Anmerkung:
Die Namen sind nicht zufällig gewählt. Sie besitzen alle eine passende Bedeutung------------
Um die Zukunft umarmen zu
können, müssen wir die Vergangenheit loslassen.Ich wache auf umgeben von grün. Ich setze mich auf und blicke mich um, links von mir grün, rechts von mir hohe Gebäude. Ich weiß weder wo ich bin, noch wie ich hierher gekommen bin. Als ich an mir herab blicke, erkenne ich ein T-Shirt und eine Jeans, beides ist dreckig und die Jeans ist an mehreren Stellen zerrissen. Wie das wohl passiert ist? Verwirrt stelle ich fest, dass ich mich an nichts erinnere. Egal wie sehr ich es versuche, nichts, nur gähnende Leere. Mich packt die Panik. Ich versuche mich zu beruhigen, stehe auf und atme tief ein und aus. Doch das macht es kaum besser. Was soll ich bloß machen? Wahrscheinlich wäre es das beste erst einmal in die Stadt zu meiner Rechten zu gehen und herauszufinden, wo ich mich befinde.
In der Stadt wimmelt es von Leuten. Keiner beachtet mich. Warum auch, ich bin einer von Millionen. Ich habe keine Ahnung, wo ich hingehen soll oder an wen ich mich wenden kann. Ich merke, wie ich schon wieder in Panik verfalle, also lasse ich mich an der Hauswand, an der ich stehe, heruntergleiten, sodass ich auf dem Boden sitze und die Menschen beobachten kann. Sie laufen, ohne mich zu beachten, an mir vorbei. Wieder versuche ich mich zu erinnern. War ich früher auch einer dieser Menschen? Kaum vorstellbar. Mir kommt der Gedanke, dass ich vielleicht gar nicht von hier komme und dass ich mich deshalb so falsch hier fühle. Aber am Ende komme ich zu dem Schluss, dass es wohl daran liegt, dass ich mich an nichts erinnere. Wieder fange ich an die Menschen zu beobachten und sehe ein Mann, der ein Sandwich in der Hand hält. Ich finde es komisch, dass ich mich an Begriffe erinnere, aber keinerlei Erinnerungen mit ihnen verknüpfe. Mein Kopf fühlt sich wie ein riesiges schwarzes Loch an. Ich versuche nicht mehr nach Erinnerungen zu suchen und registriere, dass ich schon wieder die Leute beobachte. Diesmal sehe ich eine Frau, auch sie isst etwas. Mein Bauch knurrt und ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. Irgendwoher muss ich etwas zu essen auftreiben. Ich stehe auf und mache mich auf die Suche. Ich irre ungefähr eine halbe Stunde durch die Straßen ohne einen Laden zu finden, der mich anspricht. Dann aber fällt mir ein kleiner Laden an einer Ecke auf. Ich betrete den Laden und schaue mich um. In dem Laden stehen niedrige Tische mit Sofas an den Seiten. Hinten im Laden ist eine kleine Theke, hinter der eine schlanke Frau steht, welche mich freundlich anlächelt. In dem Glaskasten neben der Theke kann ich verschiedene Sorten von Muffins erkennen. Ich gehe darauf zu und mustere sie eingehend. Als ich mich gerade dazu entschlossen habe, etwas zu kaufen, muss ich erschrocken feststellen, dass ich keine Geld besitze. Doch bevor ich mich umdrehen und gehen kann, spricht mich die Frau an.
"Was darf's denn sein?", fragt sie mich. Was soll ich jetzt machen? Einfach rausgehen oder etwas sagen. Ich entscheide mich für letzteres.
"Entschuldigen Sie, aber ich habe kein Geld. Können Sie mir aber vielleicht sagen, wo ich mich befinde?", frage ich, anstatt etwas zu bestellen. Sie mustert mich komisch, doch antwortet: "Natürlich. Wir befinden uns in «Manhattan»."
Ich habe keine Ahnung, wo das liegt, also frage ich nach. Als Antwort bekomme ich: "Du weißt nicht, wo sich «Manhattan» befindet?"
Sie sieht mich entsetzt an. Trotzdem antworte ich: "Nein, deshalb frage ich ja."
"Und das ist jetzt kein blöder Scherz?"
"Nein."
"Na gut, es befindet sich im Osten der USA."
Lustigerweise, weiß ich, wo die USA liegt. Sie liegt in Nordamerika. Da mir die Frau nett erscheint, bohre ich weiter.
"Können Sie mir vielleicht sagen, welches Datum wir haben und in welchem Jahr wir uns befinden?" Ich muss schließlich erstmal grundlegende Informationen herausfinden.
"Langsam hält's du mich wohl zum Narren!", erwidert sie gereizt.
"Nein.", sage ich schnell.
"Warum fragst du mich solche dummen Dinge?!"
Ich überlege, ob ich ihr die Wahrheit sagen soll. Irgendwie wirkt sie nett und vertrauenswürdig. Also antworte ich: "Ich erinnere mich an nichts." Als sie mich fragend anguckt, füge ich hinzu: "Ich weiß zwar, wie Sachen heißen, erinnere mich aber nicht daran, sie benutzt zu haben."
"Das meinst du doch nicht ernst, oder?", fragt die Verkäuferin skeptisch.
"Doch", antworte ich trocken, "ich habe kein Geld oder Kleidung, weiß nicht wo ich herkomme oder wer meine Eltern sind."
"Dann verrate mir mal deinen Namen, vielleicht kann ich dir dann weiter helfen."
Mit einem plötzlichen Schock wird mir bewusst, dass ich gar keine Ahnung habe, wie ich heiße. Anscheinend hat die Verkäuferin meinen Gesichtsausdruck bemerkt, denn sie fragt: "Du kannst dich an nichts erinnern, nicht mal an deinen Vor- oder Nachnamen?"
"Nein, nicht einmal an das.", antwortete ich. Plötzlich überfällt mich eine tiefe Trauer. Ich breche zusammen, als ob ich ein viel zu schweres Gewicht tragen müsse, und fange an zu weinen. Keine Ahnung wie lang ich da so da lag und schluchzte, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre und mich umdrehe. Es ist die Verkäuferin. Ich mustere sie nochmal aus der Nähe, sie hat etwas mütterlich, fürsorgliches an sich. Sie lächelt mich freundlich und entschlossen an.
"Komm, wir schaffen das zusammen", sagt sie ebenfalls entschlossen, "ich bin Marilyn."
Sie streckt mir die Hand entgegen, die ich ergreife und schüttele. Ich frage mich, ob ich auch so einen schönen Namen habe. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, redet sie weiter: "Du suchst dir jetzt erstmal etwas zu essen aus."
Sie hilft mir hoch und wir gehen zusammen zur Theke. Dort suche ich mir drei Muffins aus. Mit dem Teller und einem Becher Milch in der Hand bringt sie mich in ein Hinterzimmer. Es ist schlicht gehalten, eine Couch und ein Sessel stehen an einem Tisch. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich ein Schrank und im hinteren Teil des Zimmers steht ein Schreibtisch, auf dem sich Blätterstapel sammeln. Marilyn stellt den Teller und den Becher auf den Tisch und sagt: "Hier kannst du solange warten bis ich den Laden schließe. Ich komme dich dann abholen und wir fahren zu mir nach Hause. Oder hast du eine andere Bleibe?"
"Nein, vielen Dank", sage ich schnell.
"Gut, wenn du etwas brauchst, dann komm einfach vor in den Laden", und damit verschwindet sie in den Laden. Ich mache es mir auf der Couch bequem. Ich habe solch einen Hunger, dass ich den ersten Muffin fast im Ganzen verschlinge. Die anderen zwei genieße ich, indem ich die Milch dazu trinke. Nachdem ich alles gegessen habe, geht es mir besser. Doch langsam merke ich, wie in mir große Langeweile hochkommt. Also stehe ich auf und laufe zu dem Schrank mir gegenüber. Er hat eine Glaswand in der Mitte und drumherum mehrere Schubladen aus Holz. Als ich durch die Glaswand schaue, sehe ich altes Geschirr und Fotos. Bei näherer Betrachtung der Fotos kann ich Marilyn erkennen. Einmal ein Hochzeitsfoto, einmal als kleines Kind neben einem lächelnden Mann, wahrscheinlich ihr Vater. Hier ein Foto mit der Mutter, wie ich vermute, und dort ein Ultraschallfoto. Neid kommt in mir hoch, das spüre ich. Hatte ich vielleicht auch ein festen Freund? Auch eine Familie? Der Neid verwandelt sich in Trauer. Mir steigen Tränen in die Augen und rollen über meine Wangen, denn ich bringe nicht die Kraft auf, sie zurückzuhalten. Plötzlich kommen mir ganz neue Fragen in den Sinn:
Wieso erinnere mich an nichts?
Wie ist das passiert?
Wer hat mir das angetan?
Ich weiß keine Antworten auf diese Fragen und werde sie auch niemals beantworten können. Durch den Schreck, welchen diese Fragen ausgelöst haben, sind meine Tränen versiegt. Und umso länger ich nach Antworten auf diese Fragen suche, umso mehr verzweifle ich. Also verbanne ich diese Fragen aus meinem Kopf. Ich weiß nicht mehr, wie lang ich so da saß und die Fotos anstarrte, als Marilyn herein kam und mir sagte, wir würden fahren.-----------------
Ich hoffe euch gefällt meine Geschichte. Würde mich über Kommis freuen
Eure Sascha
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Mein Leben ohne Vergangenheit #wattys2017
Teen Fiction„Ich habe keine Erinnerungen. Ich kann zwar Begriffe mit Gegenständen verknüpfen, aber mich nicht mehr erinnern, wie sie zum Beispiel schmecken." ------------------- Sie hat keine Erinnerungen mehr. Nichts. Nicht mal ihren Namen weiß sie. Doch mithi...