Broken Strings

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You can't feel anything that your heart don't want to feel
I can't tell you something that ain't real
Oh the truth hurts
A lie's worse
('Broken Strings' - James Morrison)

"...Danach kannst du mich weiter hassen, aber bitte hör mich an!"
'Hassen?', schoss es mir durch den Kopf und hinterließ einen kalten Schauer. Hasste ich Mario? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Ich wusste nur, dass ich es versucht hatte, dass ich ihn wirklich hassen wollte. Dass ich ihm das schlimmste an den Hals wünschen wollte, doch dafür hatte ich ihn wohl zu sehr geliebt.

Ohne etwas zu sagen, ging ich wieder einige Schritte von der Tür weg.
„Ich lass euch mal besser allein, Mario, ich gehe eine Runde joggen.", nahm Fabian plötzlich erneut die Aufmerksamkeit auf sich.
Dieser wirkte mehr als verwirrt, doch irgendwie auch ein bisschen besorgt.

Fabian streifte noch kurz beruhigend meinen Arm, anschließend verließ er das Wohnzimmer, warf Mario einen undefinierbaren Blick zu, dann ging er an ihm vorbei und ich war wieder  mit Mario allein.

Am liebsten wäre ich Fabian nachgelaufen, doch ich blieb wo ich war. Ich musste hören, was Mario mir zu sagen hatte, vielleicht blieb ich aber auch nur, weil mir die nötige Kraft fehlte, um einfach zu verschwinden.

Auch wenn ich nichts von mir gab, schien er zu verstehen, denn er setzte sich aufs Sofa und schaute mich vorsichtig, doch abwartend an. Mehr oder weniger entschlossen, ließ ich mich erneut auf die Sesselkante fallen.

Ich hatte eine echt miese Durchsetzungskraft, wenn man bedachte, dass ich mich erst auch geweigert hatte, in diese Wohnung zu kommen und soeben wurde mein „Ich gehe jetzt" auch geschlagen.

Ganz mieses Durchsetzungsvermögen, Bella.

Mir blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn da räusperte sich Mario und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er saß angespannt da, wirkte jedoch auch entschlossen. Wenigstens einer von uns...

„Ich wüsste gern, wie man so ein Gespräch am besten anfängt, doch ich weiß es leider nicht. Ehrlich gesagt, habe ich nicht mal ganz eine Ahnung, was ich überhaupt sagen soll. Aber du kannst dir sicher sein, ich habe öfters versucht, mir diese Situation vorzustellen. Und am Ende...", Mario stockte kurz, holte Luft. „...am Ende bin ich immer zur Schlussfolgerung gekommen, dass ich ein Arschloch war und dass ich das nicht wieder gut machen kann, dass du das nie im Leben verdient hast."

Jedes meiner Glieder schien sich nach diesen Worten zu sehnen, saugten sie in mich rein und gleichzeitig verspürte ich aber auch immer mehr Angst.

„Ich...Ich hätte dich nie betrügen dürfen, niemals. Allgemein nicht und schon gar nicht nach allem, was du zu der Zeit durchstehen musstest. Aber glaub mir, ich habe mich von dem Augenblick an, als ich mich auf Samantha eingelassen habe, dafür verabscheut."

Es kam mir fast so vor, als wäre ich nur eine Beobachterin, die alles von oben aus verfolgte und nicht diese junge Frau, die betreten den Kopf auf ihre in sich gefalteten Hände richtete. Und auch jetzt schien es nicht ich zu sein, die zitternd fragte: „Wie lange?"

Mario wusste genau, was ich damit meinte. Trotzdem antwortete er nicht sofort, ließ sich erst tiefer in die Rückenlehne fallen, ehe er tief seufzte. „Fast vier Wochen."

Auch wenn es Jahre her war und ich mich vorbereitet hatte, konnte ich nicht anders als meine kalten Finger in den Sessel zu krallen und scharf die Luft einzuziehen.
Vier Wochen... fast ganze vier Wochen hatte Mario mich mit Samantha betrogen ohne, dass ich etwas bemerkt hatte, ohne an einem schlechten Gewissen zu zerbrechen.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt