~♥~
Langsam ging ich die Straßen meiner Stadt entlang. Die Stadt war nichts besonderes, nicht malerisch schön oder herausragend wie manch andere. Trotz dessen fand ich, dass sie etwas an sich hatte, was für mich recht schön war. Wie auch immer, bei mir sah es allerdings alles andere als rosig aus. Es waren Sommerferien, was eigentlich was tolles bedeuten sollte, nur nicht diesen Sommer. Meine Freunde, die die ich hatte, waren in den Urlaub geflogen. Und dann war da noch die eine Sache, die mich grade am Meisten bedrückte. Und das, war diese eine Nachricht von meinem Freund, in der er mir kurz und knapp mitgeteilt hatte, dass er nicht mehr den Sinn darin sieht, mit mir in einer Beziehung zu sein. Nicht mal mehr zu meinem Tanztraining bin ich gegangen, obwohl ich diesen Sport mit Leib und Seele ausführte.
Als erstes hatte ich mich in mein Zimmer verkrochen, Liebesfilme geschaut und gegessen, das typischste und klischeehafteste, was ein Mädchen in dieser Situation machen kann, ich weiß. Aber ich stand nun mal auf diese kitschigen Bücher und Filme, die mich somit stark beeinflusst hatten.
Tja, und nun lief ich hier, gedankenverloren in unseren Stadtpark. Und das einzige was ich sah, waren Pärchen und kleine Gruppen von Menschen, die lachend auf der Wiese lagen und die Sonne genossen. Doch die Pärchen hier waren schlimmer, wie sie herumturtelten und kuschelten. Sie sahen so glücklich aus, woran ich eigentlich nichts auszusetzen hatte, jedoch war das nun, so kurz nach der Trennung doch recht schmerzhaft sie alle vor mir zu sehen..
Seufzend nahm ich meinen iPod aus der Hosentasche, steckte die Kopfhörer in meine Ohren und machte meine aktuelle Lieblingsplaylist auf volle Lautstärke. Es lief als erstes etwas von Taylor Swift. Ihre Musik passte grade zu meiner Situation, wieder klischeehaft. Leise summte ich den Text von 'We are never ever getting back together' mit und lief weiter. Doch das normale Laufen, begann langsam in ein Tänzeln über zu gehen. Das war eine meiner kleinen Angewohnheiten, die ich dank dem tanzen hatte, welches ich generell schon sehr liebte. Ich realisierte gar nicht wirklich, wie ich begann beim darauf folgenden Lied die Schritte tanzte, die ich eigentlich in meiner Gruppe vorzeigen wollte. Allerdings war mir das in diesem Moment eigentlich total egal, ob mich hier jemand beachtet oder nicht. Für mich existierten grade nur meine Schritte, der Youth-Remix von Troye Sivan und mich.
Als sich die Musik und der Tanz dem Ende näherte, hörte ich schon Geklatsche und Jubelrufe. Ich riss mir die Kopfhörer aus den Ohren und sah mich um. Um mich herum hatte sich eine Gruppe von Leuten gebildet, die klatschten und mich anlächelten. Sofort verwandelte sich meine normale, blasse Hautfarbe in ein leuchtendes Rot und ich spürte, wie meine Ohren zu Glühen begannen. Ich blickte durch die Menschenmasse und erblickte einen blonden Schopf zwischen ihnen. Die Haare, die blond gefärbt zu sein schienen, sahen aus, als wären wie vom Winde verweht gewesen. Er lächelte mich breit an und ließ somit eine perfekte weiße Zahnreihe hervorblitzen. Verlegen ging ich aus dem Kreis heraus, der sich um mich gebildet hatte, und setzte mich auf eine freie Bank.
Ich sah zu, wie die Menschen sich verzogen und in sämtliche Richtungen hinausströmten. Ich hingegen steckte einen Kopfhörer wieder in mein Ohr und lauschte den Klängen von The Fray's 'How to save a life'. Ich schloss die Augen und reckte mein Gesicht der Sonne entgegen. Nach einer Weile erschrak ich durch eine kalte Hand auf meiner Schulter, ich fuhr herum und sah in strahlend blaue Augen.
"Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir wahnsinnig leid..", sagte er sofort und sah mich entschuldigend an. Es war der junge Mann, der mich beim Tanzen beobachtet hatte.. Ich bemerkte seinen starken irischen Akzent. Ich lächelte leicht und schob mir eine dunkelblonde Strähne aus dem Gesicht. "Schon okay. Setz dich..", antwortete ich verlegen und deutete neben mir auf die Bank. Er nickte und nahm neben mir Platz. "Du hast gut getanzt. Wie lange machst du das schon?" "Seit ein paar Jahren. 6 müssten es jetzt sein. Ich habe erst einen Standardtanzkurs belegt und bin dann zu einer Gruppe im Fitnesscenter gewechselt, da diese Standardtänze mir nicht mehr gefielen.", sagte ich, in der Hoffnung, dass ich ihn nicht volltextete. Er sah allerdings nicht so aus, als ob es ihn nicht interessieren würde. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit lang und ich erfuhr, dass er mit seinen Freunden eine kleine Band hatte, mit der er öfters bei Veranstaltungen in seiner Schule auftrat. Außerdem mochte er gerne lesen, trieb allerdings fast keinen Sport, da er dies nicht sonderlich mochte und er kam aus Mullingar, Irland.
Doch dann fing es an zu regnen. Das unterbrach das interessante Gespräch. Ich stand auf. "Ich sollte dann mal los, ich habe nicht so große Lust über die Sommerferien krank zu sein.", sagte ich und lächelte entschuldigend. Er erwiderte dieses Lächeln. "Ist schon okay. Warte, wie heißt du eigentlich?", fragte er und das Lächeln ging in ein Schmunzeln über. Hatten wir uns nicht vorgestellt? Tatsächlich, ich kannte seinen Namen noch gar nicht. Ich wurde leicht rosa. "Alison, und deinen würde ich auch noch gerne erfahren", antwortete ich lächelnd. "Ich heiße Niall", sagte der Blondschopf, "schöner Name, Alison... warte kurz." Er kramte einen Stift heraus und nahm meine Hand in welche er etwas hinein schrieb.
"Bitte schreib mir, wenn du zu Hause angekommen bist, okay?" Er sah mich aus seinen großen blauen Augen an, in denen leichte Besorgnis zu erkennen war. Ich nickte und verabschiedete mich von ihm. Es hatte mittlerweile stark angefangen zu regnen und die Tropfen prasselten lautstark auf den Asphalt hinunter. Ich verschnellerte meine Schritte und kam klatschnass zu Hause an, wo ich dann auch gleich an Niall schrieb. Danach nahm ich eine warme Dusche, legte mich schlussendlich unter meine weiche Decke und trat sogleich durch ein Tor ins Land der Träume..
~♥~