Post vom Feuertal

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Als ich an diesem Morgen aufwachte dröhnte mein Kopf so dermaßen, dass ich mich dafür entschied trotz knurrendem Magen doch noch weiter zu schlafen. Als ich dann so gegen zwölf Uhr aufwachte, fühlte ich mich nicht weniger matschig als zwei Stunden zuvor. Trotzdem beschloss ich aufzustehen weil ich nicht den ganzen Tag verschlafen wollte. Ich stolperte als ich aufstehen wollte beinahe über meinen Hund, welcher es sich über Nacht neben meinem Bett bequem gemacht hatte. Er guckte mich nun, da ich ihm beim kläglichen Versuch nicht hinzufallen aus Versehen auf den Schwanz getreten war, verdutzt und zugleich etwas gekränkt durch seine schwarze Wuschelmähne, die ihm so weit über den Augen hing dass ich mich jedes Mal wunderte dass er überhaupt etwas sehen konnte,an. Ich brachte ein mattes „Sorry Großer" heraus ,wuschelte ihm dann kurz durchs Fell und schleppte mich in die Küche. Dort angekommen musterte mich meine Mutter , die gerade dabei war das Frühstück vorzubereiten. „Morgen Süße, du siehst aber nicht gut aus." - „Danke.", sagte ich trocken und fuhr dann fort: „Ja, ich glaub ich hab gestern Abend etwas zu tief ins Metglas geschaut." Am Vortag hatte ich mich mit den Jungs bei Michi, unserem Drummer, getroffen. Bei diesen Treffen tranken wir für gewöhnlich zusammen und schauten Serien oder Filme. An solchen Abenden entstanden meist auch die Anfangsideen für neue Liedtexte, welche sich aus den geistigen Ergüssen erschlossen ,welche wir nicht selten dem Alkohol zu verdanken hatten. Vor ein paar Monaten hatte unsere aller erste Tour geendet, auf der wir zwar auch viele unserer alten Songs spielten, doch hauptsächlich Lieder aus unserem neusten Album „Hinter der Fassade". In Texten wie „Theater der Versuchung" oder „Ballkönigin" nahmen wir Formate wie „Der Bachelor" oder „Germany's next Topmodel" auf die Schippe. Die Texte zu diesen beiden Liedern sind uns, oh Wunder, natürlich auch beim Abendlichen Fernsehen eingefallen. Doch im neuen Album gab es auch tiefgründigere Texte, in welchen wir unser Statement zu ernsten Themen abgaben.
Als ich mich mit 15 Jahren dazu entschloss meinen lang gehegten und versteckten Wunsch, eine Band zu gründen zu verwirklichen, hätte ich wirklich nie gedacht dass wir so erfolgreich sein würden und es sich ein paar Jahre später zu meiner wahren Berufung entwickeln könne. Es war zwar wirklich unfassbar toll dass ich meine größte Leidenschaft, díe Musik, zu meinem Beruf machen konnte, doch war es auch zugleich sehr anstrengend. Im letzten Jahr war ich wegen der Tour drei Monate am Stück weg gewesen und nach vier Wochen Pause nochmal einen Monat. In meinem Alter konnte ich es zwar relativ gut verkraften meine Familie so lange nicht zu sehen, doch hatte ich am Anfang schon etwas Heimweh, zumal meine Familie auch nur zu zwei unserer Konzerte kommen konnte, da wir in größeren Städten spielten, welche relativ weit von meinem Zuhause weg waren. Doch immer wenn ich etwas traurig oder fertig war munterten mich meine Jungs wieder auf. Mit 22 Jahren war ich das Nesthäkchen der Gruppe und außerdem das einzige Mädchen. Doch mit den Jahren sind ich und meine Bandkollegen zu einer großen Familie zusammen gewachsen. Michi an den Drums und Percussions, Carlo an der E-Gitarre, David am Dudelsack oder den Flöten, Marlon am Bass und ich am Mikrofon und manchmal am Klavier. So waren wir ein unschlagbares Team und nichts und niemand konnte uns noch auseinander reißen.
Deswegen war das Heimweh auch nur halb so schlimm wenn wir Abends nach den Konzerten noch mit unserem Team am Lagerfeuer saßen, redeten und unsere Songs Acapella zum besten gaben.
„Selbst schuld.", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken. „Was ?", fragte ich leicht verdutzt. „Naja wer viel trinkt muss auch mit dem Kater am Morgen klar kommen.", grinste sie mich an.
Nach dem Frühstück ging ich wieder in mein Zimmer und setzte mich an meinen Laptop , um wie jeden morgen meine Emails zu checken. Hauptsächlich waren es unnütze Nachrichten von Firmen die wollten dass wir mit ihnen zusammen arbeiten oder Werbung für sie machen. Doch so tief wollte ich nicht sinken. Aber als ich so durch meine Emails scrollte, entdeckte ich eine Nachricht mit dem Betreff „Feuertal Festival". Mit Herzklopfen öffnete ich die Nachricht und las sie. Sie war von den Veranstaltern des Feuertal Festivals in Wuppertal. Sie wollten dass wir dort im nächsten Sommer auftraten. Überwältigt und außer mir vor Glück rief ich meine Bandkollegen an und bestellte sie sofort zu mir.

Perfide Ignis- Aus dem Leben einer MusikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt