"Guten Morgen 12b!", hallte die stets sehr freundliche Stimme des fülligen Mathelehrers durch den Flur, als er keuchend angewankt kam. Die Klasse nuschelte ein "Morgen" und wartete darauf, dass der Lehrer, welcher das letzte Jahr unterrichtete, die Tür aufschloss. Roxanna, welche noch immer auf dem Boden saß, übersah der Mann und steckte den Schlüssel in das Schloss, drehte ihn herum und betrat als erstes den Raum. Nachdem schon einige Schüler gefolgt waren, hielt Flora ihrer Freundin die Hand hin, um ihr aufzuhelfen, aber sie schüttelte nur ablehnend den Kopf. Sie hatte heute kein Make-up aufgetragen, weshalb sie anders aussah als sonst. "Na Roxanna, kein Geld mehr für Schminke, weil du dein Geld jetzt für Klingen ausgibst?", fragte ein Rotschopf nach und lachte, als hätte er den Witz des Jahrhunderts gebracht. "Chris...", murmelte Jason zögernd, der langsam aber sicher die Geschichte seines Freundes zu glauben schien. Seufzend hielt der schwarzhaarige Dillan der blonden Roxanna seine Hand hin, welche sie dankend entgegen nahm und sich hochzog. Vor Wut schnaubend drückte sich Flora zwischen den Beiden durch und verschwand in der Klasse. "Es war mein Dad, nicht sie selbst", murmelte Dillan trocken, auf den 'Witz' von Chris und verschwand ebenfalls in dem Raum. Roxanna's Hand behielt er schüchtern in seiner Hand und führte sie auf ihren Platz. Niemand machte sich darüber lustig, dass sie bestimmt ein Paar seien, denn jeder der im Matheraum sitzenden Schüler hatte Dillan's Aufsatz vom voherigen Tag und das Szenario von eben mitbekommen. Nun standen vor dem Raum nur noch Jason und Chris. "Hä?", machte der rot-braunhaarige Chris, welcher später gekommen war und so die Folter und Qualen nicht hatte mitbekommen müssen. Jason setzte erst zu einer Erklärung an, schüttelte dann jedoch nur den Kopf und ging auch rein. Verdattert schnappte Chris sich seine Tasche und folgte seinem Mitschüler. Die müssen die Schnitte doch auch gesehen haben. Das blonde Mädchen hatte auch im Unterricht noch die roten Striemen im Gesicht, welche von jedem Schüler gesehen wurden, aber scheinbar nicht von dem Mathelehrer. "Roxanna, würden Sie bitte an die Tafel kommen und die Hausaufgabe vor der Klasse vorrechnen?" Die Schülerin nickte gehorchend und stand vorsichtig auf. Man sah deutlich, dass es sie schmerzen musste, denn sie zog das rechte Bein etwas nach. Dadurch zog sich ihre Hose am Bein etwas hoch und man konnte tiefe, fleischige Schnitte erkennen. Humpelnd ging sie zur Tafel vor und nahm sich ein weißes Stück Kreide. Die Blonde war Rechtshänderin, weshalb sie ihren rechten Arm hob, ihn aber sofort wieder mit einem kurzen Schrei sinken ließ. Die beiden Wörter, welche dort eingeritzt wurden, waren jetzt wieder deutlich sichtbar, da das Blut verschwunden war. Rot und fleischig prangte erstes Opfer auf ihrem Arm und jeder in der Klasse starrte gezwungenermaßen darauf. Der Mathelehrer folgte den verstörten Blicken seiner Schüler und betrachtete die Schülerin an der Tafel. Er sah ein blondes, fröhlich dreinschauendes Mädchen mit etwas zu viel Busen, weshalb er den Rest der Klasse nicht verstand. "Fahren Sie fort, Roxanna", forderte Herr Kern die Schülerin nickend auf und strafte die Jungs und Mädchen mit einem bösen Blick. Das Mädchen nickte tapfer und nahm die Kreide in die linke Hand. Sie hob vorsichtig den Arm, aber auch das bereitete ihr Schmerzen, denn dort wurde schließlich die Haut abgezogen, aber sie schrieb trotzdem los. Urplötzlich schrie sie auf und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden, das Stück Kreide rollte noch ein bisschen zur Seite. "Roxanna, jetzt treiben Sie ein mieses Spiel mit mir und Ihren Mitschülern", tadelte der füllige Mathelehrer etwas verärgert und befahl: "Stehen Sie auf!" Das Mädchen jedoch regte sich nicht und Flora sprang panisch auf. "I...ist sie tod?", kreischte die Brünette und beugte sich über ihre Freundin. Als sie diese anfasste, schrie sie laut auf und hielt sich die schmerzende, linke Hand. Verwirrt stand sie auf und stolperte ein paar Schritte zurück. Der Lehrer zog die Stirn in Falten und sah Flora irritiert an. "Wieso sollte sie tod sein? Sie spielt uns doch nur Etwas vor." Dillan schüttelte nur wissend und resigniert seinen Kopf. "Mr. Sliders, woran verzweifeln Sie denn jetzt?", fragte Herr Kern und ignorierte vollkommen die halbtote Schülerin, die auf dem Boden lag, und ihre beste Freundin, die nicht ansprechbar in die Ecke gedrängt neben der Blonden hockte und nur leer in die Luft starrte. Der Schwarzhaarige sammelte kurz seine Worte, sah seinen Lehrer an und sagte knapp: "Herr Kern, im Moment verzweifle ich nicht an der Situation, die sich vor uns abspielt, falls Sie dies meinen. Ich zweifle an Ihrer geistigen Gesundheit, denn man sieht doch eindeutig, dass etwas nicht mit diesem Mädchen stimmt." Der Junge rutschte tiefer unter seinen Tisch, damit es weniger auffällig war, denn er fühlte sich nun ziemlich unbehaglich. Doch seine Mitschüler fingen an zu grölen und einige klopften ihm auf die Schulter. "Mega Spruch.", "Hammer Konter." oder "Mutige Wortwahl.", waren nur einige der Lobsprüche. Der Junge lächelte unsicher und holte einen Füller aus seinem Etui und begann sinnlosen Hirnshit auf seinen Block zu schreiben, ohne das es jemand mitbekam. Der füllige Mathelehrer hatte den sonst stillsten und schüchternsten Schüler nur perplex angestarrt und schien darauf zu warten, dass Dillan sich entschuldigen würde. Doch der Junge schrieb einfach von seinem Aufsatz, seinem Vater und dem ersten Opfer. Dieses keuchte jetzt leise auf. Das Keuchen wurde heftiger und schmerzvoller, aber Herr Kern schien die ganze Situation noch immer für gespielt zu halten, denn er setzte sich an seinen Tisch und wartete darauf, dass die Schüler der 12b endlich ruhig waren. "Da kann er lange warten...", flüsterte Jason seinem Freund zu und Dillan nickte zustimmend. "Die sind seit meinem Referat im Ausnahmezustand alle. Psychisch labil, einige kurz vor Depressionen..." Jason gluckste kurz und warf ihm einen Du-bist-doch-irre-Blick im freundlich gemeinten Sinne zu. "Das wird die Zukunft sein...", grummelte der Schwarzhaarige und fuhr mit seinem Text, den er einzig für die Ordnung seiner Gedanken nutzte, fort. Roxanna keuchte heftig, während sie an unterschiedlichen Stellen ihrer Beine geritzt wurde und riss ihre Augen, die sie seit dem Aufprall geschlossen hatte, schmerzvoll auf. Die Pupillen des Mädchens waren merkwürdig nach oben verdreht und starrten gegen die ungeschminkten Lider. Das weiße der Augen färbte sich abermals langsam rot, da die Adern in den Augäpfeln wieder von dem hohen Druck platzten. Die gerade noch vollkommen weißen Augen waren mittlerweile blutrot, wurden aber immer dunkler und dunkler. Herr Kern jedoch, schien die Ernstlage aber noch immer nicht verstanden zu haben, was die Schüler natürlich irritierte, da er schließlich ein Lehrer, also Pädagoge war. Das blonde Mädchen hustete quälend und spuckte dabei Blut aus. Die 18-Jährige quälte sich nun sehr, sie bekam keine Luft und schien an etwas zu ersticken oder zu ertrinken, je nachdem wie man es sah. Die Luft im Klassenraum, vor allem um Roxanna, wurde eiskalt und es schien, als könnte alles die Luft zerschneiden. "Ich SEHE es!", kreischte Roxanne panisch-gequält auf und keine zwei Sekunden, nachdem sie den Mund geöffnet hatte, hörte man ein schmerzliches Röcheln, als hätte man ihr etwas in den Rachen gestoßen. Sie gestikulierte noch schwach mit ihren Armen, ehe sie still auf dem Boden liegen blieb. Nach einigen Momenten der Stille, öffnete sich der Mund des Mädchens und eine Menge Blut floss heraus. Auch die bereits vorhandene Wunden begannen wieder zu bluten, sodass aus ihrem Mund, aus ihren Armen und den Wunden an den Beinen die rote Flüssigkeit heraussickerte und ihre Kleidung durchnässte. Endlich schien Flora wieder aus ihrem Parralleluniversum zurückgekehrt sein, denn sie sprang auf und schrie geschockt auf. Das Mädchen fiel abermals neben Roxanna auf die Knie und schrie immer weiter und weiter. Fast unaufhörlich. "Jetzt ist aber mal gut!", befahl Herr Kern wütend und schnaufte schwerfällig. 'Die Erste, die an Depressionen leiden wird, ist Flo. Die beste Freundin des ersten Opfers Roxy.', schrieb der Schwarzhaarige mit seinem Füller auf den Zettel und legte nun alles beiseite. Sein Freund hatte den letzten Satz gelesen und nickte zustimmend, aber zögernd.
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Was meint ihr so? :)
Habt ihr es das Ende des ersten Opfers so vorgestellt? Und wenn ihr nicht genau wisst, wie sie gestorben ist, sie ist ja in den Rachen gestochen worden und ist an ihrem Blut erstickt, bzw ertrunken.Joa, aber ich denke für das erste Opfer nicht zu wenig und nicht zu viel brutal, hehe.
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Die Rache der Seele
HorrorDillan, ein 17-Jähriger Junge, der die 12. Klasse eines Gymnasiums besucht, soll einen Aufsatz über einen verstorbenen Verwandten schreiben und sich im Internet oder bei anderen Verwandten (Eltern, Großeltern, etc.) informieren, um den Aufsatz gelun...