☾ кαριтєℓ ל ☽

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"Wir haben 50 oder mehr Tote zu beklagen; die meisten aus der Unterstadt." Gaius hatte sie zum Prinzen Arthur und dessen Onkel Agravaine mitgenommen. 'Ich habe vor Arthur erwähnt, dass du Näheres über die Dorocha weißt, so wollte er dich mit dabei haben.', meinte er. So stand sie nun mit Gaius und Merlin gegenüber von Agravaine und Arthur, der nervös auf und ab ging. "Und die kann man nicht töten?", fragte Arthur sich auf die Dorocha beziehend. "Nein, unsere einzigen Waffen sind Fackeln. Und das Licht tötet sie nicht, es verscheucht sie nur.", bekam er die Antwort seines Onkels. Merlin stand links hinter ihr. Wenn sie zur Seite blickte, konnte sie verschwommen im Augenwinkel sehen, wie er zurückhaltend im Hintergrund stand, darauf wartend, (fast) jeden Wunsch des Prinzen nachzugehen. "Wer sind die?" Arthur trat näher zu Gaius und Luna, welche nebeneinander standen. Sie fühlte sich winzig in Gegenwart des Prinzen, auch wenn sie wusste, dass sie nicht viel zu befürchten hatte. Er hatte ein gutes Herz, das war ihr bekannt, dennoch hatte sie viel Respekt vor ihm; zu viel für ihren eigenen Geschmack. "Die Dorocha, Mylord. So nennt man die Geister der Toten. Am Abend vor Samhain brachten die alten Hohepriesterinnen ein Blutopfer dar und ließen so die Geister frei", antwortete Gaius, zu ihrem Glück. Sie musste sich erst einmal etwas fassen,bevor sie vor dem Prinzen sprechen konnte. "Aber wer würde so etwas tun?", Agravaine ergriff wieder das Wort. Vor ihm hatte sie nicht so einen Respekt wie vor Arthur, zudem hatte er eine merkwürdige Aura um sich, die sie irgendwie misstrauisch machte. Doch, wie sollte sie schon über so etwas urteilen können; sie kannte ihn ja nicht, das einzige, was sie über ihn wusste, war, dass er der Onkels Arthurs war, der Bruder seiner Mutter. Nach einem kurzen Schweigen, antwortete Gaius: "Morgana." Ein Schauer lief ihr bei diesem Namen über den Rücken. Es fühlte sich an, als würde der Name den Raum mit Angst und Schrecken erfüllen. Sie hatte von Morgana gehört. Das Mündel Uthers, das sich vor einem Jahr gegen ihn gewendet hat und das Land durch ihre Dunkle Magie in Angst versetzte. "Ihr haltet es für ihr Handwerk?", unterbrach Arthurs Stimme die wieder eingetretene Stille. "Wir wissen, dass sie zur Insel der Seeligen unterwegs war ..." Noch immer lief Arthur unruhig im Raum auf und ab, doch blieb dann vor Gaius stehen. "Wie bezwingt man solche Kreaturen?", fragte er ihn direkt ins Gesicht. "Ich weiß es nicht, kein Sterblicher hat es je überlebt, wenn er von ihnen berührt wurde", Gaius schüttelte bedauernd den Kopf. "Mylord", sofort schnellte Arthurs Blick zu ihr; sie hatte sich zum ersten Mal zu Wort gemeldet, "die Dorocha kann man nicht mit irgendwelchen Waffen bekämpfen. Wenn es wirklich stimmt und der Schleier zwischen den Welten zerrissen wurde, bleibt wahrscheinlich nur eine Möglichkeit: jemand muss auf die Insel der Seeligen und ihn reparieren." Er drehte sich zu ihr und sah ihr fest in die Augen. "Und, wie macht man das?" "Es tut mir Leid, Mylord, ich weiß es nicht genau. Aber um den Schleier zu zerreisen, war ein Blutopfer nötig, um ihn zu reparieren, wäre ein weiteres womöglich erforderlich." Ein erdrückendes Schweigen trat auf. Arthurs Blick glitt von ihr weg zu Boden, als würde er nachdenken, bevor er sagte: "Wir reiten bevor es Nacht wird." "Und wen wollt ihr opfern?" "Wenn mein Leben die Menschen von Camelot retten kann, werd' ich es opfern müssen..", er blickte Gaius, der die Frage gestellt hatte, entschlossen in die Augen. Ohne weitere Worte verließ er den Raum. Hinter mir konnte ich Merlin leise seufzen hören. 

"Luna, könntest du dies dem König bringen?" Sie blickte auf das kleine Fläschchen in Gaius' Hand. "Dem... König...?" "Dem König geht es nicht gut. Vielleicht hast du es schon gehört." Sie schüttelte leicht den Kopf. "Nachdem Morgana ihn verraten hat, ist er in eine innere Leere verfallen. Sie hat ihm das Herz gebrochen, weswegen er den Lebenswillen verloren hat. Er sitzt den ganzen Tag nur in seinem Sessel am Fenster, isst nicht viel und schlafen kann er auch nur durch diesen Trank." Er hob das Fläschchen etwas in die Höhe. "Er wird dir nichts antun und dich auch in keinster Weise verurteilen, weil er dich nicht kennt und du ihm seinen Trank übergibst. Nur Mut." Zögernd nahm sie die Tinktur an. "Du kannst auch ein bisschen mit ihm reden, wenn du dich dann dadurch besser fühlst. Erklär ihm einfach, wer du bist und warum du ihm den Trank bringst und nicht ich." Sie nickte. "Werde ich machen. Vielen Dank Euch, Gaius." Er nickte ihr nur leicht zu, ehe er sich wieder seiner vorherigen Tätigkeit widmete. Sie hingegen ging auf dem schnellsten Weg zu den Gemächern des Königs. Sie klopfte an den riesigen Türen und als niemand antwortete trat sie vorsichtig ein. Wenn es dem König so schlecht geht, würde er ihr sicherlich auch niemals antworten, dachte sie. Doch als in den Raum getreten war, sah sie, dass der König nicht alleine war. Jemand saß bei ihm und redete auf ihn ein. Und es war niemand anderes als Prinz Arthur, sein Sohn. "Oh, entschuldigt, mylord." Sie starrten sich beide an. Nur der König sah mit leerem Blick aus dem Fenster. "Ich.. warte besser draußen...", fügte sie noch schnell hinzu, ehe sie mit eiligen Schritten aus den Gemächern des Königs schritt und dabei die neugierigen Blicke der Wächter ignorierte.

"Es tut mir sehr Leid, dass ich einfach reingeplatzt bin, Sir, ich dachte, es wäre niemand anderes mit im Raum!", sagte sie sofort, als der Prinz aus den Gemächern seines Vaters kam. "Kein Problem." Seine Augen funkelten leicht und sahen feucht aus, als hätte er gerade eben geweint. "Warum wolltest du denn zu ihm?" "Ich sollte ihm von Gaius diesen Trank geben. Er bringt ihn zur Ruhe." Sie hob die Tinktur in die Höhe, um sie ihm zu zeigen. Er nickte leicht. "Danke für vorhin. Das mit den Dorocha." Er lächelte leicht. "Kein Problem." Sie lächelte zurück. Sie fühlte sich etwas unwohl mit dem Prinzen so von Angesicht zu Angesicht zu reden. Doch irgendetwas in ihr sagte ihr, dass sie ihm vertrauen konnte; dass er nicht so war, wie andere Adelige. "Ich wollte dich herzlich in Camelot willkommen heißen. Ich denke, dir kann man vertrauen. Lass dich von nichts unterkriegen." Er klopfte leicht auf eine ihrer Schultern. "Ich hätte es schön gefunden, hätten wir uns besser kennengelernt. Ich habe schon viel positives über dich gehört." Sie sah ihn mit großen Augen an. Versuchte er gerade, ihr Lebewohl zu sagen, obwohl er sie noch nicht einmal kannte? Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. "Ich.. eh... hätte Euch auch gerne besser kennengelernt.." Arthur glitt wieder ein leichtes Lächeln über die Lippen, bevor er leicht zum Abschied mit dem Kopf nickte und verschwand. Sie sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Nach einem kurzen Moment, in dem sie noch vollkommen baff da stand, den leeren Gang anstarrte und sich fragte, was das gerade war, fasste sie sich wieder mit einem kurzen Kopfschütteln und ging in die Gemächer des Königs.

Uther saß immer noch unverändert in seinem Sessel und blickte aus dem Fenster. Auch er sah aus, als hätte er geweint. "Ich bringe Euch Euren Schlaftrank, mylord." Sie trat näher zu ihm. Er bewegte sich keinen Millimeter; sah immer noch aus dem Fenster. "Tut mir Leid, dass ich Euch so überfalle. Ihr kennt mich ja gar nicht. Ich bin erst vor ein paar Tagen von Ealdor nach Camelot gekommen. Gaius hat mich bei sich aufgenommen und er meinte, ich solle Euch diesen Trank bringen, da er selber gerade beschäftigt ist." Der König machte noch nicht einmal Anstalten darauf, zu reagieren. "Vielleicht werdet Ihr mich noch öfters sehen. Ich helfe ihm nämlich aus... Also, Gaius..." Sie stellte den Trank neben den Trinkbecher des Königs. Sie betrachtete ihn kurz schweigend, dann sprach sie ohne nachzudenken weiter. "Eigentlich war ich nur nach Camelot gekommen, um meinen besten Freund Merlin nach so vielen Jahren wieder zu sehen.. Vielleicht hatte ich auch irgendwie darauf gehofft, eine Stelle am Hofe zu bekommen, damit ich einen Grund hätte, hier zu bleiben.. Okay, wahrscheinlich hatte ich eher darauf gehofft, Ritter zu werden, aber als nicht adelige Frau ist das unmöglich." Sie seufzte. Warum sie dem König das alles erzählte? Das wusste sie selber nicht. "Ich... sollte besser gehen. Es ist ziemlich unhöflich, Euch solch belanglosen Geschichten über mich, ein armes Dorfmädchen, zu erzählen." Sie drehte sich zum Gehen um, doch der König hielt sie am Arm fest. Erschrocken blickte sie zu ihm. "Pass auf Arthur auf. Bring ihn mir zurück." Ihre Miene wandelte sich von erschrocken zu verwirrt. Meinte er, sie würde mit den Rittern zur Insel der Seligen reiten? "Aber... ich bin doch gar kein Ritter.. ich bin doch bloß ein einfaches Dorfmädchen.. ich kann Euren Sohn nicht aufhalten." Doch sein Blick war bittend, fast schon flehend. Sie sah die Trauer, die Leere in seinen Augen. Sie musste etwas dagegen tun. Sie konnte die Leere in den Augen des Königs nicht ertragen. Wenn Arthur das Einzige war, das ihm am Leben hielt, musste sie ihn zurückbringen. Auch wenn Uther ein grausamer schrecklicher König war, konnte sie ihn nicht so zurücklassen. Sie würde Arthur irgendwie wieder zurück zu seinem Vater bringen, auch wenn sie sich dafür selber opfern musste, sie würde es tun. Entschlossen nickte sie. "Ja, ich werde es machen. Arthur wird sicher zu Euch zurückkommen. Komme, was wolle." 

Heartful of courage [Merlin FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt