Everyday at midnight {I look up to the stars}

■ 25

Hand hoch, wer wusste, dass ich letztlich doch auf Nora höre.

Na, ich wusste doch, dass ihr schlauer seid als ich. Jetzt habt ihr die Bestätigung. Denn natürlich tue ich, was Nora von mir verlangt. Und fahre mitten in der Nacht raus zum Feld. Zu ihr. Zu dem Zwilling, den ich kennengelernt habe.

»Es sind nie Zwillinge«, höre ich Fias Stimme in meinem Ohr nachhallen, als ich die Landstraße langfahre. »Das sagt Sherlock Holmes.«

Nun, Fia. Sherlock Holmes liegt falsch. Dein Benedict Cumberbatch-Alien-Typ hat sicher sein Skript falsch vorgetragen, denn es heißt bestimmt: Es sind IMMER Zwillinge. Ich hätte nur früher drauf kommen müssen.

Sie sitzt auf der Bank, als wären nicht drei Wochen vergangenen, in denen wir uns nicht gesehen haben. Unbestreitbar sitzt dort Jo, mit ihrer Wollmütze, den zerrissenen Jeans, der Sweatshirt-Jacke. Nichts an ihr sieht aus wie das Mädchen, das ich tagtäglich in der Schule sehe.

»Hallo Fremder«, begrüßt sie mich und rutscht weiter, damit ich am vorderen Ende der Bank Platz nehmen kann. Sie riecht modrig, was am Regen gestern liegen muss. Und dennoch sitzen wir hier und frieren uns die Hintern nass. Wie romantisch.

»Du hättest mir gleich sagen können, dass du eine Zwillingsschwester hast.«

»Wo wäre da der Spaß gewesen?«

»Denkst du, alles im Leben ist ein Spaß?«, erwidere ich und meinte es nicht so ernst, wie es vermutlich herübergekommen ist. Manchmal habe ich solche Anwandlungen, da werde ich philosophisch und viel zu humorlos.

»Nein, tatsächlich meine ich das nicht.« Jo klingt defensiv und rutscht ein Stück weiter weg von mir. War ja klar, dass ich es vermassle, kaum dass sie hier ist. Ich bin ja dafür prädestiniert. »In meinem Leben ist nicht alles rosarot, Elias. Auch wenn du das vielleicht glaubst.«

Damit steht sie auf und geht. Dieses Freundschaftsding hab ich echt drauf.