Irgendwo in meinen Taschen musste sich doch dieser blöde Schlüssel verstecken. Ich wusste schließlich, dass ich ihn mitgenommen hatte - und natürlich es mal wieder sofort geschafft hatte ihn irgendwo verschwinden zu lassen, was mir leider nur allzu regelmäßig passierte. Ein Seufzen entwich mir, ehe ich mich dazu entschloss kurzer Hand zu klopfen und darauf zu hoffen, dass ich Nele damit nicht wecken würde.
Nach dem Besuch bei Alexas Vater war ich zuerst nach Hause gefahren, hatte mich noch an einem Video für DoktorFroid gesetzt. Eigentlich hatte ich heute wieder einen Tag in meiner eigenen Wohnung verbringen wollen, mich wieder etwas auf mein Studium und vor allem auch auf Youtube konzentrieren wollen, doch als dann mein Handy vibriert und mich damit auch die Nachricht, dass Alexa mal wieder mit Regelschmerzen im Bett lag, erreicht hatte, hatte ich mich natürlich umentschieden. Ich wusste um die Stärker der Krämpfe, die sie dabei immer wieder hatte und die mich schon häufiger fast dazu veranlasst hätten sie zu einem Arzt zu fahren. Nur ihre immerwährenden Versicherungen, dass dies bei ihr völlig normal sei und man dagegen eh kaum was machen könne, hatten mich davon abgehalten. Dafür wusste ich mittlerweile ziemlich gut, was ihr dabei half: Ruhe, Wärme, Ibus und der Rotbäckchensaft mit Eisen.
Von innen hörte ich, wie sich jemand der Tür näherte. Die Türklinke wurde hinuntergedrückt und Alexa, die weiß wie Kreide war, stand mit unordentlichen Haaren und heruntergezogenen Mundwinkeln vor mir. "So schlimm?", entgegnete ich beim Eintreten. Sie nickte nur und verzog sich zurück in ihr Bett, wo mit Sicherheit ihr Wärmekissen bereits auf sie wartete. Ich seufzte. Sie so zu sehen und zu wissen, dass sie gerade Schmerzen litt, tat mir immer wieder weh. Vor allem aber störte es mich dagegen nicht wirklich etwas tun zu können, denn egal, was ich ihr Gutes tat, ein gewisses Restschmerzniveau blieb fast immer.
Nachdem ich meine Schuhe in den Gang gestellt hatte und meine Jacke aufgehängt, begab ich mich ins Schlafzimmer, wo Alexa sich unter einer Decke zusammengerollt hatte. "Willst du einen Tee?", meinte ich beruhigend, setzte mich kurz neben sie auf die Bettkante und strich ihr behutsam über die Wange. Alexa nickte kaum merklich, während sie ihre Stirn in Falten legte und sich vom einen auf den anderen Moment auf die Lippe biss. "Hast du schon Ibus genommen?" Sie schüttelte den Kopf, ehe sie ein "Keine mehr gefunden.." mit leiser Stimme erklingen ließ. "Dann mach ich dir jetzt nen Tee, schau noch mal, ob du irgendwo Ibus hast und ansonsten fahr ich noch kurz zur Apotheke.", entgegnete ich und wollte bereits aufstehen, als Alexa mich zurückhielt. "Danke ...", nuschelte sie. "Kein Problem.", gab ich mit einem liebevollen Lächeln zurück und küsste sie sanft auf die Stirn. "Ich hab dich doch lieb. Da tut man sowas gerne." Ein Schmunzeln huschte über Alexas Lippen. "Ich dich auch, Flo." Es war kaum mehr als ein Flüstern und doch vermochten diese Worte so viel in mir auszulösen, denn sie bewiesen mir immer wieder, dass es all das wert war: All die Gedanken, all die Sorgen, all die Ängste. Sie waren es wert, weil Alexa all dies wert war.
In der Küche setzte ich noch kurz Wasser auf, bevor ich nach meinem Handy griff und googelte, wo die nächste Apotheke war und ob diese noch offen hatte. Zu meiner Enttäuschung musste ich vorstellen, dass die nächste Apotheke, die noch offen hatte, weil Notfalldienst, sich fast eine 25 Minuten entfernt befand. Es waren nicht die 25 Minuten Fahrt, die mich störten, sondern eher die 50 Minuten, die Alexa ohne Schmerzmittel aushalten musste. Während das Wasser langsam zu köcheln begann, nahm ich noch eine Tasse aus dem Schrank, kümmerte mich um einen Teebeutel und verschwand dann ins Bad. Vielleicht hatten wir ja Glück und irgendwo hier versteckte sich noch eine angefangene Packung.
Die Suche blieb jedoch trotz aller Bemühungen erfolglos, weshalb ich etwas enttäuscht in die Küche zurückkehrte, den Tee aufgoss, ein Löffel Zucker reinkippte und etwas Milch, um wenigstens damit Alexa etwas Gutes tun zu können. Als ich in das Zimmer trat, bemerkte ich auch den bereits angefangen Rotbäckchensaft. Vorsichtig stellte ich den heißen Tee auf dem kleinen Nachkästchen ab. "Ich muss leider noch mal los. Hab keine Ibus mehr im Bad gefunden.", meinte ich und setzte mich noch einmal neben sie. Alexa drehte sich vorsichtig um. Ihr Blick wirkte so unglaublich traurig. "Es wird bald besser, ok? Ich bin so schnell wie möglich wieder da." Sie nickte nur. "Soll ich dein Wärmekissen noch mal warm machen, bevor ich fahre?" Dieses Mal schüttelte sie leicht den Kopf. "Is noch heiß genug ..."
"Versuch ein wenig zu schlafen oder dich mit etwas Musik abzulenken. Vielleicht hilft ja auch der Tee ein wenig." Vorsichtig hatte ich mich wieder aufgerichtet, schließlich wusste ich, dass jede Erschütterung, jede noch so kleine Bewegung dazu führen konnte, dass ihre Schmerzen stärker wurden oder eine erneute Krampfwelle sie durchfuhr. "Brauchst du noch was?" Abermals schüttelte Alexa den Kopf.
Ich ging zurück in den Flur, zog mich an und verließ dann die Wohnung - nicht ohne dieses Mal vorher zu checken, wo sich der Wohnungsschlüssel befand. Zum Glück hatte ich einen Parkplatz in der Nähe gefunden. So konnte ich wenigstens gleich von hier aus zur Apotheke fahren und musste nicht auch noch 10 Minuten zum Auto laufen.
Exakt 50 Minuten später stand ich wieder vor der Wohnungstür im dritten Stock, kramte nach meinem Schlüsselbund und sperrte auf. Noch ehe ich meine Schuhe bzw. meine Jacke auszog, befüllte ich in der Küche ein Glas Wasser und marschierte mit eben diesem und der Packung Schmerzmittel in Alexas Zimmer - natürlich immer noch darauf bedacht nicht allzu viel Lärm zu machen, um Nele nicht zu wecken. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass Alexa leicht vor sich hindöste, sich also gerade auf einem relativ niedrigen Schmerzniveau befinden musste. Der Tee auf dem Nachkästchen war mittlerweile erkaltet und gerade mal die Hälfte davon schien sie getrunken zu haben. Daneben stellte ich das Glas ab, öffnete die kleine Papierpackung und drückte eine der Tablette aus ihrer Verpackung.
Als ich sie gerade hatte wecken wollen, blinzelte Alexa kurz. "Du bist schon wieder da?", meinte sie leicht verschlafen. Ich nickte. "Hier.", ließ ich erklingen und übergab ihr die Tablette, bevor ich ihr das Wasserglas reichte. Einen kräftigen Schluck später, stellte sie das Glas wieder neben sich ab. "Danke, Flo." Ich schüttelte nur den Kopf. "Das hab ich gern gemacht.", entgegnete ich, streifte meine Schuhe ab und ließ meine Jacke etwas unachtsam auf dem Boden neben ihrem Bett zurück. "Und jetzt rutsch ein wenig rein. Ich will mich neben dich legen können." Ein Lächeln schlich sich auf Alexas Lippen, ehe sie etwas zur Seite rückte, während ich meine Gürtelschnalle öffnete und die Jeans von mir abstreifte. "Ließt du mir noch etwas vor?", kam es fragend von ihr und ich musste nicht einmal zu ihr schauen, um zu wissen, dass sie gerade wieder ihren Hundeblick drauf hatte. Ich lachte. "Natürlich." Ein kurze Pause trat ein, als ich mich im Zimmer nach Faust umblickte. "Wieder Goethe?", hakte ich nach. "Wieder Goethe.", bestätigte sie.
"Na dann." Ich griff nach dem roten Buchen und setzte mich neben sie aufrecht ins Bett. Kaum hatte ich das Buch aufgeschlagen, spürte ich schon ihren Kopf auf meinen Schoß und ihre Hand unter meinem T-shirt. Auch wenn ich es nicht wollte und auch wenn diese Situation so unpassend erschien, regte sich da doch etwas in mir.
"Prolog im Himmel.", begann ich dennoch meine abendliche Vorlesestunde, " Die Sonne tönt, nach alter Weise - in Brudersphären Wettgesang - und ihre vorgeschriebne Reise - vollendet sie mit Donnergang.Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, - wenn keiner sie ergründen mag; - die unbegreiflich hohen Werke- sind herrlich wie am ersten Tag."
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Huhu meine lieben Layzys :)
Und ja, es gibt "schon wieder" ein neues Kapitel jei ^-^ (Trotz leichtem Stress in der Uni und vieeeel zu tun, aber das ist in Jura irgendwie immer der Fall, egal ob Klausurphase, Semesterferien oder Vorlesungszeit.)
Schon mal eine kleine Ankündigung: Ich bin vom 13. bis 17.5 in Berlin ;) Wer da vermutlich kein Internet am Mac haben, aber hoffentlich trotzdem zum Schreiben kommen, aber haut mich bitte nicht, falls ich es doch nicht schaffe. 4 Tage sind halt nicht wirklich lang, für so eine große Stadt ^^Ich werde mein bestes versuchen, aber wie gesagt: Keine Garantie
Ansonsten wie immer: Ich freu mich riesig über Anregungen, Ideen, Inspiration, Rückmeldung und auch gerne konstruktive Kritik! :)
LG Eure Heide :x
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Adult Love (LeFloid FF)
FanficLiebe ist so eine Sache. Man kann nicht bestimmten, wen man liebt oder ob man überhaupt liebt, selbst wenn man es gerne würde. Flo ist bereits 26 als er in einer Vorlesung auf die drei Jahre jüngere Alexa und ihre fünfjährige Tochter trifft. Mehr od...