Seit Stunden prasselte er der Regen gegen die Scheiben des Apartments, ein immer fortwährendes stupides Trommeln, grau ud langweilig, wie die Welt dort draussen. Dunkle Wolken, die ihre Bombardement seit Tagen vollzogen, die Welt unter ihnen, in dunkles und tristes Grau stürzten. Die Pfeiler der Stadt, riesige Hochhäuser, die wir graue Riesen dem Sturm trotzten, einzelne Augen glommen auf, erloschen gleich wieder um an anderer Stelle wieder aufzuleuchten. Zwischen den Riesen, die Adern, erleuchtete Bahnen von Vehikeln jeder Art, die sich wie ein engmaschiges Netz quer über die Stadt legte. Der Pulsschlag der Stadt würden einige es nennen, aber gab es den wirklich noch? Grau war die Welt und grau war das Leben in diesen Tagen.
Dreller holte tief Luft, seufzte und nahm einen erneuten Schluck des Single Malts. Wenn es denn mal welcher wäre, dachte er, dieses künstlich hergestellte Zeug hatte nicht einmal Alkohol. Noch konnte er sich ganz leicht an den Geschmack erinnern, ihn erahnen in seinen hintersten Gedanken, den Duft bekamen die Labore gut hin, aber echte Reifezeit und echten Aromen, das konnte nur Zeit bringen, Zeit, die es eigentlich in Massen gab, aber irgendwie zerrann sie, wie Eis, das in den Händen schmolz.
Das Holo-TV lief, belanglose graue Nachrichten, wie immer. Bisweilen fragte sich Dreller, warum es überhaupt noch Nachrichten gab. Verbrechen gab es schon seit 30 Jahren nicht mehr. Zumindest Verbrechen, die er so bezeichnen würde. Kein Bankraub, kein Mord, keine Vergewaltigung und nicht einmal ein gestohlenes Auto. Warum war er eigentlich noch Kommissar? Genau konnte er diese Frage für sich nicht beantworten, es war eben Alltag. Er tat es jeden Tag, wie jeder im Stadtkomplex Bayern und wie jeder andere Mensch auf der Erde wohl auch.
Eine Meldung erregte dann doch kurz seine Aufmerksamkeit. Die Dame kündigte die Feierlichkeiten zum 50 jährigen Bestehen der neuen und, wie sie meinte besseren Zeit, an. In 2 Monaten würden die Städte der Welt in Farben bunt erblühen voller Musik und Freunde. Spöttisch pfiff Dreller und blickte wieder in die Vorhänge des Regens und hinaus auf die Stadt. War es wirklich schon 50 Jahre her? Er versuchte sich zu erinnern, an die bunten und lebendigen Bilder von damals zu kommen. Ein Milleniumskind war er, geboren im Jahr 2000 der alten Zeitrechnung. Heute war sogar sein Geburtstag, stellte er verblüffend fest und kontrollierte nochmals kurz den Kalender. Tatsächlich!
Schief grinsend hob er das Glas auf sich selbst „Dann alles Gute und auf ein langes Leben.“ Wie dämlich hörte sich dieser Wunsch an. Was war noch gut an diesem Leben? Die Unendlichkeit wurde von den meisten immerhin so angesehen, aber war es den Preis wert? Damals vor 50 Jahren hatten sie gefeiert, als der Virus vorgestellt wurde. Künstlich im Labor gezüchtet hatte dieses Ding, und anders konnte Dreller es nicht mehr nennen, nur einen Sinn. Die DNS eines jeden Menschen so verändern, dass die Regeneration der Zellen auf ewig fortwährte. Unsterblichkeit in der Theorie. Konsequent trieb man diesen Traum weiter. Fantatisch ging man vor, verbot nach und nach alles, was das Leben anders beenden könnte. Der Verkehr wurde vollkommen automatisiert. Mehrfach redundante Computersystem regelten das System von kleinen und grossen Wagen, die in und zwischen den Megastädten der Welt hin und her rasten. Kostenlos und schnell. Dann folgten jede Art von Drogen. Über Zigaretten, Alkohol bis hin zu Crystal Meth und wie die ganzen synthetisch erzeugten Halluzinogene genannten wurden.
Als es keine Verkehrs und Drogentoten mehr gab, bekämpfte man die Krankheiten. Krebs war schnell besiegt, aber die Geschlechtskrankheiten waren schwerer zu packen. HIV und damit AIDS war noch zu bewältigen, aber die dann folgenden Krankheiten nicht mehr. Die Weltgemeinschaft verbot jede Form von sexuellen Kontakt. Weder Küsse, noch andere Intimitäten wurden mehr geduldet. Kinder entstanden in künstlichen Gebärmüttern, sicher und ohne Gefahr für die Mutter. Triebe liessen sich unterdrücken und schliesslich verlernte man sie.
Grau so war die Welt. Dreller wurde es an diesen Tagen immer bewusster. Regen, graue Wolken und einsam, konnte es schlimmer sein? Es konnte, denn sein Kommunikator meldete sich, ein leichter Wink und er verstummte. Diese Momente der Stille wollte er geniessen und sich nicht durch irgendwelche brachialen Verbrechen, wie die Verunreinigung der Strasse verderben lassen.
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Alpha und Omega
Fiksi IlmiahDer Tod ist besiegt, Verbrechen, Gewalt gehören der Vergangenheit an. Bis zu diesem Abend, als Dreller angerufen wird. Eine Reihe von Morden beginnt, es gibt keine Spuren und die Frage nach dem Motiv ist noch unklarer. Eine Geschichte über die Natür...