35. Kleine Rätsel

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„Hätten Sie kurz Zeit für mich?", meinte ich höflich, während meine Hände sich immer noch etwas schwitzig anfühlten. Was machte ich hier? War es für das, was ich plante, nicht eigentlich noch viel zu früh? Alexa und ich waren schließlich jetzt kaum mehr als 2,5 Monate zusammen, auch wenn es mir bereits wie eine halbe Ewigkeit vorkam (natürlich im positiven Sinne), denn der erste Advent stand bereits vor der Tür und bis zum 1. Dezember war es auch nicht mehr lange hin. Gedanklich schüttelte ich kurz den Kopf. Es hatte keinen Sinn sich das jetzt zu fragen, schließlich stand ich nun schon hier.

„Komm rein.", antwortete mir Herr Herzog und machte einen kleinen Schritt zur Seite, so dass ich eintreten konnte. „Einen Kaffe?", kam es von dem stattlichen Mann, als ich gerade meine Schuhe auszog und sie zu denen - vorzugsweise Anzugsschuhe - bei der Garderobe im Flur stellte. „Gerne.", nahm ich sein Angebot an. Vieles ließ sich bei einer Tasse Kaffee besser bereden. Unteranderem auch das. Mein Gegenüber nickte und schritt in die Küche voran, die ich schließlich bereits kannte. Ich folgte.

Ich wusste, dass Alexas Vater nicht gerade in Geld schwamm, schließlich war er freiberuflicher Journalist, schrieb also mal für die Zeitung mal für eine andere, mal für ein Wissensmagazin und so fort. Kurz um: Sein Einkommen konnte von Monat zu Monat stark schwanken. Trotzdem merkte man von all dem nur sehr wenig in seiner kleiner Eigentumswohnung. Genau wie bei Alexa war vieles in Weiß gehalten und der moderne Einrichtungsstil war auch hier vorherrschend, auch wenn Alexas Vater noch etwas mehr den Hang zum Altmodischen hatte. So wusste ich beispielsweise von dem alten, speckigen Ledersessel (so eine wie man ihn sich gern bei Psychologen vorstellt) im Wohnzimmer, in dem er wohl regelmäßig das ein oder andere Buch las. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, waren meine Gedanken automatisch zu der Vorstellung von Alexas Vater in eben so einem Sessel und mit einem prasselnden Kaminfeuer im Hintergrund gewandert, die mir bei unserer ersten Begegnung in den Kopf gekommen war. So schlecht hatte ich damals wohl gar nicht gelegen - auch wenn seine Wohnung keinen Kamin besaß.

Während der Kaffee gerade aufbrühte und Alexas Vater zwei Tassen aus den Schränken kramte, nahm ich an dem massiven Eichentisch platz. Meine Gedanken kreisten um meine Idee, die mir mit jeder Sekunde, die verstrich, dämlicher erschien, doch während ich noch überlegte, wie ich meine Gedanken wohl gleich am besten zum Ausdruck bringen konnte, war der Kaffee bereits fertig und eine heiße Tasse des schwarzen Gebräus stand vor mir. Ich atmete noch einmal kurz durch, als ich Alexas Vater zu mir an den Tisch gesetzt hatte und ich versuchte mich, bevor ich von meiner Idee zu erzählen beginnen würde, etwas zu beruhigen. Es war nur eine Bitte, die ich an ihn hatte und die er vermutlich allein schon Alexa zu liebe mir nicht abschlagen würde.

„Ich bin hergekommen, um Sie um etwas zu bitten.", begann ich also, während Albert (Alexa nannte ihn auch gerne Berti, wenn sie ihn etwas triezen wollte, was als Spitzname ungefähr so gut zu dem stattlichen Mann mit gepflegtem Vollbart passte wie zu Alexa selbst) den ersten Schluck Kaffee leicht schlürfend der Temperatur wegen zu sich nahm, doch auch, als er die Tasse bereits wieder abgesetzt hatte, blieb er stumm und deutete mir damit, dass ich fortfahren solle. "Ich würde Alexa gerne zu Weihnachten eine Reise in die Alpen schenken.", begann ich also zu erzählen, "Ich weiß, dass sie früher als Kind häufig mit Ihnen zum Skifahren ist und dass sie das die letzten Jahre nie konnte aus zeitlichen und finanziellen Gründen. Und da wollte ich zum einen Ihren Rat dazu einholen, weil ich gern wüsste, wo ihr damals immer euren Urlaub verbracht habt und zum anderen wollte ich Sie darum bitten, ob Sie vielleicht in der Zeit auf Nele aufpassen könnten.... Es wären nur drei oder vier Tage nach Neujahr, aber ich würde Alexa gern die Chance bieten sich einmal wieder auf sich selbst zu fokussieren und etwas vom Alltag los zu kommen."

Mein Gegenüber schmunzelte leicht. "Wir sind damals immer nach Österreich. Bis weit hinter Salzburg. In Mauterndorf gab's damals einen Biobauernhof mit Übernachtung, wo wir immer für ein paar Tage geblieben sind. Alexa hat damals Freundschaft mit einem Kälbchen geschlossen." Er lachte kurz. "Wir waren den ganzen Tag unterwegs und abends hieß es dann, dass Alexa den Stall besichtigen dürfte, wenn sie wollte... Sie ist jeden Tag zu diesem Kalb gerannt. Morgens. Mittags. Abends. Grad noch, dass wir überhaupt zum Skifahren gekommen sind.", gab Herr Herzog in Erinnerungen schwelgend mit dem Blick aus dem Fenster von sich, ehe er sich wieder an mich wandte: "Ich kann dir gerne die Adresse und das Skigebiet raussuchen." 

Ich nickte dankbar. "Und was Nele angeht.." Herr Herzog richtete sich gerade auf, um wohl Richtung Arbeitszimmer zu wandern. "Mach dir darum mal keine Sorgen. Die Kleine kann ruhig ein paar Tage bei mir sein. Habt ihr euren Spaß." Er zwinkerte mir kurz zu. "Den hat meine Tochter eh viel zu selten...", meinte er noch und trottete dann aus der Küche. 

Für einen Moment atmete ich auf. Damit war der erste Teil meiner Idee gesetzt. Fehlte nur noch der zweite, doch dafür musste ich noch etwas warten. 

Albert brauchte ein wenig, bis er nach einer Weile mit einem kleinen Karton in die Küche zurückkehrte. Ich hatte in der Zwischenzeit mich etwas an meinem Kaffee aufgewärmt. Die Temperaturen sanken mittlerweile von Woche zu Woche und wenn das so weiter ging, stand einem Kurztripp in die Berge nichts im Weg. Der Karton entpuppte sich als wahre Fundgrube. Nicht nur, dass Herr Herzog sogar die alten Skipässe aufgehoben hatte, nein, auch alte Fotos von Alexa waren mit in der kleinen Truhe versteckt: Alexa das erste Mal auf Skiern - mit vielleicht 7 oder 8 Jahren. Alexa mit roten Backen, breit grinsend irgendwo auf einem Bergwipfel. Selbst Bilder von dem Kälbchen tauchten auf und ihr Vater wusste zu jedem Bild eine kleine Geschichte zu erzählen. Dementsprechend blieb es auch nicht bei nur einer Tasse Kaffee, doch als es langsam zu dämmern anfing, machte ich mich auf dem Heimweg. Ein paar von Alexas alten Fotos hatte mir ihr Vater mitgegeben, weil sich daraus auf Photoshop sicherlich eine schöne Karte basteln ließ. Ich hatte vor so eine Art kleines Puzzel für sie zu machen, wobei auf jedem kleinen Puzzelstück auf der Rückseite ein Schlüsselwort stehen würde. Zusammen würde sie dann ziemlich eindeutig auf ihr Geschenk hinweisen.

Und ich war mir sicher, dass es ihr gefallen würde, schließlich liebte Alexa kleine Rätsel. 

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Auf einmal steht Weihnachten vor der Tür in der Geschichte... like WTF?! Ist Heide langweilig geworden oder so?! 

Nein, Heide ist nicht langweilig geworden, aber Heide hat mal nachgerechnet, um sich zeitlich nicht komplett zu verstricken, aber die 2,5 Monate Beziehung von den beiden katapultieren die Story jetzt tatsächlich in den Spätherbst :0 

Wie dem auch sei ;) 

Eure Meinugen zu Flos Idee? :) Und was glaubt ihr könnte der zweite Part sein? :D

LG Heide :x 

Adult Love (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt