|Kapitel 2|

35 2 0
                                    

Ich lege meine Hand beruhingent auf Taddls Schulter, so wie er es bei mir macht wenn er mir Trost spenden will.

Er hatte mich angerufen und gesagt, dass er Scheiße gebaut hat. Ich bin sofort zu ihm gefahren.

Die letzen Tage war er auch nicht mehr Abends aufgetaucht.

"Man Mika, ich bin so ein Idiot!", er schlägt immer wieder auf den Betonboden. Seine Augen sind rot und scheinen noch mehr Schmerz zu spiegeln als sonst.

Sein Hand ist bereits blutig. Ich weiß wieso er das tut. Er verletzt sich so selbst. Um dem Ausdruck zu verleihen was er fühlt.

Ich bin eigentlich die letzte Person die sagen kann, dass er es lassen soll weil es nicht gut ist. Dennoch tue ich es.

"Bitte beruhigt dich", Rede ich auf ihn ein. Doch er hört nicht auf. Eine Träne bahnt sich zwischen seinen fest zusammengekiffenen Augen.

Nun nehme ich ihn den Arm. Klammere mich um ihn.

Er hört mir im Moment nicht zu, ich verstehe das. In seinem Kopf tobt ein verdammter Krach der ihn nichts hören lässt.

Doch ich möchte ihn spüren lassen, dass ich für ihn da bin.

Weitere Tränen fließen seinen Wangen herunter. Er schluchzt leise, bewegt sich nicht.

Nun nimmt er mich auch in den Arm. Er umklammert mich genauso fest.

Wir sitzen so für einen Moment da. Umklammern uns und wollen uns nicht mehr los lassen.

"Was ist passiert?", flüstere ich währenddessen.

"Ich habe mit der Freundin von meinen Besten Freund geschlafen", erklärt er. Man merkt wie sehr er dies bereut.

Irgendwie verursacht das einen kleinen Stich in meiner Brust. Der Gedanke wie Taddl etwas mit einem anderen Mädchen hat.

Dabei liebt Taddl mich nicht, und ich liebe Taddl nicht. Wir mögen uns nur sehr. Denke ich.

"Hast du Gefühle für sie?", Frage ich stockend. Ich löse mich von ihm und schaue ihn die Augen.

"Für Luna? Ich weiß nicht"

In ihm herrscht bestimmt solch ein Gedankenchaos wie sonst nicht.

"Wie hat dein bester Freund reagiert?", Frage ich nun.

"Er war nicht wirklich sauer, nein. Doch die Enttäuschung die sich in seinen Augen spiegelte, war unbeschreiblich"

"Ich habe Mist gebaut, gewaltigen Mist"

Er presst sein Hände an sein Gesicht und schluchzt leise. Ich lege meine Hand wieder auf seine Schulter.

Leute zu trösten ist leider nicht meine Stärke. Um ehrlich zu sein frage ich mich was denn überhaupt meine Stärke ist.

Es schmerzt mir einen geliebten Menschen so verzweifelt zu sehen.

Die letzten Jahre war ich nur auf mein eigenes Leid fixiert und habe nie auf die Probleme meiner Mitmenschen geachtet.

Wäre ich nicht so Ich-Bezogen gewesen, hätte ich die Beziehungen zu geliebten retten können.

Man, ich bin so eine Versagerin.

Ich bin so vertieft in meine Gedanken , dass ich gar nicht bemerke wie Taddl versucht meine Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Mika?", er ruckelt mich an. Ich drehte mich sofort zu ihm und schaue in seine blauen Augen. Sie sind etwas verheult, doch das raubt ihnen nicht ihre Schönheit.

"Du weinst ja", stellt er fest und wischt mir eine Träne vorsichtig aus dem Gesicht.

"Ich habe nur etwas nachgedacht", sage ich und lächle. Es ist ziemlich kritisch jetzt meine Mundwinkel nach oben zu ziehen.

Das ich mir ein Lächeln aufsetzen muss war die letzten Jahre kein großes Problem, da gab nicht wirklich jemanden für den ich dies tut musste.

Doch vor Taddl tat ich dies. Er hatte nun mal seine eigenen Probleme, ihn mit meinen zu nerven will ich nicht.
Genauso wenig will ich vor ihm schwach wirken.

Er lacht kurz auf.

"Ja, ich denke auch oft nach"

"Fuck, ich denke manchmal ist das Dümmste was man tun kann nachdenken"

Ich nicke. "Ja da hast du Recht"

"Weiß du was ich tue wenn ich nicht mehr nachdenken will?"

Ich bleibe stumm. Ich vermute er tut die Dinge die ich auch tue. Die Dinge die unserem Körper schaden und vor denen uns die Erwachsenen immer gewarnt haben, als wir Kinder waren.

Die Dinge mit denen wir vergessen und alles um uns herum verstummen lassen können.

"Ich trinke... und trinke, und trinke", erklärt er mir während er aud seine Hände starrt.

Sein Atem roch schon die ganze Zeit nach Alkohol. Er wollte scheinbar heute bereits schon einmal aufhören nachzudenken.

Nun steht er auf und reicht mir seine Hand. Ich nehme sie an und er zieht mich mit einem Ruck hoch.

Er zieht mich hintersich her in die Küche. Dort öffnet er Stolz den Kühlschrank der voll mit Alkohol ist.

Der Anblick ist traurig. Denn ich weiß, dass Taddl nur so viel trinkt weil er es als Ausweg sieht.

Doch nun Frage ich mich wie genau ich sowas traurig finden kann. Verdammt, ich bin mindesten ein genauso großes Wrack.

Er hält mir eine Flasche entgegen und ab dem Zeitpunkt trinken wir so viel das wir nicht mehr nachdenken.

Mindless || Taddl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt