Ruinen von Ares
Kalt, düster und von einer Präsenz befallen die jedem zum Erzittern brachte. Flüsternde Stimmen in der Ferne und leises Gestöhne hinter den Steinen. Der anreisende Magier fühlte sich beobachtet. Mit geschärften Sinnen ging er mit seinem Stab voran. Stufe um Stufe erklomm er die Treppe, die in das Königreich Ares führte. Unwissend wurde er von den beschädigten Statuen angesehen. Leicht bewegten diese ihre Köpfe. Der Himmel über ihm war schwarz, weder Sterne noch der Mond waren zusehen. Je höher Grogur stieg desto mehr Nebel zog auf. Mit seinen Augen blickte er zu jedem Stein und jeder Statue. Er erreichte die letzte Stufe und betrat die einst besiedelte Stadt des ersten Königreiches Tebirias. Er verspürte in diesem Moment wie jemand ihn in den Nacken hauchte. Er schaute mit aller Vorsicht über die Schulter aus nach hinten. Es war niemand zu sehen nur das leise Gestöhne in der Ferne und das Qualvolle Geschrei eines Kindes waren zu hören. An diesem Ort wimmelte es von Hass und Tücke. Es war richtig herzukommen.
Mit Bedacht schritt er voran und suchte den Markt. Zerfetzte Puppen von Kindern lagen auf der beschädigten Straße. Skelette lagen in den Eingerissenen Gebäuden und auch vor seinen Füßen. Personen die seit langem vergessen waren. Ein übler Geruch kam ihm entgegen und er blieb für einen Augenblick stehen. Er kam an einer Abzweigung und horchte tief in sich hinein. Alles sagte ihm den linken Weg einzuschlagen. Der Magier hielt seinen Stab krampfartig fest und entschloss sich den rechten zu nehmen. Dieser Ort vergiftete die Sinne und ließ einem die falsche Entscheidung treffen. Der Magier kannte die Tricks der Schatten. Dann beobachtete er in der Ferne eine Kapuzengestalt die rasch hinter eines der Gebäude verschwand. Sein Herz pochte. Er fasste den Gedanken auf, dass dies einer der Schatten sein könnte der die Kinder entführte. Er rechnete damit von ihnen beobachtet zu werden. In eine Falle ließe er sich jedoch nicht locken.
Mit dem nächsten Atemzug lief er weiter und starrte auf die Stelle wo soeben die Gestalt stand. Als er angekommen war riss er sich zusammen. Mutig warf er einen Blick um die Ecke und starrte direkt auf einen Skelettschädel. Erschrocken wich der Magier zurück und da hörte er ein Geräusch in Richtung des Marktes. Hastig richtete er seinen Stab die Straße hinauf und lauschte einem leisen finsteren Kinderlachen. Sein Geist drängte umzukehren, doch sein Verstand musste es erfahren. Er musste weitergehen und er musste das Schloss erreichen wo die abscheulichsten Taten verübt wurden die man sich nur ausmalen konnte.
Schließlich erreichte er nach einigen Minuten den Markt. Dieser sah schlimmer aus als alles andere. Ein Markt der Toten. Hängende Kinder, Skelettteile auf den Boden verstreut und sogar die Körper von nicht einmal einjährigen Kindern. Es stach Grogur in die Seele dieses Grauen entgegen zusehen. Da erhielt er den Beweis. Sie mussten von den Kreaturen der Finsternis entführt worden sein. Die die es nicht schafften lagen nun vor seinen Füßen.
Auf seinem Weg erblickte er ein Kind, angelehnt an dem Brunnen. Er war bereits tot und stark zerfetzt. Sein rechter Arm war vollkommen in Stücke gerissen, sodass die Knochen hinaus schauten. Man erkannte einige Rippen. Sein Kopf war am Rand des Brunnens gelehnt. Grogur warf einen genauen Blick auf sein linkes schwarzes Auge. Die Adern der linken Gesichtshälfte waren Pechschwarz und erstreckten sich über den Hals entlang nach unten. Das Kind blutete stark aus den Augen und aus dem Mund, was längst getrocknet war. Sein anderes Auge starrte ins Leere. Ein scheußlicher Anblick. Der Magier schätzte den kleinen auf sechs Jahre.
Er ließ ab von ihm, er hatte genug gesehen. Furcht breitete sich in ihm aus. Er schritt schneller voran und wurde unkonzentrierter. Da sah er erneut die Kapuzengestalt und hielt inne.
Sein Bart wehte im Wind. Sie rührte sich nicht. Grogur war fest entschlossen dass diese Gestalt ihn direkt ansah. Als eine dicke Nebelwolke sich zwischen ihnen schob, lief der Magier entschlossen weiter. Er betritt die Wolke und konnte die eigene Hand vor Augen nicht sehen. Als er aus dieser trat war die Person ein zweites Mal fort.
Er wusste in diesem Moment nicht ob seine Sinne ihn täuschten oder ob mehr dahinter steckte. Mit einem seufzen verdrängte er es. Er musste sich stark konzentrieren und versuchte den Stimmen zu entrinnen. Das finstere Kinderlachen die aus dem Schloss ertönten, schienen ihn auszulachen. Man spielte mit seinen Nerven. Er spürte wie sein Herzschlag stieg. „Du hast es ihnen versprochen, sie verlassen sich auf dich" redete er sich ein. Er durfte nicht umkehren. Er musste es beenden. Dieser Ort hatte wahrhaftig wieder an Macht gewonnen. Mit aller Kraft schritt er weiter. Seinen Stab richtete er in alle Richtungen. Der Magier war aufgebracht, was der Feind deutlich erkennen konnte. Grogur wiederholte die Sätze: „Sie beobachten dich, sie beobachten dich" in seinem Kopf. Die Schatten versuchten seinen Geist zu attackieren.
Schließlich fiel er zu Boden. Er rang nach Atem und beobachtete wie die Kapuzengestalt aus der Ferne auf ihm zukam. Die Stimmen wurden deutlicher und verpesteten seinen Verstand. Die Gestalt nährte sich immer weiter. Der Magier griff krampfartig nach seinem Stab und sprach einen Befreiungszauber. Dann stieß er diesen mit voller Wucht auf den Boden und der Nebel um ihn verfolg. Selbst die schwarze Gestalt verschwand. Rasch schnappte er nach der erfrischenden Luft und richtete sich auf. Er hatte genug davon. Er schritt so schnell er konnte voran und knallte seinen Stab immer wieder auf den Boden um sich dem Nebel vom Leib zu halten.
Dann endlich stand er vor den Treppen des Schlosses. Von allen zertrümmerten und eingerissenen Gebäuden war das Schloss am wenigsten betroffen. Dort lauerte das Übel. Wagemutig stieg er die Treppen hinauf. Als er die Tür öffnete, kamen ihm eine Menge Raben entgegen geflogen. Er trat zügig in das Gebäude und befand sich in der Haupthalle. Die Tür hinter ihn fiel immer weiter zu. Es gab kein Windzug oder etwas der Gleichen. Als der Magier sich umdrehte warf er einen kurzen Blick nach draußen und sah ein letztes Mal die schwarze Kapuzengestalt im Nebel, und erkannte nicht einmal dass die Statuen an den Seiten der Treppen verschwunden waren. Dann fiel die Tür zu.
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Kaiconen / Band I / Die Rückkehr der Schatten
FantasíaDamals wütete ein Schattenkrieg im Land Tebiria. Der finstere Magier wollte einen Dämonen befreien um sich Hyred bemächtigen zu können, ein Impuls der in der Lage war Welten zu zerstören. In jener Nacht traten ihm neun Kaiconen gegenüber. Sie opfert...