“Ja“, sagt sie langsam, “Wer bist du und was willst du?“
Ich atme tief durch, “Können wir das unter vier Augen klären?“, frage ich, denn mir ist dieser Mann nicht ganz geheuer.
“Natürlich. Sven kannst du bitte raus gehen.“
Als Sven draussen ist, setzt sie sich wieder an den Tisch und schaut mich erwartungsvoll an.
Ich atme tief ein.
“Es geht um deine Schwester“
“Was ist mit ihr?“, Margo schaut mich an, ihr Gesicht ist blass, “Geht es ihr gut? Und wo ist sie?“
Wieder atme ich tief ein und aus, ich zittere am ganzen Körper, dann hole ich Grashalme, sowie den Brief von Quentin und meine Zeichnung aus dem Rucksack und gebe sie ihr.
“Also ihr geht's gut, glaube ich und...ehm...sie steht vor dir“, sage ich schließlich und schaue zu Boden. Margo sieht mich halb geschockt halb erleichtert an.
“Ruthie?“
Ich schaue hoch. Sie lächelt, steht auf und nimmt mich in den Arm. Ich erwidere die Umarmung, Tränen strömen mir über das Gesicht, eine Mischung aus Erleichterung und Trauer macht sich in mir breit. Ich war so froh es endlich geschafft zu haben, andererseits vermisste ich Philipp und auf eine gewisse Weise auch Quentin, der mir die Reise erst ermöglicht und mir Mut zugesprochen hat. Weitere Tränen laufen mir über die Wangen und ich kann ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
“Ruthie? Was ist los?“
Margos Blick ist besorgt, doch ich antworte ihr nicht, ich vergraben mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und drücke mich an sie. Margo geht langsam mit mir rückwärts und setzt sich dann auf den Stuhl. Vorsichtig zieht sie mich auf ihren Schoß und streicht mir über den Rücken.
Als ich mich einigermaßen wieder beruhigt habe, schau ich zu ihr auf. Ihr Blick ist voller Sorge und auch Sven, der wieder zu Tür hereinkommt sieht mich besorgt an. Wiedereinmal atme ich tief ein und beginne schließlich zu erzählen, über die Zeit nach Margos Verschwinden, unsere Eltern, Quentin, Philipp und schließlich auch über die Flucht. Margo hält mich die ganze Zeit fest im Arm und Sven schaut mich immer geschockter an.
Als ich geendet habe, räuspert er sich, Margo schluckt.
“Tut mir leid“, flüstert sie.
“Was soll dir leid tun?“, frage ich erstickt, denn ich habe während der Erzählung wieder zu weinen angefangen.
“Wegen mir sind unsre Eltern so und ich hab dich mit Ihnen alleine gelassen.“
Anstatt zu antworten gebe ich ihr einen Kuss auf die Wange und lächle leicht, sie lächelt zurück.
“Du bist nicht schuld, sie waren damals doch schon so.“
“Aber...“, setzt Margo an, doch ich unterbreche sie, “Nichts aber, das weißt du genauso wie ich.“ Margo nickt und drückt mich an sich.
“Wegen deinen Eltern“, meldet sich Sven jetzt zu Wort, “Ich bin Anwalt, und du bist ja schon 18, das bedeutet, ich könnte das klären.“
“Danke, aber wer bist du überhaupt?“, frage ich ihn etwas unsicher.
“Oh sorry, ich bin Sven, Margos Kumpel, sowie Anwalt und wohne hier mit Margo in einer Wg“
Ich schaue Margo an und sie nickt.
“Ok“
“Gut, ich mache mich dann auf den Weg, die Sache mit deinen Eltern klären“, er steht auf und schaut mich fragend an, ich nicke ihm kurz zu und er verschwindet.
“Du Margo? Hast du eigentlich noch Kontakt zu Quentin?“
Margo schaut traurig zu Boden und schüttelt den Kopf. “Wir haben regelmäßig geschrieben, doch seit ein paar Monaten antwortet er mir nicht mehr, wahrscheinlich hat er seine Traumfrau gefunden und hat etwas besseres zu tun, als mit mir, Margo Roth Spiegelman, das Mädchen, das nicht seinem Mythos entsprach, zu schreiben.“
Ich will gerade etwas sagen, doch da klingelt es an der Tür.
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Finde dich (Margos Spuren 2)
FanfictionMargo Roth Spiegelman, und obwohl sie nicht mehr da ist, ist sie immer noch der Mythos der Schule. Zum Leiden ihrer kleinen Schwester Ruthie, die zwar in der Schule keine Probleme hat, doch ihre Eltern lassen sie nicht mehr unbeaufsichtigt nach dra...