Kapitel II

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Spekulationen

Die vergangene Sitzung fand ohne die glorreiche Königin Amara Oren statt. Darren musste es ihr mitteilen. Gemeinsam versammelte sich die Familie im Arbeitszimmer der Königin. Byron kam soeben von einer langen Schifffahrt und war ermüdet. Wein trinkend saß er an dem Tisch und beobachtete das stark betonte Gesicht der älteren Dame. Die Königin hoffte sehr, dass dieses Zusammentreffen überaus wichtig sei. Sie war dabei gewesen die restlichen Vorbereitungen für die bevorstehende Krönung ihres erstgeborenen Sohnes, und das darauffolgende Fest zu treffen. „Worüber sollte sie sich nun Kopfzerbrechen machen?" dachte sie und wartete geduldig auf die dringende Neuigkeit. Da Iranna nicht auftauchte waren sie gezwungen ohne sie zu beginnen.

Darren malte sich währenddessen in Gedanken aus, wie genau er es ihnen mitteilen konnte. Da er keine Worte zu finden vermochte sprach Sharon selbst für ihn. „Wir haben wichtige Kunde aus dem fernen Norden erhalten". Byron verdrehte sofort die Augen. „Es gibt immer wichtige Kunde, von den nah liegenden Königreichen, aus dem Osten und Westen, und nun aus dem fernen Norden" klangen seine Worte gelangweilt. Ob Feste, Steuern, Handelswaren oder Turniere, ihm war es gleich. Er zählte jede weitere wichtige Bekundung in seinem Kopf auf, schüttete sich etwas Wein nach und lehnte sich zurück. Den wie ihm schien, war dem Rat alles wichtig was ein kleines Problem darstellte.

„Nicht dieses Mal" betonte die Rats älteste in einer ernst-zunehmenden Stimme.

Amara sah ihren Gatten sehr selten bekümmert. Etwas Tragisches hatte sich ereignet was ihrem Mann deutlich zu Gesicht stand. „Liebster... was ist passiert?" Der König riss sich zusammen. Er erhob seinen schweren Kopf und blickte direkt in die Augen seiner Geliebten. „Es ist wahr", spuckte er es schließlich aus, „Die Ereignisse sind Taten der Schatten". Die Königin hatte es geahnt. Sie redete sich immer wieder ein, dass es ein Mörder wäre. Ein Mörder der Kinder entführte oder sie in ihren eigenen Betten erdrosselte. Das erklärte jedoch nicht die verkrümmte Haltung ihres Ehemannes. Ihre Augen wanderten deswegen zur älteren Dame.

Die Rats älteste klärte die Königin auf und berichtete, was sie in der Sitzung erfahren hatten. Sie begann von den Porxkunen zu sprechen, dass diese Kreaturen unter ihnen weilten und dass sie nicht wussten wer betroffen war. Das überraschte selbst Byron. Er applaudierte innerlich, denn das war endlich Mal eine wichtige und vor allem düstere Neuigkeit. Amara traf es am meisten. Als hätte man ihr geradewegs ins Herz gestochen. Sie vertraute ihre Kinder einer Menge Wachen und Dienstmädchen an. Es breitete sich nicht nur ein finsterer Gedanke in ihrem Kopf aus. Sie erfuhr viel über Porxkunen. Sie wusste das es ein finsterer Zauber war den die Schatten benutzten. Dadurch konnten sie in ihren Opfern überdauern. Ihr Traum von einer sicheren Zukunft für ihre Söhne wurde in diesem Moment bis zum Fundament zertrümmert. Die Vorstellung von einer heilen Welt existierte plötzlich nicht mehr. Dieser Gedanke ließ sie stark seufzen.

„Gibt es kein Ritus der diese Porxkunen aufspürt?" erkundigte sich Byron anstelle der Königin. Es gab niemanden im Land Tebiria der es durchführen konnte. Ritualmagier waren fort. Sie wussten also nicht wie viele Porxkunen existierten und konnten sie auch nicht ausfindig machen. Das war mehr als nur ein großes Problem. „Warum jetzt?", drängte dem Mann dann die Frage, „es hätte ebenso gut in zehn Jahren sein können, oder vor vier" meinte er. Die Rats älteste musste sich entschuldigen. Sie vergaß zu erwähnen, dass sie der Meinung waren, dass ein Fürst der damaligen Zeit all die Jahre überdauerte, und sich in den Ruinen von Ares niedergelassen hatte. Der Schiffskapitän nickte, doch dies beantwortete keinen falls seine Frage. „Ich brauche mehr" verlangte er von ihr. Sie jedoch hatte ihm alles Wichtige berichtet. Er presste die Lippen zusammen und ging alles im Kopf durch. Sie hatten die Porxkunen, einen möglichen Fürsten und Schatten die offensichtlich die Kinder entführten. Da stimmte etwas nicht. Byron war zwar Schiffskapitän doch er war kein Idiot.

„So gesehen wird dieser Fürst die Kinder opfern und möglicherweise sich selbst um die Verbannung aufheben zu können" ging er grob den Plan der Kreatur durch. Darren und Sharon nickten ihm zu, das wäre sein Plan. Gutgläubig sahen die Beteiligten in die rätselhaften Augen des Mannes. „Falsch" gab Byron plötzlich von sich. Einen Haken hatte diese Vorgehensweise.

„Von wem habt ihr diese Gewissheit?" fragte er weiter aus.

„Sein Name ist Grogur" sprach Sharon etwas verwirrt.

„Und von wem hat er sie"

„Seiner Herrin"

„Und... wer ist diese sogenannte Herrin?"

Sie schwiegen alle. Das hatte der Schiffskapitän befürchtet. Egal was Byron zu glauben schien, Sharon kannte diesen Mann und hatte vollstes Vertrauen in ihm. Grogur traute längst nicht jedem und wenn war diese Person auch vertrauenswürdig. „Wo ist dieser Mann nun?" forschte er weiter nach. Sharon sah den Sinn hinter der Fassade nicht. Wenn er andeuten wollte das einer der beiden der Fürst sei den sie suchten, so irrte er sich.

Das mochte in Sharons Augen so sein, Byron jedoch hielt nicht daran fest. Alles ergab einen Sinn in seiner Vorstellung nur die Porxkunen waren fehl am Platz.

„Warum also existieren Porxkunen unter uns und welcher Narr würde es in Erwägung ziehen, eine Verbannung die von den Kaiconen höchst selbst geschaffen worden ist, aufzuheben?"

 „Darüber hinaus habt ihr mir über den Aufenthaltsort von Grogur nicht geantwortet?" versuchte er es aus ihr herauszuholen. Sharon sah keinen Grund es ihm zu verschweigen. Der König und seine all jährige Freundin bestätigten dass er auf den Weg nach Ares sei. Byron versuchte die Stücke in seinem Kopf zu ordnen und starrte dabei an die Decke. Er beobachtete die Flammen der Kerzen und schwenkte seinen Kelch von einer Seite zur anderen.

Amara lauschte dem Gespräch und war an der Vorstellung ihres Bruders interessiert. Sie kam etwas zu sich und folgte seinen Worten was sie zur Frage drängte, was genau dieser Grogur ihnen in der Sitzung berichtete. Sie wollte alles wissen. „Er hatte uns die Botschaft übermittelt, über den möglichen Fürsten gesprochen und über seinen Plan zur Aufhebung der Verbannung" erklärte die ältere Dame grob.

Kopfschüttelnd bestritt Byron die Verbannung innerlich. Auf keinen Fall konnte man diese so schnell aufheben. Seiner Meinung nach vollkommen unmöglich. So schloss er alles zusammen und brachte seine Theorie auf den Punkt. Er zog die Aufmerksamkeit auf sich als er den Kelch auf den Tisch polterte. Dann lehnte er sich vor und sprach: „Der Fürst informiert sich über die Lage des Landes und studiert seine Feinde. Die entführten Kinder waren erst der Anfang. Wenn sie genügend gesammelt und verwandelt haben werden sich die Porxkunen offenbaren. Nicht um den Grafen zu befreien, sondern um einen Angriff zu planen, im richtigen Augenblick".

Dies würde mehr Sinn ergeben als dass man die Verbannung des Grafens aufheben könnte. Und das war der Grund warum die Porxkunen noch unter ihnen weilten. Das brachte alle zum Nachdenken. Der Schiffskapitän deutete zu guter Letzt diesen Grogur an und wusste das dieser letzten Endes ein Magier sein musste. „Kein Mensch wagt sich in die Nähe der Ruinen von Ares" flüsterte er in sich hinein. Schließlich fertigte er eine Liste in seinen Kopf an.

1 Grogur könnte der Mann sein den sie suchten. Er war der absoluten Überzeugung, dass die Verbannung nicht nach so kürzester Zeit aufgehoben werden konnte.

2 Diese seltsame Herrin hätte all die Jahre Informationen sammeln können und Grogur wäre nur ein Mittel zum Zweck.

Stille breitete sich aus. Der richtige Zeitpunkt um die Familie zu verlassen. Der Schiffskapitän war erschöpft und hoffte dass er ihnen helfen konnte. Er blieb in dem Glauben das sie seiner Meinung nachgingen. Der Schiffskapitän musste in wenigen Stunden aufbrechen. Er wünschte den Angehörigen einen angenehmen Tag und verschwand. Byrons Worte hingen in ihren Gedanken fest. Besonders bei Sharon die verängstigt darüber war, dass ihr Vertrauen zu Grogur plötzlich schwankte.

Kaiconen / Band I / Die Rückkehr der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt