Die Dämmerung trat ein und noch immer wollte ich nicht zurück zu den anderen kehren. Ich hatte beschlossen zu gehen und dies wollte ich auch durchziehen, auch wenn ich nicht wusste wo ich hin sollte. Ich ging einfach irgendwo längs, wo meine Füße mich hinführten.
Vorbei an geschlossenen Läden, Restaurants, Obdachlosen und Clubs. An einen von ihnen blieb ich stehen und begutachtete diesen.
War ich früher oft feiern? Habe ich viel getrunken und musste mich deswegen auch schon übergeben?
Ich weis nicht, die Antwort auf alles.
Der Mond begann sich langsam aus seinem Versteck zu trauen und lies mich erraten, dass es bereits spät geworden ist.
Hier draußen kann ich die Nacht nicht bleiben, aber ich könnte auch schlecht zu Taddls Wohnung zurückkehren nachdem ich so einen Abgang gemacht hatte, doch mir blieb nichts anders übrig.
Widerwillig setzte ich meinen Gang fort bis ich bei meinem Ziel ankam. Wie von selbst klingelte ich an seinem Namensschild, doch musste feststellen, dass er noch immer nicht zu Hause war.
Seufzend lies ich mich an der Tür hinunter gleiten, lehnte mich an dieser und zog meine Beine an mich ran.
Mir kam das Gespräch von vorhin wieder in den Kopf.
"Hat Taddl dir schon erzählt, warum du ein Gedächtnisverlust hast?... Du hast es mir versprochen."
Warum reagierte Taddl so komisch darauf? Warum hätte er es mir nicht einfach sagen können?
Es wäre doch nichts daran gewesen außerdem hatte ich das Recht dazu, es zu erfahren, schließlich war mein Leben weg, nicht seines.
War er mit schuld daran, dass ich mein Gedächtnis verloren hatte? Aber was hatte er getan?
Hatte er mich wegen etwas nicht aufgehalten? Hatte er mir nicht geholfen? Oder hat er mir sogar mit Absicht den Verlust gegeben?
Nein, dass würde er nicht machen. Zwar kenne ich ihn nicht sehr, allerdings kann ich den letzten Fakt ausschließen, denn dafür macht er sich zu viel mühe damit, meine Erinnerungen zurück zubekommen.
"Ich wusste du kommst zurück." seine Tiefe Stimme durchbrach die nächtliche Stille und ich blickte von meinem Schoss hinauf.
Langsam rappelte ich mich auf und blickte ihm unsicher in die Augen. Ich hatte Angst, dass er mich beschimpfen oder anbrüllen würde, doch er tat nichts dergleichen, stattdessen nahm er mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.
"Wirst du mir erzählen was passiert ist?" fragte ich vorsichtig, worauf er seinen Griff um mich herum wieder löste. Er hatte wohl auf eine andere Reaktion gewartet.
"Später."
"Warum später? Ich will es jetzt wissen. Ich will wissen, warum ich nichts mehr weis! Ich will den wahren Grund meines Unwissens erfahren." wie schon heute Mittag, hatte meine Stimme wieder an Kraft gewonnen und wieder fühlte ich mich stärker.
Trotz der wenigen Beleuchtung konnte ich sehen, wie er seine Augen zu schlitzen formte.
"Du bist hier nicht die einzige die Leidet, okay. Ich kann mir zwar nicht vorstellen was du durchmachst, dafür weist du aber auch nicht, was ich durchmache." da war er wieder. Diese wütende Seite von ihm, die mir nicht gefiel.
Ich wollte einen Schritt zurück weichen und Abstand zwischen uns bringen, doch hinter mir war die Tür und somit blieb der knappe Abstand zwischen uns.
"Den erzähl mir was passiert ist. Vielleicht verstehe ich denn ein wenig wie du dich fühlst." diesmal sprach ich sanfter und hoffte er würde es mir gleich tun.
"Du wirst es nicht verstehen, du verstehst ja gar nichts. Kennst keine Gefühle oder sonstiges."
und da hatte er ihn getroffen. Meinen Wundenpunkt. Jeder hatte einen, man musste ihn nur kennen und dies war meiner.
Meine Augen begannen leicht zu brennen.
"Ach, so ist das also.." murmelte ich verletzt und wendete meinen Blick von ihn ab.
Nun schien auch er bemerkt zu haben, was er da wirklich gesagt hatte.
"So war das nicht gemeint. Es.. Es tut mir leid" nun wurde auch er sanfter und wollte seine Hand auf meine Schulter legen, doch unsanft schlug ich diese weg.
"Du kannst dir deine Entschuldigung sonst wo hin stecken." ich drückte mich an ihn vorbei, doch bevor ich davon gehen konnte, griff er nach meinem Handgelenk und wollte mich zu sich zurückziehen, doch auch hier riss ich mich von ihm los.
"Und ich dachte du wärst ein Mensch, den ich vertrauen konnte." waren meine letzten Worte bevor ich davon lief.
Die Wut. Ein Gefühl, das von starkem Ärger und Zorn bestimmt ist und bei dem man häufig laut wird oder schreit.
Genau an das Konnte ich mich wieder erinnern, einfach so, doch froh war ich nicht. Ich mochte dieses Gefühl nicht. Als würde man alles zusammen schreien können. Gegen die Wand hauen oder einfachen Vandalismus begehen, all diese Dinge hätte ich jetzt gerne getan, stattdessen setzte ich mich einfach an den Rhein und fing an zu weinen.
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Do you remember? - Taddl FF
FanfictionUnbekannte Gesichter und fremde Namen. Unerklärliche Gedankenlücken und missverstandene Gefühle. Das einzige was mir in Erinnerung blieb, ist mein Name... Retrograde Amnesie: Die retrograde Amnesie bedeutet, dass die Betroffenen alle Ereignisse, di...