Klatsch & Tratsch

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Lucys P.O.V.

Als ich das Wohnzimmer betrat fiel mein Blick als erstes auf Lockwood. Nein, wirklich, er ist nicht der erste nach dem ich Ausschau halte wenn ich einen Raum betrete. Obwohl. Wenn die Gefahr besteht, dass George in schlabbrigen Schlafanzughosen irgendwo "lauern" könnte, suche ich erst den Raum nach dieser potenziellen Gefahr ab.

Deswegen hatte mein Blick aber nicht den Raum abgesucht. Ich war nach meiner Trainingseinheit im Keller bei Esmeralda in die Küche gegangen, um dann den Ursprung des herzzereißenden Schluchzen ausfindig zu machen. Auslöser war Lockwood.

Er saß zusammengesunken auf der Couch, auf seinen Knien eine Klatschzeitschrift. Neben ihm stand eine Taschentücherschachtel, vor ihm eine Tasse Tee. Von George keine Spur. Vorsichtig näherte ich mich, als ich mich neben ihm aufs Sofa fallen ließ blickte er auf. Seine rotgeweinten Augen starrten mich perplex an, als hätte er mich erst jetzt bemerkt. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und sein Hemd war zerknittert.

"A-alles okay bei dir?", fragte ich zaghaft, unsicher was ich tun sollte. "Oder kann ich dir irgendwie helfen?". Er blinzelte. "I-ich kann auch wieder gehen, ist schon okay. Wenn ich-"
Er wischte sich mit der Hand unbeholfen über die verweinten Augen. "Nein, nein. Bleib. Ich meine... du kannst ja nichts dafür", setzte er leise an.

"Für was?" "R-r-robert Pattinson und K-kristen Stewart, sie-sie haben sich getrennt." Und dann brach er erneut in Tränen aus. Sein Heulkrampf schüttelte seinen ganzen Körper.
"Was zur -", entfuhr es mir. Seit wann interessierte sich Lockwood für Robert Pattinson und Kristen Stewart? Ich hatte nichteinmal den Film gesehen. Oder waren das mehrere? Und hatte Lockwood die Filme gesehen?

"Ähm, Lockwood, ich meine... Was betrifft dich das? Du kennst die beiden doch nichteinmal und-" Falsches Thema, bzw. falscher Ansatz, den sofort brach er erneut in Tränen aus. Hilflos saß ich neben ihm, unfähig etwas zu tun. In diesem Moment betrat George den Raum. Hilfesuchend blickte ich ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern und ließ sich mit einer Tüte Chips auf einen der Sessel fallen, um zu lesen.

Langsam beruhigte sich Lockwood neben mir wieder. "Du verstehst das nicht Lucy... Hast du überhaupt den Film gesehen? Die beiden sind bestimmt füreinander." George brummte zustimmend. Ich kam mir vor wie im falschen Film und schüttelte fassungslos den Kopf. "Ihr wart nicht ernsthaft im Kino." Okay, das war jetzt mehr Feststellung als Frage, doch George antwortete trotzdem.

"Lockwood war sogar zweimal. Einmal mit mir und einmal mit Sam."
"Bitte sag mir, dass Sam ein Mädchen ist"
"Samuel war ein klasse Typ, hat es sich aber mit einem Typ 2 verscherzt. Klasse Junge..."

Ich ließ meinen Blick zwischen George und Lockwood hin und her wandern. Dann machte es Klick.

"Hat sie es jetzt endlich auch kapiert? Unser kleiner Agent hat eine Vorliebe für andere Agenten. Nicht Agentinnen. Pech gehabt."

Ich warf einen ungläubigen Blick in Richtung Bücherregal, wo das Geisterglas mit dem Schädel stand. George musste ihn bemerkt haben und nickte dann mit seinem Kopf in Richtung Lockwood, der gerade sich ausgiebig die Nase schnäuzte. Ich schaute ihn fragend an.

"Junge, sag es doch endlich. Er ist schwul. Einer der Knaben mag, und keine Mädchen. Oder ist die Vorstellung in deiner veralteten Denkweise nicht möglich?"

Plötzlich verschwamm meine Sicht und das Wohnzimmer mit George und Lockwood verwandelte sich in unübersichtliche Farbschlieren. Ich begann zu fallen.

Lucys P.O.V.

Schweißgebadet wachte ich auf dem Fußboden auf. Ich musste im Schlaf von meinem Bett heruntergefallen sein. Vorsichtig tastete ich im Dunkeln nach dem Nachttischwecker. 5.03 verrieten mir die die Zahlen auf der Leuchtanzeige. Mist. Aber warum war ich wach geworden.

Angestrengt setzte ich mich auf und lehnte mich an mein Bett und starrte in die Finsternis bis es mir wieder einfiel. Ich hatte geträumt. Von Lockwood und George. Und dass Lockwood auf Jungs stand. Das erklärte vielleicht auch warum er die Trennung der Twilight-Darsteller beweint hatte. Vorsichtig krabbelte ich zurück in mein Bett, doch ich war zu aufgewühlt um wieder einschlafen zu können.

Andere Agenten träumten von Geistern und ihren Fällen und ich lag hier und überlegte ob mein Chef schwul sein könnte. Ich fiel zurück in einen unruhigen Schlaf.

Als ich gegen 10.00 Uhr erneut erwachte, war mein Zimmer in hellgelbes Licht getaucht. Von unten hörte ich gedämpfte Frühstücksgeräusche. Motiviert vom Sonnenlicht stieg ich unter die Dusche, zog ein Leggings und ein leichtes T-Shirt an und machte mich beschwingten Schrittes auf den Weg in Richtung Küche. Als ich am Wohnzimmer vorbeiging hörte ich jemanden genervt stöhnen.

Vorsichtig näherte ich mich der Tür. Plötzlich fiel mir mein Traum wieder ein und mich überkam ein seltsames Gefühl. Was wenn...
Schließlich atmete ich tief durch und betrat den hell gestrichenen Raum. Lockwood saß auf dem Sofa, eine Klatschzeitschrift auf seinem Schoß. Er blickte auf, als ich den Raum betrat. Unterschied eins, dachte ich still. "Morgen Lucy, schon gefrühstückt?" Ich schüttelte den Kopf. Unterschied zwei.

"Ich hab dich seufzen gehört, und mich gefragt was los ist." Sofort bereute ich etwas gesagt zu haben, denn unauffällig war das ja nicht gerade. Er fand daran nichts merkwürdig und antwortete: "Robert irgendwas und Kerstin, nein Kristen Stewart haben sich getrennt, sind jetzt aber anscheinend doch wieder zusammen und... ach, du weißt schon. Nichts von Belang, aber alle Zeitschriften sind voll damit. Man könnte meinen es gäbe nichts Interessantes im Moment."

Innerlich seufzte ich auf. Unterschied drei. Das sollte an "Gegenbeweisen" genügen. "Wenns weiter nichts ist", schloss ich und versuchte nicht zu erleichtert zu klingen. Wobei, wäre es schlimm, wenn Lockwood auf Jungs stände. Oder wie der Schädel gesagt hatte: 'eine Vorliebe für andere Agenten'. "Ich geh dann mal frühstücken" Langsam verließ ich den Raum.

"Äh, warte mal Lucy. Ich wollte dich fragen... du hast ja bald Geburtstag und..." Er stand vom Sofa auf und legte die Zeitschriften neben sich. Ich blieb in der Tür stehen. "Naja, ich wollte fragen, ob wir deinen Geburtstag alle zusammen feiern sollen. Ich dachte an ein Picknick im Hyde Park oder so. Aber wenn du keine Lust hast-"
"Das wäre fantastisch, Lockwood", sagte ich und grinste ihn an. Er lächelte zurück und mir wurde warm ums Herz.

"Komm, gehen wir in die Küche. Sonst wird der Tee noch kalt. Und wir müssen planen."

Okay, vielleicht wäre es doch 'schlimm', dachte ich insgeheim während ich Lockwood beobachtete wie er einen Toast mit Butter bestrich.

Anmerkung:

So, das wars für heute. Mal ganz ehrlich, wäre es schlimm? Okay, ich lese definitiv zu viele 'Malec'-FanFictions im Moment...

Vielleicht wird das nächste Kapitel ein Geburtstagskapitel?

Ich wünsche euch noch einen sonnigen Tag/Abend und keinen Muskelkater... (Ich hoffe ich krieg keinen vom Radfahren.)

Lockwood&Co. One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt