Abschied nehmen

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Ich bekam kaum mit, wie wir den Thronsaal und danach den Olymp verließen. Nicht einmal die grässliche Fahrstuhlmusik bekam ich noch mit. Das erste was ich wieder wahrnahm war, wie ich zusammen mit Percy und Fabian auf der Rückbank eines Taxis saß. In meiner Hand hielt ich immer noch die Pergamentrolle auf die ich seitdem Apollo sie mir gegeben hatte gestarrt hatte. An meinem Fenster rauschten Hügel, Wälder und auch vereinzelte abgelegene Häuser vorbei, aber das nahm ich ebenfalls nur am Rande wahr. In meiner Hand hielt ich einen Teil meiner Zukunft und irgendetwas sagte mir, dass sie nicht besonders gut aussah. Du musst diese Prophezeiung nicht lesen, aber wenn du es tust: Verzweifle nicht, es gibt auf jede Frage eine Antwort. Ich verstand nicht was Apollo damit gemeint hatte, aber er sah dabei aus als würde er sich wünschen mir diese Prophezeiung nicht geben zu müssen und es auch nicht getan hätte, wenn er es nicht geschworen hätte. Die anderen musterten mich von der Seite, sagten allerdings nichts. Dafür war ich ihnen dankbar, denn egal was sie gefragt hätten, ich hätte keine zufriedenstellende Antwort gewusst. Ich verstand gar nichts mehr.

Erst als das Taxi hielt wurde mir bewusst, was jetzt kommen würde. Chiron und die Hüttenältesten würden wissen wollen was passiert war und ich wollte ihnen nichts von der Prophezeiung sagen oder davon wie ich mit den Göttern gesprochen hatte. Allerdings wollte ich Percy, Annabeth und Fabian auch nicht darum bitten nichts davon zu erzählen. Darum stieg ich aus und stopfte die Pergamentrolle in meinen Rucksack. Die anderen sahen mir dabei zu, ich hoffte sie würden den Wink verstehen und wenigstens über die Prophezeiung Schweigen. Wir gingen den Half-Blood Hill hoch. Oben blieben wir stehen und sahen auf das unter uns liegende Tal hinunter. >Wir sind Zuhause<, meinte Percy. Bei seinen Worten bekam ich einen Kloß im Hals. Das Camp war zwar ein Ort, der meines Erachtens einem Zuhause am ähnlichsten war, aber ich hatte nicht das Gefühl nach Hause zurückzukehren. Irgendetwas fehlte hier, auch wenn ich keine Ahnung hatte was. Trotzdem ging ich mit den anderen den Hügel hinunter.

Wir waren sofort zum Haupthaus gegangen, wo wir Chiron fast zu Tode erschreckten. Rachel saß bei ihm und die Beiden schienen schon seit Tagen auf den Ledersofas zu sitzen. Nachdem sie ihren anfänglichen Schock überwunden hatten, freuten sie sich darüber, dass wir heil und gesund angekommen waren. Chiron schickte sofort einen Satyr, der in einem der anderen Stockwerke gewesen war, ins Camp, damit sich die Hüttenältesten im Haupthaus einfanden. Während wir auf sie warteten, wechselten wir in den Hobbyraum über und Rachel holte uns ein paar Wasserflaschen, auf die wir uns stürzten, als hätten wir seit Wochen nichts mehr getrunken. Sechzehn Jugendliche stürmten in den Raum und starrten uns an. Erst als Chiron ihnen sagte, sie sollen sich setzen, rührten sie sich. Auch Clarisse, Jason und das Mädchen, das bemerkt hatte wie Jason mich beobachtet hatte, waren anwesend. Wir sollten von unserem Auftrag erzählen, was wir dann auch taten. Zu meinem Glück berichteten vor allem Percy und Annabeth von unseren Geschehnissen. Fabian warf hin und wieder etwas ein, blieb ansonsten allerdings genauso still wie ich. Ich bemerkte wie die anderen mich ungläubig anstarrten, als sie erfuhren wie ich mit den Göttern auf dem Olymp umgesprungen war, aber ich erwiderte ihre Blicke nicht. Ehrlich gesagt erwiderte ich gar nichts. Jedes Mal wenn mich jemand etwas fragte, antwortete ich einsilbig oder überhaupt nicht. Irgendwann gaben die anderen es auf, mich in das Gespräch einzubeziehen oder mir etwas zu entlocken. Chiron meinte, ich wäre bestimmt erschöpft und entließ mich mit einem gütigen Lächeln. Ich hätte ihm gerne gesagt, was mir zu schaffen machte, aber ich hatte a) das Gefühl, dass Chiron schon längst von der Prophezeiung wusste und b) war ich der Meinung, dass sowieso schon mehr Leute davon wussten als mir lieb war. So aber ging ich ohne ein Wort aus dem Raum und wanderte ohne ein bestimmtes Ziel zu haben durch das Camp. Sobald man mich irgendwo entdeckte, wurde jede Aktivität eingestellt. Niemand sprach mich an, aber so wie sie mich ansahen wusste ich, dass sie auf jeden Fall schon Gerüchte darüber gehört hatten was während meines Auftrages alles passiert war. Gegen Abend saß ich am Strand und sah auf das Meer hinaus. Ich wollte mit niemanden reden, wollte niemanden sehen, deshalb hatte ich mich nicht vom Fleck gerührt als das Muschelhorn ertönte und alle zum Abendessen in den Pavillon gegangen waren. Das merkwürdigste dabei war, dass ich keine Ahnung hatte weshalb ich eigentlich niemanden sehen wollte. >Hey<, sagte da jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah Jason vor mir.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt