Kapitel 7

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Ich befand mich nun nicht mehr auf einer Blumenwiese sondern in einer fast leeren Straße einer Großstadt. Es regnete heftig, wodurch die Schreie der Frau auf der anderen Straßenseite viel leiser wirkten. Die Frau gegenüber stand gebückt und mit dem Rücken zu mir hinter einen Kinderwagen. Sie trug einen langen braunen Mantel und Jeans. Neben ihr befand sich ein kleines Mädchen oder eher ein paar Meter entfernt, sich an einen Zaun drückend, auf dem Boden kauernd und mit weit aufgerissenen Augen. Ein Mann stand auch bei der Frau, dunkel gekleidet, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Schnell lief ich über die Straßenseite und rief etwas durch den Regen doch die Personen nahmen mich garnicht war. Entsetzt viel mir erst jetzt die Blutpfütze und das Messer im dicken Bauch der Frau auf. Sie ist schwanger! Der Mann zog das Messer aus ihr heraus und stach daraufhin nochmal mit Gewalt in ihren dicken Babybauch. Ich konnte mich nicht bewegen und sah einfach zu wie die Frau unerbittlich schrie und dann auf den Rücken viel. Ihre Augen blickten leer in den Himmel und sie schrie weiter. Das Blut vermischte sich mit Wasser und bahnte sich langsam einen Weg auf die Straße und in den Abfluss. Der Mann, dessen Gesicht auch aus der Nähe undeutlich blieb, blickte kurze Zeit auf das Mädchen, was nur noch ein paar Schritte von mir entfernt kauerte und immernoch auf ihre Mutter starrte. Erst jetzt sah ich ihre blutenden Ellenbogen, ihre Mutter hat sie wohl heftig weg gedrückt. Beide regten sich ein paar Sekunden nicht, bevor der Mann dann seinen Mund öffnete und man "Du bist auch bald dran" von den Lippen ablesen konnte. Danach drehte er sich mit den blutverschmierten Messer um und rannte die Straße entlang, bis er aus meinen Blickfeld verschwand. Das Mädchen krabbelte nun langsam auf allen vieren zu ihrer noch immer blutenden Mutter und legte ihren Kopf vorsichtig auf ihren Schoß. Sie weinte sehr leise und nach einiger Zeit hörte man Sirenen immer näher kommen. Die Szene kam mir so seltsam bekannt vor, doch trotzdem konnte ich mich nicht erinnern, woher ich das kennen sollte. Der Krankenwagen näherte sich rasant in Begleitung von mehreren Polizeiwagen. Die Sanitäter und Polizeibeamten sprangen aus ihren Wagen und schnell wurde die Mutter auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben und das Mädchen wurde von einen Beamten von der Mutter gezerrt und sie fing sofort an zu schreien. Dann wurde alles wieder schwarz und ich stand in einen Krankenhauszimmer. Draußen hörte man die Ärzte eilig von einem Ort zum anderen laufen. Das Zimmer hatte nur ein Bett und darin lag Frau, schwach atmend und mit geschlossenen Augen. Sie war an irgendwelchen Geräten angeschlossen. Ihr gegenüber sahs das kleine Mädchen regungslos auf ihre Mutter starrend. Dieses Bild blieb für ein paar Augenblicke, bis es leise an der Tür klopfte und ein Polizeibeamter kam in Begleitung eines weiteren Mannes, einen Büroangestellten, in den Raum. Der Beamte kniete sich zu den Mädchen hinunter und sprach leise mit ihr, wovon ich kein Wort verstand. Aber das Mädchen nickte schwach, wobei sie immernoch nicht ihren Blick von ihrer Mutter löste. Er hielt ihr seine Hand hin und sie griff langsam danach. Sie wurde von ihm sanft von den Stuhl gezogen und dann nach draußen geführt. Der Mann, der jetzt noch im Raum stand, ging ein paar Schritte auf das Bett zu und hielt sich dann die Hand vor Augen. Leises schluchzen war zu hören und die Frau öffnete ihre verweinten Augen und griff nach der anderem Hand des Mannes, die bisher auf der Bettkante ruhte. Der Mann hörte abrupt auf und kniete sich zu ihr nieder. Sie wechselten ein paar Wörter, wobei ich wieder nur durch Lippenlesen ein paar Sachen verstand. Irgendwas mit "Kind", "weg", "Angriff", "beschützen", "Messer", "Hilfe", "Tod", "weinen", "Polizei ermittelt", "Arzt", "sofort operieren" und "Das Kind ist Tod". Den Mann liefen nun immer mehr Tränen über die Augen und die ganze Zeit wiederholte er nur "Es tut mir leid" und "meine Schuld". Dann verdunkelte sich alles und schien aufeinmal so weit weg, bis alles dann komplett schwarz wurde.

"Addison? Addison? Hier spricht Doktor Mirkulof. Sie befinden sich hier im Haas-Krankenhaus. Nicken sie bitte, wenn sie mich verstanden haben." Ich nahm einen Atem auf meinen Hals war und öffnete langsam die Augen. Es dauerte eine Weile bis ich alles klar und deutlich sehen konnte. Ein älterer Herr mit weißen Kittel und weißen spärlichen Haaren hatte sich dicht über mich gebeugt und schaute mir fragend in die Augen. Ich nickte und spürte einen Schlauch an meiner Nase. Es war einer dieser seltsamen Beatmungsschläuche, die den Atem des Patienten kontrollierten oder so. Ich öffnete meinen Mund, war aber unfähig zu sprechen und schloss ihn wieder. "Sie sind sicher verwirrt über das was passiert ist. In ihren Haus wurde eingebrochen, Miss. Ihre Mutter überraschte wohl die Einbrecher, weshalb sie auf sie los gingen, aber keine Angst sie ist stabil. Sie hatten den Notruf gewählt, richtig? Das haben sie gut gemacht. Die Polizei hätten sie eigentlich nicht rufen müssen, nachdem sie bereits den Krankenwagen gerufen haben.", er lächelt leicht über meine Unwissenheit. Ich bin wirklich ein Idiot... "Ihr Vater wurde bereits kontaktiert und befindet sich immoment bei ihrer Mutter.", fuhr er fort. "Sie...ist nicht....meine Mutter....", brachte ich nun endlich hervor. Der Arzt guckte eine Weile verdutzt und schlug sich dann leicht vor die Stirn:"Ah sie haben ganz recht. Ich bin so ein Dummerchen. Entschuldigung." Wieder lächelt er. Es klopfte und der Schlafkiller betrat den Raum. Besser bekannt als Sherlock Holmes.

Die Tochter eines "besonderen" MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt