Vertrag

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MIA'S SICHT:

Sobald sie mich und Liam in verschiedene Räume schickten wusste ich, dass das hier nicht gut enden würde. Mir gegenüber saß ein junger Mann, der mich freundlich anlächelte. Doch ich kam mir vor wie in einem Polizeipräsidium. Wieso machten sie alle so ein großes Theater um ein paar Fotos? Natürlich war es nicht ideal, dass das ganze so an die Öffentlichkeit gelangt war, aber ändern konnte man daran jetzt auch nichts mehr. "Du bist also mit Liam zusammen?", fragte mich der Mann, immer noch lächelnd. Ich nickte nur. Sein Lächeln machte mir Angst. Es wirkte falsch und herablassend. "In Ordnung... wir alle wollen euch natürlich helfen, dass diese Beziehung funktioniert und vor allem lange hält!" Überrascht hob ich die Augenbrauen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. "Ehm... okay. Und wie?" Sein Lächeln wurde breiter. "Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass es keine Komplikationen gibt..." Ah ja, Komplikationen also. "Wie meinen Sie das?" Der Mann griff in eine Ablage hinter dem Tisch an dem wir saßen, und brachte einen zusammengehefteten Papier-Stapel zum Vorschein. Diesen legte er lächelnd vor mich. Das oberste Blatt war nur mit einem einzigen Wort bedruckt. Schwarz auf weiß.

'Vertrag'

LIAM'S SICHT:

"Ihr habt ihr was gegeben?" Entgeistert starrte ich Jack an. "Einen Vertrag. Liam, wir müssen das alles gesetzlich regeln." - "Wieso das denn?" Noch nie war meine Abneigung gegen ihn so groß gewesen. "Damit eine mögliche Trennung keine negativen Auswirkungen mit sich bringt." Eine mögliche Trennung? Negative Auswirkungen? "Jack, ich liebe dieses Mädchen. Und ich weiß, dass sie im Falle einer Trennung ganz bestimmt keine Probleme machen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass es keine Trennung geben wird." Jack sah mich kopfschüttelnd an. "Das kannst du doch jetzt nicht wissen. So sind wir auf der sicheren Seite." Schnaubend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. "Sie wird den Vertrag eh nicht unterschreiben." Jack hob die Augenbrauen. "Oh, da wäre ich mir nicht so sicher. Danielle war immer sehr zufrieden mit ihrer Bezahlung." WAS? Nein. Nein, nein, nein, nein.

MIA'S SICHT:

Stumm sah ich auf die letzte Seite des Vertrags. Ganz unten stand die Geldsumme, die jeden Monat auf mein Konto überwiesen werden würde. Dieser Betrag überstieg das Einkommen meiner Eltern um einiges. Das war krank. Richtig krank. "Ist das irgendwie ein schlechter Scherz?", fragte ich tonlos. Das Lächeln des Mannes verrutschte etwas. "Naja... du solltest bedenken, dass der Vertrag eure Beziehung auf mindestens sechs Monate festlegt. Also musst du die Summe mit sechs multiplizieren. Und der Vertrag kann ja auch verlängert werden. Wenn es dir trotzdem nicht genug ist, könnten wir natürlich auf ein bisschen höher gehen..." Wo war ich hier gelandet?

LIAM'S SICHT:

"Ihr habt ihr Geld angeboten? Das kann ja wohl nicht euer Ernst sein." - "Es ist ein Vertrag. Natürlich bekommt sie Geld. Jetzt hör auf dich so aufzuregen, das ist doch nur eine kleine formelle Angelegenheit. An eurer Beziehung ändert sich dadurch doch nichts." Wütend funkelte ich ihn an. "An unserer Beziehung ändert sich nichts? Entschuldige bitte, aber würdest du es so toll finden, wenn deine Freundin bezahlt wird, um mit dir zusammen zu sein?" Jack schüttelte seufzend den Kopf. "So darfst du das nicht sehen. Es ist nur eine Absicherung. Ihr könnt das Geld doch beide nutzen. Kauft euch eine gemeinsame Wohnung, ein Haus, was weiß ich. Versuch, das Ganze positiv zu sehen!" Dieser Kerl war absolut durchgeknallt.

MIA'S SICHT:

Ich las mir den Vertrag ein weiteres Mal durch. Sechs Monate Beziehung. Verlängerung nach Absprache möglich. Kein Widerspruch gegen Trennung nach sechs Monaten. Das ganze gegen eine Bezahlung, die Schwindelgefühle und Übelkeit verursachten. Mein Blick fiel auf das Armband, das seit ein paar Stunden mein Handgelenk zierte.

'I hope I'm not a causality, hope you won't get up and leave. Might not mean that much to you, but to me it's everything.'

Ich wollte Liam nicht verlieren, konnte ihn nicht verlieren. Aber wie würde sich dieser Vertrag auf unsere Beziehung auswirken? Wäre ein normale Beziehung unter diesen Bedingungen überhaupt möglich? Während ich das Armband betrachtete, stellte ich mir nur eine Frage: hatte Liam gewusst, dass ich diesen Vertrag würde unterschreiben müssen?

LIAM'S SICHT:

Seit fünf Minuten saß ich jetzt bereits hier im Gang und wartete auf Mia. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie den Vertrag unterschreiben würde. Doch was würde dann aus unserer Beziehung werden? Ich würde es nicht zulassen, dass Jack und der Rest des Managements einen Keil zwischen uns trieben. Denn genau das hatten sie offensichtlich vor. Sobald sich die Tür öffnete, hinter der ich Mia erwartete, sprang ich gespannt auf. Sie trat in den Gang, ihr Blick gesenkt. Jacks Partner, Mike, folgte ihr auf den Fersen. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt wie immer. Wie gerne ich ihm einfach in die Fresse schlagen würde. Doch ich musste mich zusammenreißen. Also schenkte ich all meine Aufmerksamkeit Mia. Sie sah mich noch immer nicht an, war inzwischen jedoch näher gekommen. "Ich kann das nicht, Liam. Tut mir leid." Sie griff nach meiner Hand, legte etwas hinein und schloss meine Finger darum. Bevor ich etwas erwidern, oder überhaupt reagieren konnte, hatte sie sich schon umgedreht und war kurz darauf verschwunden. Ich wollte ihr hinterherlaufen, ihr hinterherrufen, doch ich war unfähig mich zu bewegen, unfähig zu sprechen. Mit Mühe gelang es mir, wenigstens meine Hand zu öffnen. Obwohl ich es bereits geahnt hatte, brach der Anblick des Armbands schlichtweg mein Herz.

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ok, das war's dann für heute haha :) hoffe euch gefallen die drei teile, wenn ja: Voten & kommentieren bitteeee :) ich liebe euch :*

I want you to stay..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt