Teil 12

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B-Joo
Wieder sitze ich im Unterricht und wieder passe ich nicht auf. Es ist Montag und die erste Stunde, in der wir Koreanisch haben. Mr Park hat es anscheinend ein bisschen aufgegeben mich am Unterricht zu beteiligen, also denke ich über das Wochenende nach. Es war wirklich schön das Wochenende mit Hansol zu verbringen. Gedankenverloren male ich auf meinem Block herum und starre ab und zu aus dem Fenster. Irgendwann später merke ich wie Jiho mir auf die Schulter tippt und schaue ihn an. "Wir haben Pause!", sagt er und ich stehe schnell auf. "Ahh ich wollte noch mal mit dir sprechen Byungjoo! Kommst du mal bitte her.", höre ich Mr Park hinter mir sagen und drehe mich um, um auf ihn zu zugehen. Jiho steht hinter mir und wartet gespannt darauf was Herr Park sagen will. "Also Byungjoo ich habe am Freitag mal mit deinen Lehrern gesprochen und wir haben uns darüber unterhalten, was wir mit dir machen wollen. Wir haben lange überlegt ob wir dich eine Klasse runterstufen sollen oder auf eine andere Schule oder so schicken sollen und haben uns Gedacht wir wollen erstmal mit deinen Eltern reden. Sei bitte morgen um 15:00 Uhr mit deinen Eltern hier.", sagt er und verlässt danach die Klasse. Geschockt starre ich ihm hinterher. "Scheiße man!", flüstert Jiho neben mir und ich falle aus meiner Starre. "Was haben wir nächste?", frage ich ihn und er schaut auf den Stundenplan. "Mathe und danach noch Englisch!" "Okay ich gehe nach Hause." Ich schnappe mir meine Sachen und gehe Richtung Schultor. "Das kannst du nicht machen" "Und wie ich das kann. Bis Morgen!"

"Also Mr und Mrs Kim, sie wissen vielleicht warum wir hier sind.", fängt Mr Park an und ich habe jetzt bereits das Gefühl kotzen zu müssen. "Wenn ich ehrlich bin, wissen wir es nicht!", gibt meine Mum zurück und guckt mich fragend an. "Es ist so! Byungjoo macht im Unterricht nicht mit und seinen Noten sind Katastrophal. Wir sollten Überlegen, was wir mit ihm machen. Wenn es so weiter geht, wird er niemals einen Schulabschluss bekommen." Ich muss schlucken und kann mir ungefähr vorstellen, was meine Eltern machen werden. "Ohh davon wussten wir gar nichts", sagt nun meine Mum dazu und meine Eltern gucken mich böse an. "Ich denke ich weiß, was wir machen. Ich werde Ihnen morgen Bescheid sagen Mr Park."

Ich sitze mit meinen Eltern im Wohnzimmer. Meine Eltern auf dem Sofa und ich in einem meiner Sitzsäcke. "Byungjoo wir haben uns entschlossen dich in ein Internat zu stecken!" Ungläubig schaue ich die beiden an. "Nicht euer Ernst oder?" "Doch. Wir sind sowieso fast nie zuhause und du machst anscheinend auch nichts für die Schule. In einem Internat hast du immer Leute um dich und machst mit ihnen Hausaufgaben oder lernst für Arbeiten.", sagt meine Mum und ich spüre wie mich Traurigkeit überkommt. Warum ein Internat? Was wird aus Jiho und vor allem aus Hansol. Ich kann ohne die beiden nicht leben. Ohne ein Wort zu sagen stehe ich auf. Kurz bevor ich aus dem Wohnzimmer gehe sagt mein Vater noch was. "Am Samstag! Am Samstag bringen wir dich dort hin." Ich laufe die Treppen hoch und fange an zu weinen. Ich packe schnell einen kleinen Rucksack und laufe wieder nach unten. Ich ziehe mir Schuhe und Jacke an und verlasse das Haus.

Meine Hände zittern immer noch und ich drücke auf die Türklingel. Nach einem kurzen Moment öffnet sich die Tür und Hansol steht vor mir. Er sieht, dass ich weine und nimmt mich in den Arm. So laufen wir in sein Zimmer und legen uns in sein Bett. Er streichelt mir über den Kopf, um mich zu beruhigen. "Was ist los?", fragt er mich und seine Hand streichelt nun über meinen Rücken. "M-m-meine E-Eltern w-w-wollen m-m-ich auf ein I-I-Internat st-st-stecken.", sage ich schluchzend. Still streichelt er mich weiter und wartet bis ich aufgehört habe zu weinen. Was relativ lange dauert. Sein Shirt ist von Tränen durchweicht, er steht auf und geht aus seinem Zimmer raus. Zwei Minuten später kommt er mit zwei Wasserflaschen und einer großen Packung Taschentücher wieder. Er reicht mir die Taschentücher und eine Flasche Wasser. Dankend nehme ich beides an und trinke einen großen Schluck. Hansol macht es mir nach und guckt danach traurig in mein Gesicht. "Wir werden uns nicht Wiedersehen. Jedenfalls fast nie. Ich werde das nicht aushalten können. Ich liebe dich." Mir laufen wieder Tränen übers Gesicht, die mir Hansol vorsichtig wegwischt. Er sitzt immer noch still vor mir. Doch nun fangen auch bei ihm an die Tränen zu laufen. "Ich liebe dich auch!", sagt er leise und guckt zu Boden. "Es wird wohl das beste sein, wenn wir Schluss machen.", sage ich traurig. Naklar könnte eine Fernbeziehung funktionieren, aber das will ich nicht. Nach kurzer Zeit nickt Hansol verständnisvoll und schaut mir wieder in die Augen. "Doch diese Nacht haben wir noch und die werden wir uns nicht nehmen lassen. Ich gehe morgen einfach nicht zur Schule und von Jiho kann ich mich ja noch Donnerstag und Freitag verabschieden.", sage ich und beuge mich zu Hansol um ihn zu küssen. Das wird die schönste Nacht, die ich in den nächsten Jahren habe werde.

#CU (Hanjoo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt