Die Botschaft
Ein milder Frühlingstag zog über Vehille, dem größten und verantwortungsvollsten Königreich des Landes Tebiria. Graue Wolken bedeckten den Himmel und fluteten die Straßen der Stadt. Doch kein Kinderlachen hallte durch die Gassen und kein Geklapper der Pferdehufen auf den Markt. Nur der kalt pfeifende Wind strömte in die Rillen der Häuser. Vehille wurde zu einer Geisterstadt der Gerüchte. Einwohner behüteten ihre Kinder vor den Ereignissen. Sie hörten wie nächtliche Kinderschreie verstummten und durch das Geschrei einer gebrochenen Mutter ersetzt wurde. Man spürte das ächzen des hölzernen Bodens als die Wachen die Straßen auf und ab marschierten um einen weiteren Toten zu beklagen. Das einst aufblühende Königreich wurde von der Furcht zerfressen und ein zu Hause der Leere.
Noch am selben Tag trafen sich der Rat, der König und des Königs Schwägerin. Eine Botschaft aus dem fernen Norden ereilte sie in dieser Stunde. Ein alter gräulicher Herr der den Namen Grogur trug überbrachte sie. Mit langem Bart und spitzen Hut saß er an der Seite des Herrschers Darren Oren. Der Blick jedes einzelnen spiegelte die Angst wieder das die Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Iranna Oren, die Schwägerin von Darren sortierte die Bücher als der Bote begann etwas zu sagen. Er nahm einen kräftigen Atemzug und holte eine große Rolle unter seinen grauen Mantel hervor. Das Siegel des zehn zackigen Sternes war zu sehen. Es hatte eine uralte Bedeutung. Er reichte das Papier an Darren. „Wir müssen zwingend handeln" verkündete Grogur als der König die ersten Zeilen innerlich flüsterte. „Es vergeht kein Tag an dem keine Kinder verschwinden. Die Leichen häufen sich und das finstere Gestöhne in den Wäldern wird kraftvoller" warf er als nächstes ein. Die Dörfer und Städte außerhalb der Mauern des Königreiches waren am meisten betroffen. Man berichtete von urplötzlichen Krankheiten und Wahnvorstellungen, wie der König es in der Botschaft las. Nachdem er den Text durchgegangen war überreichte er es den restlichen Angehörigen. Grogur blickte in das verstörte Gesicht seines Freundes. Seine Augen begannen zu glänzen und seine Hände leicht zu zittern. Vorsichtig klopfte der alte Herr den Herrscher auf die Schulter. Er ahnte welche Gedanken ihn zu diesem Zeitpunkt quälten.
Darren glaubte mehr Zeit gehabt zu haben um die Kindheit seiner Söhne erleben zu können. Sie waren noch nicht soweit um es zu erfahren. Dazu sollte es nicht gekommen. Die Verbannung war stark und konnte nicht von einer Handvoll Schatten gebrochen werden. Viele von ihnen verblassten über der Zeit, und der Rest wurde vernichtet. „Welchen triftigen Grund gibt es, dass die Schatten die Kinder entführen sollten?" ergab es für die Rats älteste Sharon keinen Sinn. In der Botschaft erwähnte man die Ereignisse die der gräuliche Herr aufzählte. Jedoch waren Schatten das Werk von finsteren Magiern. Marionetten um dem Bösen zu dienen und zu gehorchen. Macro und Elias, die jüngsten Mitglieder des Rates runzelten die Stirn. Darren konnte es sich nicht erklären. Es vergangen einige Sekunden ehe Grogur den Gedanken ergriff, dass es möglicherweise einen Anführer gab. Ein finsterer Magier der sich all die Jahre in den Ruinen von Ares niedergelassen hatte. Diese Vorstellung lies düsteres ahnen. Wäre dies der Fall gewesen, stünde eine Schlacht bevor. „Er müsste ein dunkles Ritual durchführen um sich die Seelen der Kinder zu bemächtigen, und um die Verbannung aufheben zu können" beschrieb Grogur den groben Verlauf. Ein Schattenfürst wäre dazu im Stande gewesen. Besorgniserregend starrte Sharon in den angespannten Blick ihres Königs. Sie mussten diesen Vorgang in Erwägung ziehen, denn sie wussten nicht um welchen finsteren Magier es sich handelte. Sicher war sich keiner, ob ein Schattenfürst überlebte, doch anhand der allgegenwärtigen Zeichen machte nur diese Vermutung einen Sinn.
Mit großer Entschlossenheit erklärte sich der alte Mann bereit zum untergegangenen Königreich Ares zu reisen. Er besuchte einst das Reich. Sie sollten sein Kommen in sieben Tagen erwarten. Zur Abenddämmerung wäre er zurück gewesen. Sharon bot ebenfalls an ein Teil dieser Reise zu werden, was Grogur bestritt. Diese Würde lastete auf ihm. „Ihr wollt ohne Eskorte aufbrechen" lief es Elias kalt den Rücken hinunter. Allein, kraftlos und ohne jenen Schutz. Sein Herz machte einen Satz nach unten. Grogur griff nach seinen Stab und richtete sich auf. „Ihr werdet zurückkehren" war der König fest entschlossen. „Wenn ihr nicht zurückkehrt wird jede Frau, jeder Mann, sogar jedes Tier in diesem Land sterben" erinnerte Sharon den Boten. Schließlich erhob auch sie sich und lief auf den alten Herrn zu. „Ihr habt mein Wort" antwortete Grogur. Die Rats älteste und der gräuliche Herr sahen sich in die Augen. Sie wussten beide dass noch etwas mehr dahinter steckte. „Achtet auf die Porxkunen, Schatten können in den Körpern anderer überdauern und Besitz von einen ergreifen" gab er das wieder was in der Botschaft stand. Jeder Freund konnte ein Feind sein. Die Opfer zeigten keine Symptome erst wenn der Schatten bereit war sich zu zeigen. Sharon nickte verständlich. Sie beide kannten einander und vertrauten auf ihre Fähigkeiten. „Seid vorsichtig" verabschiedete Grogur sich mit diesen Worten und drehte den Angehörigen den Rücken zu. Daraufhin sahen sich Sharon und Darren in die Augen. Sie spürten die Präsenz des anderen. Elias und Macro entzogen sich der Verantwortung da sie dieses Vorhaben nicht unterstützten. Ihre Vorstellung war eindeutig. In ihren Augen war die alte Dame wirr geworden und der König verängstigt. Doch die Rats älteste und der Herrscher setzten ihr Vertrauen in einen der wenigen die dieser Aufgabe würdig waren. Grogur Varyn war ein Zerstörungsmagier und gewann mehrere Kriege. Wenn er keinen Weg fand, fand ihn kein anderer. So verblieben sie. Als Darren seine Schwägerin um einen Gefallen bitten wollte, war sie bereits fort.
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Kaiconen / Band I / Die Rückkehr der Schatten
FantasyDamals wütete ein Schattenkrieg im Land Tebiria. Der finstere Magier wollte einen Dämonen befreien um sich Hyred bemächtigen zu können, ein Impuls der in der Lage war Welten zu zerstören. In jener Nacht traten ihm neun Kaiconen gegenüber. Sie opfert...