Part 1

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Wenn Rosen dazu bestimmt sind, rot zu sein und
Vergissmeinnicht blau,
warum ist mein Herz dann für dich bestimmt?

"Menschen ändern sich, vergiss das mal nicht", Charlies Stimme wehte durch den überfüllten Raum hinüber zu seinem Bruder Bill. Dieser drehte sein mittlerweile leeres Bierglas in den Händen und schmunzelte leicht: "Mir musst du das nicht sagen, ich habe das selbst erlebt. Aber wir reden hier von einem Malfoy. Dominique ist viel zu gut für diesen, diesen..Wurm." Er schnaubte und schob das Glas von sich, am liebsten würde er diesem blonden Wurm ein volles Glas über den Kopf ziehen.
"Domi ist zwanzig, du brauchst sie wirklich nicht mehr zu beschützen", entgegnete der Jüngere schmunzelnd, obwohl er seinen Bruder wohl gut verstehen konnte. Er war bei seiner Tochter auch nicht anders und die war auch fast zwanzig. Man, sie wurden wirklich alt.
"Als nächstes erzählst du mir, dass Parkinson ein Engel ist und Nott ein Unschuldslamm", grummelte Bill vor sich hin. Charlie klopfte seinem Bruder auf die Schulter: "Man weiß ja nie. Mach dir einfach nicht zu viele Gedanken. Wenn es jemand drauf hat, sich zu wehren, ist es Dominique. Nicht umsonst hatten die Jungs in der Schule Angst vor ihr." Der letzte Satz ließ den Älteren lachen und er nickte: "Hast recht, eigentlich. Aber sie ist halt trotzdem meine Kleine." Der Drachenwärter nickte, das war natürlich auch richtig und er verstand es voll und ganz. Er sah kurz auf die Uhr und seufzte: "So ungern ich das jetzt sage, aber ich muss mich auf die Socken machen. Ich hab noch ein Treffen mit Liliana." Er verzog das Gesicht. Sich mit seiner Exfrau zu treffen war eine der wenigen Dinge, die er so absolut nicht leiden konnte. Sie war unerträglich und geheiratet hatten sie auch nur, weil sie schwanger gewesen war. Hatte nicht lange gehalten. Ein Jahr, dann war sie mit der Tochter abgehauen, weil der Weasley ihr zu kindisch war. Er vermutete aber noch andere Gründe, immerhin hatte er sich ja nicht verstellt, als sie sich kennengelernt hatten.
"Armes Trottelchen. Wieso das denn? Ich dachte, ihr habt keinen Kontakt mehr?", fragte Bill ein wenig verwundert nach, während sein Bruder schon aufstand und die Hälfte des Preises vom Feuerwhiskey auf den Tisch legte.
"Hatten wir auch nicht, aber sie hat monatelang Trubel gemacht, weil sie unbedingt etwas besprechen will und jetzt habe ich nachgegeben, weil sie so nervt", gab Charlie zurück, nickte seinem Bruder kurz zu und schlüpfte nach draußen.  

  Als Charlie den Pub verließ, traf ihn die kalte Nachtluft wie ein Schlag. Seufzend schlug er den Kragen seiner Jacke hoch. Was hatte er sich noch mal dabei gedacht, ausgerechnet im Oktobe nach London zu kommen?
Gut, da war der Geburtstag seiner Tochter, das war Grund genug. Man wurde nur einmal siebzehn und gerade in der magischen Welt war das ein sehr wichtiger Geburtstag. Volljährigkeit. Man, für seinen Geschmack ging das viel zu schnell. Ihm kam es vor als wäre es erst gestern gewesen, als Chloe fünf gewesen war und ihm stolz eine Raupe präsentiert hatte, die sie im Garten in Rumänien aufgesammelt hatte. Aber er konnte es eh nicht ändern, leider.
Er wollte gerade zu seiner Ecke losziehen, von der aus er immer apparierte, als er von der anderen Straßenseite Tumult vernahm. Erst wollte er dem nicht viel Beachtung schenken, da es wie ein ganz normales Streitgespräch klang, als sich aber eine beunruhigte Frauenstimme einmischte, überlegte er es sich anders, schob den Zauberstab vorerst in die Hosentasche zurück und schlenderte scheinbar ganz zufällig in Richtung des Grüppchens.
Eine kleine Person - die Frau, wie er jetzt erkannte - stand von drei Männern umringt an der Hauswand. Sie sah nicht unbedingt ängstlich aus, sondern eher sauer und dabei auch noch niedlich. Die Männer sahen das wohl ähnlich, einschüchtern ließen sie sich davon nicht. Und er wäre kein Gryffindor, würde er dran vorbeilaufen.
"Gibt's ein Problem?", fragte er in ernstem und mühsam höflichem Tonfall und unterbrach das Gespräch damit.
Die Männer sahen ihn verdutzt an, traten etwas zurück und Charlie vernahm starken Alkoholgeruch. Ohje.
"Was willst du denn?", fragte der Kleinste von ihnen, der mit ihm auf Augenhöhe war. Die beiden Anderen unterstützten ihn mit finsteren Blicken, die den Weasley beinahe zum Lachen brachten. Er ließ sich nicht einschüchtern, sondern sah ihnen seelenruhig ins Gesicht: "Ich denke nicht, dass man so mit einer Lady umgeht, mac na galla (Arschloch; Hurensohn). Lasst sie in Ruhe."
"Oder was?", versuchte der Nächste zu provozieren. Indessen schob der Rothaarige die Kleine etwas hinter sich, ließ sich aber nach wie vor nicht aus der Ruhe bringen.
"Sonst wird das hier sehr schnell ungemütlich für euch und das meine ich sehr ernst."
"Was willst du schon ausrichten, Rotkäppchen? Allein und so winzig wie du bist, willst du uns verhexen?", spottete der Dritte. Das war eigentlich ziemlich verlockend. Aber er war auch sicher, es mit Muggeln zu tun zu haben.
"Das nciht, aber vielleicht endet ihr mit gebrochenen Knochen." Mochte etwas wagemutig sein, aber man, er kam mit Drachen klar. Drei so Halbstarke packte er dann auch noch. Er betete jedoch drum, dass die junge Frau sich verkrümelte, falls es wirklich so übel wurde, musste sie das ja nicht sehen. Andererseits konnte es auch sein, dass noch mehr von der Sorte Typen irgendwo lauerten. Also sollte sie wohl doch lieber bleiben.
"Ganz schön großmaulig für einen Einzelnen", sagte der Korpulente - Charlie nannte ihn jetzt erstmal Mr. Pig - verächtlich. Bevor Charlie etwas zurücksagen konnte, kam die Frau ihm zuvor: "Er ist nicht allein, ich bin auch noch da!" Der Weasley warf ihr einen scharfen Blick zu, was mischte die Kleine sich jetzt ein? Es ärgerte und amüsierte ihn gleichermaßen.
"Jetzt haben wir aber Angst, uuuh!"
Gelächter folgte. In Charlie fing es an zu brodeln. Für normal war er ja ein humorvoller Mensch mit lockerem Gemüt, aber wenn man ihn reizte, sprang er drauf an wie ein Drogenspürhund auf LSD. Oder so.
"Du hältst dich besser im Hintergrund, troich (Zwerg)", brummte er und streckte den Arm aus, um zu verhindern, dass sie ins Schussfeld geriet.
"Was auch immer das für eine Beleidigung sein sollte, nein, ich halte mich nicht raus", zischte die Kleine, was ihm erst die Sprache verschlug, ehe er grinste. Die Knirpsin hatte Feuer, hätte er nicht geglaubt. Fand er schon wieder witzig.
"Willst du jetzt mit mir auch Streit anzetteln?", fragte Charlie dennoch recht ernst, die Lage war nämlcih nicht so lustig. Die Männer drängten sie mehr in die Ecke, oder eher versuchten sie es, der Rothaarige rührte sich aber nicht vom Fleck.
Sollte er doch zaubern? Er könnte hinterher ja- in dem Moment flog eine Faust auf ihn zu. Spontan entschied er sich, nichts zu tun, außer den Versuch zu wagen, die Faust abzufangen. Hätte er sich geduckt, dann hätte die Frau hinter ihm etwas abbekommen. Er war aber auch so zu langsam und spürte seine Nase brechen. Autsch. Schon wieder.
Das passierte eindeutig zu oft. Und jetzt sah er keinen Spaß mehr: "Ich habe euch gewarnt." Eine Prügelei entbrannte und die Fremde versuchte, sie zu trennen. Da ertönte ein lauter Knall, der die Raufbolde inne halten ließ.
Der Weasley sah aus dem Augenwinkel, wie die Brünette einen Zauberstab in die Tasche ihrer Jeans schob. Aha, eine Gleichgesinnte also.
"Ihr benehmt euch wie Kinder!", schnaubte die Kleine grimmig. War doch nicht auszuhalten. Die Männer wirkten auf einmal sehr verwirrt und gingen; was Charlie wiederum verwirrte.
"Was hast du getan?", wandte er sich an die Frau und drückte seinen Ärmel unter die Nase, um das Blut zu stoppen.
"Das selbe könnte ich auch dich fragen, wieso mischt du dich in fremde Angelegenheiten ein?"
Charlie zog die Augenbraue hoch: "Andere Menschen bedanken sich."
"Aber das war total überflüssig, ich hätte das auch alleine geschafft", entgegnete die Frau und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, eine Bewegung, die fahrig, aber doch irgendwie elegant aussah bei ihr.
"Das weiß ich jetzt auch", grummelte der Drachenwärter und seufzte. Woher sollte er denn wissen, dass sie eine Hexe war, wenn sie erst nichts unternommen hatte? War ja nicht so, als trügen sie ein Schild um den Hals, welches magische Fähigkeiten ankündigte.
"Naja, danke", sagte sie dann trotzdem, unhöflich war sie ja nicht. Gar nicht. Meistens zumindest.
"Darf ich denn wissen, wer sich nicht helfen lassen will?", fragte der Rothaarige, immer noch grinsend, trotz schmerzender und blutender Nase. Als ob das sein Amusement irgendwie minderte.
"Pansy", antwortete sie zögernd und zog seinen Arm runter, "und du bist doch sicher ein Weasley."
"Was hat mich verraten?", fragte er leicht lachend, "aber ja, Charlie Weasley, live und in Farbe."
"Die Dummheit", antwortete sie schief grinsend, "und die roten Haare." Sie schwang den Zauberstab und binnen weniger Sekunden war die Nase wieder heil.
"Danke. Und das ist keine Dummheit, sondern Coolness", klärte er sie schmunzelnd auf. Alles eine Frage des Blickwinkels.
Pansy zog skeptisch die Augenbraue hoch: "Wer's glaubt."
Sie machte ein paar Schritte weg von Charlie, weil das irgendwie etwas zu nahe war und sie seine Körperwärme spüren konnte. Wirklich sehr warm. Verlegenes Schweigen breitete sich aus, bis er jenes unterbrach: "Ja gut, ich würde sagen, das Problem ist beseitigt. Und, wagst du es, mit einem dummen Weasley etwas trinken zu gehen? Zur Feier des Tages oder auf den Schock. Kannst du dir aussuchen." Die Parkinson lächelte über die Selbstiornie des Rothaarigen. Anscheinend hatte er Humor. Sowas fand sie immer gut. Jedenfalls besser als permanenter Ernst und Verbitterung. Dabei dachte sie unweigerlich an Draco. Nach der SChulee hatte noch ein paar Jahre Kontakt bestanden, aber nach Scorpius' Geburt war das weniger geworden.
"Welcher Schock?", fragte sie schief grinsend zurück. Sie musterte ihn etewas. Er war kein Riese, aber trotzdem eine Ecke größer als sie. Blaue Augen funkelten belustigt und schalkhaft in ihre Richtung, die roten Haare standen in Locken wirr von seinem Kopf ab. Ein Drei-Tages-Bart zierte sein Gesicht und seine Kleidung sah aus, als stammte sie aus dem siebzehnten oder achtzehnten Jahrhundert. Alles in allem wirkte der stämmige Weasley etwas..wild, aber trotzdem gepflegt und gut aussehend.
Was ihr noch auffiel, waren Brandnarben auf seinen Armen, die schwach im düsteren Licht der Straßenlaternen schimmerten. Unzählige davon.
Sie hatte vor etlichen Jahren mal gehört, dass er Drachenwärter war. schien wohl zu stimmen.
"Genug gestarrt?", fragte Charlie sichtbar amüsiert. Die Brünette zuckte aus ihren Gedanken hoch und errötete etwas: "Ich habe nicht gestarrt."
"Und meine Frage auch nicht beantwortet."
"Du meine auch nicht."
"Welche war das noch gleich?"
".."
"Ich höre, Sassenach?"
"Was heißt das überhaupt?", erkundigte sie sich argwöhnisch. Die Sprache hatte sie auch noch nie gehört. Aber wenn er sie beleidigte, wollte sie zumindest wissen, als was.
Der Weasley lachte: "Nichts Anderes als Engländer."
Pans runzelte die Stirn: "Okaaay.."
"War das die Frage?"
"Nein, ich wollte- ", na toll, sie hatte vergessen, was sie gewollt hatte. Super Leistung vom Weasley. Idiot.
Er lachte wieder. Es amüsierte ihn zu sehr, dass sie so leicht aus der Fassung zu bringen war. Hätte er nicht eben gesehen, dass sie auch anders konnte..aber sie war irgendwie süß. Er konnte sich vorstellen, dass sie bei so einer Äußerung jedoch an die Decke ging.
"Antwortest du auf meine auch noch?", hakte er nach und sah sie erwartungsvoll an.
Die Parkinson musste isch einen Moment besinnen, welche Frage das wohl gewesen war. Das Treffen hier brachte sie total durcheinaner und sie wusste nicht, wieso.
"Eh ja..warum nicht." Konnte ja nicht schaden.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 11, 2016 ⏰

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Mine - Es ist nie zu spät (Charlie + Pansy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt