Kapitel 1

3K 47 15
                                    

Es ist Heiligabend. Die Bergretter haben einen sehr anstrengenden Einsatz hinter sich, bei dem Katharina und Markus fast verunglückt wären. Mittlerweile ist es Abend und sie feiern alle zusammen Weihnachten auf Emilies Hof. Doch trotz der fröhlichen Stimmung, sitzen einigen von ihnen noch die Ereignisse der Rettungsaktion in den Knochen.

Markus' Sicht:

Ich stehe hier draußen vor einem großen Weihnachtsbaum mit den Menschen, die ich alle ins Herz geschlossen habe, doch trotzdem bedrückt mich etwas. In der Höhle ist so viel zwischen mir und Katharina passiert, sodass ich nicht weiß, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich glaube ihr geht es genauso, denn immer wieder sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sie mich mustert und ihre Gedanken abschweifen.

Ich habe mir vor ca. 2 Wochen einstehen müssen, wie sehr mir Katharina ans Herz gewachsen ist und das ich wahrscheinlich mehr für sich empfinde als nur freundschaftlich unter Kollegen. Das ist mir besonders an Tobias' und Emilies Hochzeit klar geworden, als ich mit Katharina getanzt habe. Ihre Nähe macht mich ganz hibbelig und ich fühle mich unendlich glücklich bei ihr. Mir war vorher schon klar, dass ich mir nicht zu viele Hoffnungen machen kann, da sie mir immer noch die Schuld an Andreas' Tod gibt. Doch ein kleines bisschen Hoffnung hatte ich. Doch dann sagte sie in der Höhle bei einer Auseinandersetzung zu mir: „Ich bin nicht scharf auf dich!". Die sechs Worte trafen mich härter als mir lieb war, doch aus lauter Enttäuschung und Wut, weil ich so naiv gewesen war, antwortete ich: „Ach, ich bin nicht scharf auf dich! Bam!" Erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, ist mir bewusst geworden, was ich da gerade gesagt hatte. Doch nachdem sie kurz danach wieder in sich zusammen sackte und ich sie auffing, schaute sie mir tief in die Augen und ich war mir sicher, dass sie mir angesehen hat, dass ich gelogen habe.

Katharinas Sicht:

Ich traue mich nicht Markus anzuschauen. Das klingt jetzt vielleicht sehr komisch, aber jedes Mal wenn ich ihm in die Augen schaue, fällt es mir sehr schwer, den Blick abzuwenden. Ich würde es nie zugeben, aber ich hoffe manchmal, dass Markus nicht nur den Platz von Andreas bei der Bergrettung, sondern auch in meinem Privatleben einnimmt. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, weil mir jemand auf die Schulter tippt. Ich drehte mich um und mein Bruder lächelte mich an: „Genug geträumt für heute. Komm wir wollen drinnen die Geschenke auspacken." Als Tobias das sagte, bemerkte ich, dass schon fast alle drinnen waren. Nur Markus stand noch etwas abseits von uns und guckte gedankenverloren durch die Gegend. Ich wollte das mit Markus unbedingt noch klären, was da in der Höhle vorgefallen war, denn sonst könnte ich mich beim nächsten Einsatz nicht 100% auf ihn verlassen – und heute Nacht einschlafen schon gar nicht. Außerdem welcher Tag eignet sich denn besser für eine Aussprache als Weihnachten? „Ich komme gleich", sagte ich deshalb zu Tobias, der sich nickend von mir abwand und im Haus verschwand.

Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt