Photograph

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Nachdem Deutschland seine Punktzahl beim ESC verelffacht hat, kommt heute ein One-Shot mit Gesangseinlagen von Lucy, Lockwood und George.
Anmerkungen zum ESC 2016 am Ende.

Lucys P.O.V.

Ich wollte gerade in die Küche gehen, um endlich zu frühstücken, als ich jemanden singen hörte. Hier, in der Portland Row. Singen. Agenten singen nicht. Aber George, wie ich bei näherem Hinhören vermutete, sang. Ich blieb im Flur stehen und lauschte.

"We keep this love in a photograph, we made this memories for ourselves", sang er inbrünstig.

Vorsichtig tappte ich weiter über die kühlen Fliesen im Flur, den Blick fest auf die Küchentür gerichtet. Der Gesang wurde lauter. Ich presste mein Ohr an die hölzerne Küchentür, darauf bedacht keine Geräusche zu machen. So schlecht klang er gar nicht.

"So you can keep me, inside the pocket of your ripped jeans, holding me closer till your eyes meet"

Okay, das hatte definitiv nicht George gesungen. Aber ich war mir sicher, dass nicht Ed Sheeran in unserer Küche saß und mit George am Frühstückstisch eine Jam Session hielt. Ich atmete tief ein, rückte meine Jogginghose zurecht und öffnete mit einem "Wait for me to come home" die Tür.

George starrte mich entgeistert an. Neben ihm stand ein knallrotes Radio auf dem Tisch, vor ihm eine Tasse Tee und ein Toast mit Butter. In der Hand hielt er eine Zeitung. "Du", setzte er an: "Wie lange stehst du da schon?"
"Lange genug, um zu überlegen ob Mr Sheeran hier eingebrochen ist."

"War das ein Kompliment?", tönte es plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um und Lockwood grinste uns beide an. "Wo hast du das Radio gefunden, George?" Lässig schlenderte er an uns vorbei auf den Teekessel zu. Wir starrten ihn immer noch überrascht an.

Schließlich setzte ich mich zu George an den Küchentisch, während Lockwood zum nächsten Lied pfeifend Toasts in den Toaster steckte. "Seit wann seid ihr so musikalisch?", platzte es irgendwann aus mir heraus. Sie warfen sich einen dieser 'Wir-wissen-was-was-sie-nicht-weißt-aber-wir-sagen-ihr-nichts'-Blicke zu. Meine Neugierde verwandelte sich in leichte Genervtheit.

"Tja, weißt wohl doch nicht alles über die zwei Herren Agenten. Ich könnte dir noch so einiges über die beiden erzählen", meldete sich eine Stimme zu Wort. Mein Blick wanderte zum Kühlschrank auf dem der Schädel stand. Das wabernde Plasma machte einige obszöne Gesten in Richtung George und Lockwood.

"Ach, sehen wir so unmusikalisch aus?", fragte Lockwood und lächelte. Ich musterte beide.
Der stets höfliche Anthony Lockwood, charmant aber dann doch sehr verschlossen, der erwachsenste von uns dreien, der sich mit zwei Alben gleichzeitig anlegte und gleichzeitig die kleinste Agentur Londons stemmte. Und der bebrillte Georg Cubbins, Bücherwurm, Süßwarenfanatiker, meistens ruhig und besonnen, immer informiert aber auch teilweise sehr zurückgezogen. Nein, sie wirkten nicht sehr musikalisch.

"Na, anscheinend ja nicht", beantwortete Lockwood, der meinen kritischen Blick wohl bemerkt hatte.
"Seit ich hier wohne, habe ich noch nie, wirklich nie, jemanden in diesem Haus Musik hören oder gar singen hören", versuchte ich mich zu erklären. "Hm", kommentierte George mit vollem Mund.

"Was 'hm'?" "Naja, du wirkst jetzt auch nicht gerade wie eine Musikliebhaberin." Mist, getroffen. Ja, ich hörte für gewöhnlich keine Musik. Schon als ich klein war, hörten wir zu Hause kein Radio, es war immer still gewesen. Die Ausnahme bildete eine meiner Schwestern, die immer beim Wäsche aufhängen sang. Ich saß oft neben dem Wäschekorb, während sie leise mir völlig unbekannte Melodien sang, von Prinzen und anderen Märchengestalten.

Meine musikalischen Erfahrungen basierten auf meinen Besuchen im Einkaufszentrum oder dem Kino.
"Naja, als Agentin... hat man doch eigentlich keine Zeit für sowas"
"Pfff, keine Zeit. Lahme Ausrede, was Lockwood?"

"So musikalisch waren die beiden bevor eine gewisse Sally kam auch nicht. Das kannst du mir glauben. Besonders talentiert war sie nicht was Geister anging, aber Singen konnte sie. Tagein, tagaus. Und in die Oper sind sie gegangen, jaja, dein Lockwood in einem feinen Anzug, sie in einem hübschen Kleidchen... Ist noch gar nicht so lange her. Und gestrahlt haben sie, als sie zurückkamen."

"Ach, halt die Klappe", maulte ich frustriert. "Na, wenn das so ist...", meinte George eingeschnappt. Eigentlich hatte ich ja nur den Schädel gemeint...

"Hört auf zu streiten", schaltete sich Lockwood ein: "Mein Lieblingslied kommt."
Beim zweiten Refrain setzte ich mit ein. "Because I'm Happy"-singend räumten wir gemeinsam den Tisch ab.

"So schlecht singst du ja gar nicht", meinte Lockwood, als das Lied zu Ende war. Innerlich sang ich weiter. Happy, happy, happy...


Anmerkung:
So. Jetzt zum ESC. Ich habe dieses Jahr beide Halbfinale (zumindest teilweise) und natürlich das Finale geschaut... und auch lange darauf hingefiebert. Das neue Punktesystem ist eigentlich ganz gut (wir haben 3 mal angerufen) aber warum verdammt nochmal sind wir schon wieder die letzten. Und warum hat die Ukraine gewonnen? (Ich mochte das Lied jetzt persönlich nicht...). Jamie Lee war großartig!
Ich bleibe einfach bei der Einstellung 'Wir sind trotzdem Weltmeister'...
Alles in allem trotzdem eine geile Veranstaltung mit Petra Mierde und Måns (seine Fans heißen Månster)...

Was ich eigentlich sagen wollte:

Band 4 kommt im September auf Deutsch und heißt 'Das flammende Phantom' (mehr Infos auf randomhouse.de)

PS: Danke für die über 800 reads!
PPS: Falls ihr mal Rechtschreibfehler oder so findet korrigiert mich bitte...

Lockwood&Co. One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt