
Jetzt konnte es nicht mehr aushalten und richtete meinen Blick nach vorne.
Vor uns erstreckte sich eine lange grüne Einfahrt, die auf beiden Seiten von tiefgrünen Bäumen flankiert wurde. Das Heim war überraschend schön und ziemlich groß! Außerdem gab es dem Anschein, dass hinter dem Haus auch noch ein Garten versteckt sein musste.
"Das ist ja schöner als ich gedacht habe" kam es unwillkürlich aus meinem Mund.
"Das sagen einige Kinder"
Sandra lachte, stieg aus und zog meine Reisetasche aus dem Auto. Jetzt stieg auch ich aus und atmete die befreiende, frische Luft ein. Es duftende nach Blumen und Bäumen; einfach wundervoll.
"Danke" sagte ich, als ich mich von dem fesselnden Anblick des Grundstücks losgerissen hatte. Sandra überreichte mir gerade mein Gepäck.
"Ich kann dir aber auch noch tragen helfen. Dein Zimmer wird wahrscheinlich im ersten Stock sein, also musst du auch eine Treppe nach oben gehen."
Ich nickte dankbar. "Okay"
Zusammen schleppten wir meine Sachen zum Haus. Um in das große Gebäude zu gelangen, musste man drei oder vier niedrige Stufen überwinden. Danach erstreckte sich ein breiter Flur mit alten Möbeln vor uns. Im Allgemeinen war die Einrichtung hier eher rustikal und hölzern gehalten, doch gerade das fand ich gar nicht so schlecht. Außerdem war es auch verständlich, denn Waisenhäuser hatten nie besonders viel Geld.
Plötzlich nahm ich ein Räuspern wahr und ich ließ meinen Blick nicht mehr umher schweifen, sondern richtete ihn vor mich. Dort stand ein braunhaariger Mann; um die 40.
"Äh...entschuldigung. Was haben sie gesagt?" murmelte ich verlegen.
Der Mann lächelte.
"Ich habe mich gerade vorgestellt und gesagt, dass du mich ruhig duzen kannst."
Er hielt mir seine Hand hin und ich schüttelte sie.
"Also mein Name ist Alex Barnet, aber für dich und die anderen Kinder einfach nur Alex. Ich bin der Leiter vom Haus Sonnenhof."
"Hallo Alex" sagte ich darauf höflich.
"Du willst sicherlich gleich in dein Zimmer und dich von der Fahrt ausruhen. Wir zeigen es dir sofort"
Gesagt, getan.
Sandra und Alex nahmen mir jeweils eine Tasche ab, sodass ich nur noch meine kleine Tasche, in der ich Handy, Kopfhörer und ähnliches hatte, tragen musste.
Wie Sandra vorhin schon vermutet hatte, lag mein Zimmer im ersten Stock. Dort befand sich ein langer Flur mit mehreren Türen. Mein Zimmer war Nummer 》9《.
Das war am Ende des Flures."So, hier wären wir"
Nach seinen Worten, öffnete Alex nach einem Klopfen die Türe.
Ein helles Zimmer kam zum Vorschein, in dem drei Betten plaziert waren. Das war das, was mir auf den ersten Blick auffiel. Mit dem zweiten Blick war aber noch um einiges mehr zu sehen.
Auf das plötzliche "Hallo!" , was aus einer Ecke des Zimmers ertönte, war ich gar nicht vorbereitet.
Sofort richtete ich meinen Blick auf das Mädchen, was auf mich zu kam.
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Hallo!
Und hier ist schon Kapitel 4 ;)
Entschuldigt, es hat leider etwas länger gedauert bis es fertig war...
Naja ich hoffe es gefällt euch!
Lasst doch auch einen Vote oder Kommentar da (:P.S. so wie oben auf dem Bild könnt ihr euch ungefähr das Heim vorstellen.
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Lost Twins
Teen FictionZwei Mädchen. Ein neuer Anfang. Ein Schicksal. Annika Winters und Sophie Summers könnten auf den ersten Blick eigentlich gar nicht unterschiedlicher sein. Ihr Charakter, Aussehen und ihr Freundeskreis ist anders. Und doch haben sie viele Gemeinsamke...