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Die beiden grinsen mich teuflisch an, was mich für einen Moment total verunsichert. Doch ich bin nicht ohne Grund Cara McLarens. Ich schaffe alles, was ich mir vornehme. Luke räuspert sich: „Der Plan? Der existiert, abgesehen davon, dass wir dich bei den Coolen integrieren, nicht. Sei du selbst. Sei so liebenswert wie eh und je. Denn er soll sich aufrichtig in dich verlieben und nicht in eine Illusion die er von dir hat. In eine Fiktion kann sich jeder Depp verlieben!" Und ich muss ihm Recht geben. Ich habe schon so viele Pläne in meinem Kopf zusammengesponnen, wie sich der unglaublich heiße und sexuell anziehende Daven Miller in mich verliebt, weil ich plötzlich sexy, schlank, süß und unwiderstehlich bin. Doch das bin nicht ich. Ich bin nun mal kurvig und wiege wahrscheinlich mehr als er. Ich bin nun mal zickig und manchmal wirke ich arrogant und ich bin nun mal genau das Gegenteil von sexy (Ok, nein, ich bin heiß!) und ok, ich habe die größten Stimmungsschwankungen und ohne meinen Frühstückskaffee will mich keiner erleben aber ich bin Cara und wenn ich schon dafür sorge, dass er mich will, dann soll er auch diese fehlerreiche Cara lieben. Ich nicke den Jungs zu und trinke dann meinen Kaffee komplett aus, denn eigentlich fängt 'the walking dead' bald an und irgendwie muss ich den Jungs ja signalisieren, dass sie sich verpissen sollen. Doch die Volltrottel gucken mich nur zufrieden an, sagen nichts, machen aber auch keine Anstalten MEINE Wohnung zu verlassen. Primaten! Dann halt deutlicher: „Ehm, würdet ihr euch endlich in Luft auflösen? Wir sehen uns morgen!" Ich stehe auf und ziehe die Jungs hoch, denn, wenn ich den Anfang verpasse, verbringe ich später Stunden wach bis die Wiederholung läuft und dann brauche ich morgenfrüh wieder drei Kaffees, dessen Konsum ich eigentlich reduzieren wollte. Luke umarmt mich wortlos und will schon gehen, als Ben sich räuspert und mich bittet, heute Abend mit den Jungs zu einer Party von Jacob Walter zu gehen. Ich kenne diesen Jacob Walter nicht einmal, deshalb lehne ich ab. „Jacob ist unser Schulsprecher, Cara. Sag mal, lebst du hinterm Mond? Die ganzen Girlies stehen fast so auf ihn, wie auf Daven. Also komm mit, so kriegt Daven schnell mit, dass du jetzt zu uns gehörst!", klärt mich Luke auf. Das klingt plausibel. Doch morgen ist Schule, wissen die das nicht oder ist denen das einfach egal? Und TWD kann ich dann auch nicht sehen..Ich will doch wissen, ob Glenn wirklich stirbt! Ich schüttele den Kopf, um meine Gedanken zu vertreiben und stimme dann zu. „Holt mich um 20:00 ab. Ich werde bereit sein. Falls ihr früher oder später kommt, könnt ihr alleine fahren. Jetzt verpisst euch, denn wenn ich zu wenig Zeit habe, werde ich gar nicht erst anfangen mich schick oder gar heiß zu machen!" Die Jungs flüchten fast schon und murmeln noch flüchtige Verabschiedungen nachdem sie mich schnell an sich gedrückt haben. Ich muss grinsen, denn ich bin und bleibe ein böses, kleines Mädchen. Ich ziehe mir mitten im Flur meine Sachen aus und tapse dann in Unterwäsche ins Bad um nochmal zu duschen, denn direkt nach der Dusche sind meine Locken immer erträglich. Ihr denkt euch jetzt sicher 'Hör auf dich zu beschweren, glätte deine Haare doch einfach, Nutte' aber kaputt machen will ich meine Haare auch nicht. Als ich unter der Dusche stehe und das lauwarme Wasser auf mich hinunterprasselt, muss ich wohlig seufzen, denn direkt entspannen sich alle meine Muskeln und ich fühle mich viel wohler in meiner Haut. Ich lasse den Rasierer über meine Beine gleiten, über meinen Intimbereich und schlussendlich über meine Achseln. Dann wasche ich die Haarkur aus und tapse langsam aus der Dusche zu meinem Handtuch, was ich über meinen Körper wickele. Direkt greife ich zu einer Bürste und fahre damit durch meine nassen Haare, anschließend knete ich etwas Haaröl hinein und laufe weiter in mein Zimmer wo ich direkt einen meiner wenigen BHs raushole. Mit meinen Brüsten ist das immer wahnsinnig schwer einen passenden zu finden. Und schön sind die dann auch selten...unfair! Jedenfalls hole ich einen halbwegs ansehnlichen schwarzen BH mit dem passenden String raus und schlüpfe, nachdem ich meinen kompletten Körper mit Vanillecreme eingecremt habe, in diese. Ich schaue mich im Spiegel und solange ich mich strecke, sieht es gar nicht schlecht aus. Fast schon sexy. Doch dann lasse ich mich auf meine normale Größe absinken und mein Körper sieht direkt unvorteilhaft aus. Aber egal, es gibt wichtigeres. Und ich sollte nicht so tun, als würde es mich interessieren: ich esse immer so viel und so oft ich will, es kann schon mal sein, dass ich abends nachdem Zähne putzen in die Chipstüte lange und auch essen in der Öffentlichkeit stört mich wenig. Ich ziehe an, was ich will und solange ich mich nicht anschaue, fühle ich mich auch äußerst wohl in meinem Körper, ich wiege mich nie - nur beim Arzt und die Zahl auf der Waage interessiert mich kaum - denn ich weiß nicht, wieso ich mein Leben weniger schön leben sollte, nur weil ich nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entspreche. Und immer, wenn ich bei meiner Familie sitze und vielleicht ein neues Fettpölsterchen dazugekommen ist, gucken diese mich so anklagend an, dass ich mir fast das zweite Steak mit extra viel Kräuterbutter spare. Fast!
Ich tapse in meiner Unterwäsche weiter zum Schrank und vermeide es nochmal in den Spiegel zu gucken, denn um Daven Miller konternd gegenübertreten zu können, brauche ich all mein Selbstbewusstsein. Ich hole mir ein hübsches weißes Kleid auf dem viele Blümchen abgebildet sind mit breiten Trägern und einem kleinen Ausschnitt raus, bis unter die Brust ist es eng geschnitten, danach fällt es weiter, so, dass es meine Figur vorteilhaft betont. Dazu ziehe ich passende Heels an, die ich aber direkt wieder ausziehe, denn jetzt muss ich mich erstmal schminken. Das verläuft jedoch, abgesehen davon, dass ich mehr Highlighter benutze, genauso wie immer. Meinen Schmuck ziehe ich komplett aus, der soll ja nicht beim Tanzen kaputt oder verloren gehen. Irgendwie muss ich es hinbekommen, dass Daven mit mir tanzt. Da kann ich ihn beeindrucken, denn ich tanze, als hätte ich nie etwas Anderes gemacht. Mit meinen High Heels in der einen und mit meinem Handy in der anderen Hand begebe ich mich zu meinem Sofa. Es ist grade mal 18:43 Uhr. Nach langer Zeit schaue ich mal wieder auf mein Handy und sehe, dass ich nicht viele Nachrichten hab. Die eine ist von Kylie: »Baby, was machst du? Kann ich vorbeikommen?" Schnell tippe ich ihr, dass sie partytauglich kommen soll, denn heute wird bei Jacob Walter gefeiert! Sofort schickt sie mir einen geschockten Smiley, sagt dann aber, dass sie ungefähr um viertel vor Acht da sein sollte. Perfekt!

Als Kylie kommt, liege ich faul auf dem Sofa - wie meistens und esse grade das vorletzte Stück Pizza auf. Nachdem ich sie also reinlasse, gleitet ihre Hand wie von selber zu dem letzten, DEM LETZTEN!, Stück Pizza und - ich wusste nicht, dass meine Reflexe derartig gut sein können - ich haue ihr so schnell ich kann auf die Hand. „Kylie, du weißt, du bist der einzige Mensch auf Erden, den ich aufrichtig liebe a...." „...ber dein Essen teilst du nicht mal mit mir, ich weiß.", beendet sie meinen Satz seufzend, dennoch aber amüsiert. Und weil ich weiß, wie es ist, Leuten beim Essen zuschauen zu müssen, lasse ich sie einmal vom Rand abbeißen. Ehe wir uns versehen, klingelt es an der Tür und zwei Honigkuchenpferde stehen davor. Nein echt, können die denn nicht mal aufhören? Ihre Gesichtsmuskeln müssen doch längst weh tun! Sie mustern mich und grinsen dann zufrieden und als sie Kylie sehen, sehen sie auch als alles andere als unzufrieden aus. „Ladies, wir haben eine ausgezeichnete Wahl mit euch getroffen! Ihr seht traumhaft aus" Kylie wird bei Bens Worten ein wenig rot, was ich resigniert bemerke. Nicht, dass ich noch Gefühle für Ben habe aber hallo, ich hatte Mal etwas mit ihm! Wobei...Kylie war noch nie ernsthaft verliebt und sollte ihre Wahl auf Ben fallen, wäre ich wohl die letzte Person die sich daran stören würde. Seien wir mal ehrlich, auch wenn ich die letzte Person war, die dieses ganze Liebeszeug für wahre Münze nahm: ich würde es mir niemals verzeihen, meine beste und einzige Freundin unglücklich zu machen, wegen einem kleinen One-Night-Stand. Und Ben ist, wenn ich es mir recht überlege, optimal für Kylie! "...Hallo? Cara! Können wir dann los?" Verwirrt blinzle ich, als ich so plötzlich aus meinen Gedanken geholt werde, bejahe dann aber. Ich nehme mir noch schnell eine meiner Taschen und schmeiße das typische Mädchenzeug rein: mein Handy, ein Ladekabel sowie eine Powerbank, Kopfhörer - obwohl das wohl das Letzte ist, was ich auf einer lauten, filmreifen Party brauchte, Tampons; obwohl ich grade erst meine Tage hatte und Parfüm und Lippenstift. Die Jungs schütteln ihre Köpfe auf diese typische wofür-brauchen-Mädchen-diesen-ganzen-Rotz-Art, sparen sich aber einen Kommentar was ich sehr intelligent von ihnen finde. Ja, wirklich! Langsam gehen wir die Treppe runter und setzen uns dann in das Auto von Luke. Es ist nicht das Schönste oder Neuste, doch er hat es sich trotz seiner reichen Eltern, die ihm sofort den nagelneuen Bugatti gekauft hätten, selbst erspart und deshalb pflegt er es und liebt es, als wäre es das beste Auto auf Erden. Als er meinen lächelnden Blick bemerkt, erzählt er die Geschichte, die angeblich jeder zuhören bekommt, wenn er in diesem Auto sitzt: „ich weiß, das beste Auto ist es nicht. Doch ihr wisst ja, was für reiche Menschen meine Eltern sind und ja, ich wurde seitdem ich klein bin verwöhnt und habe es auch ewig genossen, doch irgendwann verliert es den Reiz alles für nichts zu bekommen, wisst ihr? Also habe ich mir sowohl meinen Führerschein als auch dieses Auto erspart. Kein Cent davon haben meine Eltern finanziert. Und auch, wenn mein Vater jedes Mal ausrastet, wenn er das Auto sieht, fühle ich mich darin heimischer als sonst wo. Denn endlich habe ich etwas tun müssen und das gibt mir das Gefühl von Freiheit und Selbstständigkeit, versteht ihr?"
Und wie wir verstanden. Ich selbst bin auch ein Mensch, der Unabhängigkeit wie Freiheit genießt. Ich strotze allen Regeln beharrlich und bin so stur wie sonst was. Ich liebe es, mir Dinge selbst zu ermöglichen und hinterher stolz dahinterstehen zu können. Ich liebe es einfach, durch mich selbst voran zu kommen.
Und in diesem Moment; im dämmerigen Licht der Straßenlaternen vor Lukes selbsterspartem Auto mit Kylie, Ben und Luke, fühle ich mich seit langem wieder heimisch und wohl. Und ich frage mich, ob diese Freundschaft bestand haben wird. Oh, ich hoffe es.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2016 ⏰

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