Das Dorf, auf das Alex und Corey zugewandert waren, wurde durch Natursteinmauern, wie die, die überall in Irland die Wege und Wiesen umsäumten, umrandet. Moos und Pilze bedeckten die gestapelten, leicht unförmigen Steine und ließen die gesamte Mauer wie eine grüne Linie erscheinen. Neugierig ließ Corey ihren Blick über das Mauerwerk gleiten, während sie mit Alex einen, ebenfalls steinigen, Weg, der hoch zu einem großen hölzernen Tor führte, entlang lief. Als Corey unter dem Tor stand, blieb sie stehen um die eingeritzten, schon leicht verblassten, Wörter zu lesen. Dämmerungsland.
Darunter stand, ebenfalls in verblaster Schrift, hingekrakelt:
Tritt ein Fremder, doch sei gewarnt.
Dein Lebensende kommt gewiss, wenn du dich mit den Verrückten misst.
Mit hochgezogenen Augenbrauen wante sich Corey Alex zu, der den Kopf ebenfalls in den Nacken gelegt und nach oben geschaut hatte.
,,Schau mich nicht so an.." sagte er, ohne sich umzudrehen. ,, Das was da steht, muss nur Wanderer oder Fremde abschrecken. Du weißt ja.." Er sah zu Corey. ,, Wegen dem Fluch." ,, Ah ja.." murmelte Corey und beide fuhren fort, den Steinweg entlang zulaufen, als sie durch das Tor traten.
,,Wohin gehen wir denn jetzt?" fragte Corey, als sie schweigend an alte leicht modrigen Häuser vorbeiliefen. ,, Ich denke, wir gehen erst einmal zum König. Er wird erfreut über deine Anwesenheit sein." Verblüfft runzelte Corey dir Stirn. ,, Ach ja? Warum denn das?" Neben ihr schüttelte Alex seinen Kopf. Seine rabenschwarzen Haare wirbelten leicht umher und blieben strubbelig auf seinem Kopf liegen. ,, Wie oft soll ich es dir noch erzählen?" seufzte er und sah tadelnd zu Corey. ,, Du bist eine Auserwählte. Du kannst uns alle von dem Fluch befreien." Schnell nickte sie. ,, Ja, das weiß ich, aber warum ausgerechnet ich? Was ist mit den anderen Auserwählten?" Ihr Blick traf den von Alex und ihr entging das besorgte schimmern in seinen Augen nicht.
,,Wir glauben sie sind tot." flüsterte Alex plötzlich so leise, dass Corey sich zu ihm rüber beugen musste. ,, Wir? Also ihr Kreaturen?" fragte sie verwirrt. ,, Nein. Wir Helfer. Wir passen auf die Auserwählten auf und schützen sie vor den verfluchten Schatten." wisperte Alex. ,,Warum flüsterst du?" wollte sie wissen,da es sie zugegebenermaßen ziemlich nervte. ,, Die Verrückten und Schatten." sagte er nur und blickte eines der am Gehweg liegenden Häuser an. ,, Habe total vergessen, dass hier das Dunkel-Tal anfängt." Angespannt wanderte seine rechte Hand zum Mantel, wo Corey den gebogenen Dolch vermutete. ,,Bleibe jetzt einfach auf dem Gehweg und sei leise."
Das brauchte er ihr nicht zweimal zu sagen. Sie hatte im Großen und Ganzen nicht wirklich Lust auf Kreaturen mit Auswüchsen am Kopf, im Gesicht oder anderen unnatürlichen Veränderungen.
Alex hatte nun seinen Dolch gepackt und schwang ihn angriffslustig hin und her, sein Verstand riet ihm, wachsam zu bleiben, da an jeder Ecke eine Kreatur lauern könnte und seine Körperhaltung schrie förmlich: 'Kommt ruhig her. Wir haben keine Angst vor euch!' Doch auch wenn Corey Alex Mut bewunderte, wollte sie lieber nicht die Kraft der psychisch gestörten Kreaturen infrage stellen. Sie blieb still, lief nervös, in der Jacke zusammengemummelt, hinter Alex her. Hin und wieder ertönte ein Knacken, oder Wispern, welches dazu führte, dass Alex wie ein Jagdhund herumfuhr und anfing hektisch hin und her zu sehen. Wären sie in einer friedlicheren Situation, hätte Corey ihn schon längst ausgelacht. Doch sie waren nunmal nicht in einer friedlichen Situation und so verkniff sie sich das Lachen und versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen.
Bleib wachsam, ermahnte sie sich selbst und fing an, genau wie Alex, hin und her zu sehen.Es glich dem eines Wunders, als nach gut einer weiteren Stunde die Gassen lebendiger wurden, die tristen modrigen Häuser-die wohlgemerkt aussahen, als wären sie schon vor Jahren verlassen worden- zu gepflegteren, mit sauberen Fenstern versehenenden, Läden wechselten. Und so entspannte sich der Katzenjunge neben Corey merklich und obwohl es lächerlich klingen mag, dachte Corey nur an eins. Sie hatten überlebt.
Alex Körperhaltung lockerte sich schlagartig und ein leichtes Grinsen zierte nun wieder sein Gesicht, was an den vertrauten Gerüchen, die er nun wahrnahm, liegen könnte, oder auch einfach nur an der Tatsache, dass für Corey und ihm nun nicht mehr die Gefahr bestand, lebendig zerfleischt zu werden.
Nur Corey fühlte sich immer noch nicht wohl. Und sie hatte das Gefühl, das würde sich auch nicht so schnell ändern.
Klar, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass hier auf der Straße lauter merkwürdige Kreaturen, wie eine Frau mit Entenschnabel oder ein Kind mit einer Hundeschnauße und passenden Hundepfoten rumliefen
-wobei Corey klar wurde, dass alle öfters, ihrem anderen Lebewesen in sich passend, Geräusche ausstießen-
,dann, ja, dann hätte Corey sich sicher gefühlt.
Doch nun stand sie so Nahe an Alex, wie es nur ging und klammerte sich an seinem Arm, wie eine Verzweifelte, kurz vor dem ertrinken. Zum Glück verkniff sich Alex diesmal ein Kommentar und führte sie durch die drängende Masse. Corey konnte vom weiten das Schloss sehen, es war prachtvoll und sah wie eines der vielen Märchenschlössern in Kinderbüchern aus. ,,Ausgerechnet heute ist Markt." murmelte Alex, während er Corey nun vor sich erschob und sie, wie ein kleines Kind, an der Hand festhielt. Diesmal akzeptierte sie Alex Nähe, obwohl er wie alle anderen hier auf den Straßen, verflucht war und sie seit Jahren angelogen hatte. Ein Teil in ihr sehnte sich nach den einen Alex, aus der Menschenwelt, doch dieser existierte nicht mehr, nun, da Corey weiß, was Alex und sie selbst ist.
,,Frisches Gemüse! Frisches Gemüse!" Beinahe wäre Corey vor Schreck in die Luft gesprungen, entschied sich aber dafür, einfach sich panisch weiter an Alex Arm zuklammern, als eine krächzende Stimme die Luft durchschnitt. Vorsichtig wante Corey ihr Gesicht um und sah zur der Person, der dieser Stimme gehörte.
Ein Mann mit einem grauen Schnabel und bunten kleinen Federn am Kopf, stand an einem Stand gelehnt, allerlei Gemüsesorten lagen, in geflochteten Körben, auf den Tresen und Corey fiel auf, dass sogar welche dabei waren, die sie noch nie gesehen hatte. Sie beschloss, Alex später mal darauf anzusprechen.Nach einer Weile des rumschubsens, standen Alex und Corey endlich an einem weiteren Tor, welches aber eisern und viel prunkvoller, als das alte schäbige Tor am Eingang des Dorfes war. ,, Keine Wachen?" fragte Corey verblüfft, als Alex die Eisenklinken packte und mit einem Ruck die Türen aufstieß. ,, Oh doch." sagte Alex mit gerunzelter Stirn.
,,Wir sind ja nicht blöd. Hier sind überall Wachen. Aber sie sind gut versteckt." Mit einem Zwinkern an Corey, lief er vorran, direkt auf die Schlosstore zu.
"Sie haben dich erkannt, oder?" fragte Corey, als sie ihren Blick suchend über das Gelände schweifen ließ.
,, So ist es." strahlte der Katzenjunge vor ihr und stieg eilig die Stufen am Tor hoch. Wie von selbst öffneten sie sich, als Alex die letzte Stufe erreicht hatte und er vor ihnen stehen blieb.
,,Willkommen im Schloss von König Eamon!" rief Alex und erhob einladend die Hände über den Kopf, als die Tore nun gänzlich offen standen und somit das innere des Schlosses preis gaben. Zögernd trat Corey neben Alex und spähte in das Schlossinnere, wobei man einzig einen langen, mit Fackeln gesäumten, Flur erkennen konnte. Alex Worte hallten im Innern nach, verformten sich, wurden schriller und lauter, bis Corey befürchtete, dass nun das gesamte Schloss wusste, dass sie da waren. ,,Sollen wir da jetzt einfach reingehen?" fragte Corey mit einem skeptischen Blick auf Alex, als dieser Anstalten machte, hinein zugehen. Gerade als Alex Corey, mit einer spöttischen Aussage, antworten wollte, ertönte eine schnorrige Stimme neben dem großen Eingangstor. ,,Wenn sie mir bitte folgen wollen, Mrs. McDiver und Mr. Hunter." Überrascht fuhren Corey und Alex herum. Vor ihnen stand ein
- den grauen Haaren zu urteilen nach- älterer Mann, obwohl Corey dies auch nicht unbedingt bestätigen konnte.
Dieser Mann hatte die komplete Statur und das Aussehen eines Pinguines.
Seine grauen Haare waren das einzigste wirklich Menschliche an dem Mann. Er trug einen Anzug, dessen Jacket hinten einen langen Rückenschlitz hatte. Jedoch war die Vorderseite komplett in weiß getaucht und die Hinterseite in schwarz. Schwarze Füße lugten unter der Hose hervor und ein spitzer Schnabel war auf seinen Gesicht zu erkennen.
Es schien, als habe man extra für die Kreatur ein Kostüm entworfen, was Corey total absurd fand.
Wenn sie Spaß dran haben..
,,Hallo Alfred. Wie gehts?" fragte Alex lässig und erhob eine Hande, damit Alfred mit ihm abklatschen konnte. Wiederwillig seufzend hob er ebenfalls die Hand und schlug ein, ganz so, als würde dies unter seiner Würde sein. ,,Wenn sie mir nun folgen würden?" fragte Alfred nochmal, als Alex sich abgewant hatte und ehe Corey ebenfalls den Pinguinmann begrüßen konnte lief der Butler fast fluchtartig los.
,,Das ist Alfred." raunte Alex Corey zu, als sie Alfred folgten und Alex sich zurück fallen ließ, um mit Corey reden zu können. ,, Er ist hier einer der vielen Butler und empfängt jeden Auserwählten mitsamt Helfer."
Mit gerunzelter Stirn sah Corey hinüber zu Alfred. ,,Und wieviele hat er je begrüßt?" Nun wirkte Alex betroffen. ,, Nun ja.." druckste er herum und sah konzentriert zu einer rostigen Rüstung an der Flurwand.
,,Du bist die zweite." Corey stolperte fast über den roten Teppich, der am Boden ausgerollt lag und den kompletten Flur entlang führte.
,,Was? Du meinst bis jetzt haben es nur zwei Auserwählte geschafft, bis zum König Ekamon zu kommen?"
,,Eamon." korrigierte Alex Corey und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. ,,Und ja..Du bist die zweite. Die erste hatte es als aller erstes hier hin geschafft, zusammen mit ihrem Helfer. Wie wir beide jetzt." ,, Also war die erste Auserwählte auch eine Sie.." murmelte Corey nachdenklich mit gesenktem Kopf, ehe sie wieder hochblickte. ,, Wo ist sie jetzt?" wollte sie von Alex wissen, in ihrer Stimme schwankte Vorfreude mit. Vielleicht ist sie ja so wie ich! Vielleicht können wir gemeinsam reden! Alex antwortete nicht, sondern schluckte nur schwer. ,,Darüber reden wir jetzt nicht." sagte er bestimmt, doch in seiner Stimme lag ein bedrücktes Zittern. Ehe Corey auch nur eine weitere Frage stellen konnte, knallte sie plötzlich in Alfred rein, der zu Coreys erstaunen, stehen geblieben ist. Besagter drehte sich mit zusammen gepressten Lippen kurz um, musterte sie, als wolle er jeden Moment über sie herwüsten, riss sich jedoch zusammen und drehte sich wieder um. Corey atmete erleichtert aus. Alex, Alfred und Corey standen nun vor einer weiteren großen Tür, die mit reichlich Gold verziert war. Man konnte einzelne kleine Bildchen erkennen. Merkwürdige Wesen. Kreaturen. Ein großer Teich und.. weiter kam sie nicht, denn plötzlich wurde die Tür von innen geöffnet und eine neue Stimme ertönte. ,, Alex Hunter, der Helfer der zweiten Auserwählten, Corey McDiver."
Und dann brach Jubel aus.
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Das Lied der Auserwählten
FantasíaCorey und Alex. Seit mehr als fünf Jahren Nachbarn und beste Freunde. Corey vertraut Alex mehr, als jemand anderen auf der Welt und das wusste er zu schätzen. Sie wussten alles über den anderen, sie erzählten sich jede Einzelheiten und beschützen s...