Kapitel 60

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"Ich verrate dich nicht, das habe ich dir versprochen", meinte er und ich schaffte es ihn wieder anzugucken. "Dass deine unglaubliche Gabe durch deine Gefühle beeinflusst wird glaub ich gern. Genau das ist nämlich der springende Punkt, du musst es schaffen deine emotionale Seite unter Kontrolle zu bringen, nur dann kannst du es erreichen versteckt zu leben" Ich nickte, aber wie sollte ich das anstellen? Momentan hatte ich doch schon genug Stress und wenn ich an Hayes in diesem Verlies dachte, dann fing es in mir an zu brodeln. "Ich werde das mit dir üben, aber nicht heute und auch nicht hier. Du musst mir in dieser einen Sache vertrauen Aylin, denn davon hängt dein Leben wohl oder übel ab", ich schüttelte sofort den Kopf, das war nicht möglich. "Nein, dir vertrauen kann ich nicht! Du hast Black auf deinem Gewissen und Kira, da kannst du so etwas nicht von mir verlangen", entgegnete ich und Tränen schossen mir in die Augen. Ich hatte gar nicht so heftig reagieren wollen, aber es war einfach zu viel in letzter Zeit. Ich beugte mich nach vorne, ich zitterte so sehr und Lucas musste einen Arm um mich legen, damit ich nicht von der Bank fiel. Es schüttelte mich, die Kontrolle über meinen Körper hatte ich nun endgültig verloren, es gab nur noch mich und den unglaublichen Schmerz den ich bisher versucht hatte zu unterdrücken. "Aylin beruhig dich, du musst dich jetzt beruhigen!", nur entfernt nahm ich Lucas verzweifelte Stimme wahr und erst als ich geschockt feststellte, dass aus meinen Fingerspitzen Funken sprühten, hörte ich abrupt auf. Noch glühten die Kuppen in hellem Rot und als Lucas an sie fasste, zuckte er schnell wieder zurück, so heiß schienen sie zu sein. "Siehst du, das passiert wenn du dich nicht unter Kontrolle hast. Lass mich dir helfen!", redete er eindringlich auf mich ein. Niedergeschlagen und überzeugt von der Situation eben stimmte ich zu, vermutlich tat ich gerade das richtige. "Gut, dann bringe ich dich jetzt wieder auf dein Zimmer zurück und du isst etwas. Dann sehen wir morgen weiter, was sich machen lässt.", bestimmte er meinen Zeitplan. Auf meinem Zimmer angekommen legte ich mich gleich in mein Bett und nachdem Lucas gegangen war schwieg ich die Decke an. Die Tränen waren zwar getrocknet, allerdings war in meinem Körper eine völlige Leere entstanden, ich konnte in diesem Moment einfach nichts mehr spüren. Verwirrt von mir selbst und dem plötzlichen Gefühlsausbruch schlief ich ein.

Zum Frühstück gab es ein helles Brötchen mit Marmelade, aber noch immer verspürte ich keinen Hunger. Lucas betrat den Raum, sah mich an, danach den unberührten Teller und seufzte. "Iss was, du brauchst es!", kommandierte er dann und nur widerwillig biss ich in den Teig hinein. "So und jetzt gehen wir, zieh die Augenbinde auf", Verwirrt sah ich ihn an, wieso denn das auf einmal? Natürlich tat ich es, schon allein weil ich nicht noch mehr Ärger wollte. Die Türe fiel lautstark hinter uns ins Schloss, dann hörte ich nur noch Lucas gleichmäßigen Atem und unsere Schritte die in den Gängen widerhallten. "Wo gehen wir hin?", fragte ich ihn nach einiger Zeit, doch ich bekam keine Antwort. Panik wollte sich in mir ausbreiten, aber als mir schließlich doch die Binde abgenommen wurde entspannte ich mich wieder. Wir waren in einem kleinen Raum angekommen, die Wände waren aus einem merkwürdigem grauen Stein erbaut und die Leere die hier herrschte war erdrückend. Hier sollte ich lernen? Eine Gänsehaut beschlich mich, als ich die kalten und von Spinnennetzen überzogenen Wände begutachtete. Lucas räusperte sich kurz und ich drehte mich daraufhin um. "Also, womit beginnen wir?", fragte ich ihn dann leise und realisierte, dass die Geräusche von den Wänden wieder gespiegelt wurden. "Wir müssen erst einmal herausfinden welche Gefühle deine Gabe hervorrufen, dann bringst du das unter Kontrolle und wir üben, wie du es sinnvoll einsetzt.", antwortete er und ich nickte, alles klar. "Und wie genau stellst du das alles an?", hakte ich dann doch nach, die Einzelheiten waren mir irgendwie nicht ganz klar. Er grinste kurz, dann riss er sich wieder zusammen und erklärte "Ich werde dich wütend machen und du wirst dann das tun was du tun musst, von ganz allein". Mir wurde flau im Magen, ich wollte nicht wütend sein und vor allem wollte ich nicht alles niederbrennen. "Keine Angst, der Raum ist sicher, hier kann niemandem etwas passieren", beruhigte Lucas mich als hätte er meine Gedanken gelesen. "Okay, dann los", meinte ich und atmete einmal tief durch. "Also dass Black tot ist tut mir nicht wirklich leid, aber ich kann verstehen, dass es dir weh tut. Trotzdem, was fandest du an ihm? Er war total arrogant zu anderen, wollte immer nur das tun was für ihn am besten war und nicht einmal seine eigene Mutter mochte ihm. Und schau dich mal an, du versauerst hier nur wegen ihm, er hat dir das alles zugemutet. Hayes wollte das doch auch nicht, aber man merkt, dass die beiden Geschwister sind. Er schafft es genauso wenig wie Black dich zu beschützen, die zwei sind einfach unfähig. Sie...", weiter kam er nicht, denn ich schrie. Während er das alles einfach runtergerasselt hatte, hatte sich eine unglaubliche Wut angestaut. Ein Kribbeln zog von meinem Bauch aus über die Arme in die Finger und ich hob diese an um das loszuwerden, weswegen ich gerade in diesem Raum stand. Das Feuer schoss nur so heraus, heiß lodernde Flammen die an den gegenüberliegenden Wänden leckten. Lucas war komplett verstummt, seine großen Augen beobachteten, wie die Flammen langsam kleiner wurden und ich anschließend, als sie erloschen waren, auf den Boden sackte. Zu viel Kraft hatte mir das gekostet, zu viel Kraft und Gefühle hatte ich hinein gesteckt. "Siehst du, durch deine Emotionen hat es dich viel mehr an Energie gekostet als es eigentlich hätte müssen. Wir üben das jetzt. Was spürst du, wenn es geschieht?", fragte er mich und ich horchte tief in mich hinein. Das Gefühl konnte ich ihm nicht beschreiben, es war zu unglaublich, zu tiefgreifend um es zu erklären. "Okay, dann versuch dir das Gefühl gut einzuprägen, merk es dir und kopiere es in der passenden Situation. Stell dir einfach nur vor es wäre da" Ich seufzte, er verlangte einiges von mir und ich fühlte mich gerade zudem nicht sonderlich fit. Mühselig stand ich auf, klopfte mir den Staub von der Jeans und legte los. Doch so sehr ich es mir vorstellte, es geschah einfach nichts. "Komm schon, du kannst das!", rief Lucas hinter mir und ich kniff konzentriert die Augen zusammen. Immer und immer wieder probierte ich es, aber nach gefühlten hundert Malen ließ ich meine Arme erschöpft fallen. "Vergiss es, das bekomme ich doch nie hin..."

|| Also ehrlich, das ist doch echt enttäuschend, oder?

Naja jedenfalls sind wie bei Kapitel 60, yeah ;)

seeya, textya and lafya <3

P.s.: Findet ihr das neue oder das alte Cover besser? Ich kann mich nämlich nicht entscheiden... :/

Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt