3. November 2015

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„Ja, kannst rüberkommen", bietet mir Dennis an. Mein Arbeitstag ist zu Ende und ich stehe vor dem Gebäude und brauche jemanden zum Reden. Gestern hatte ich mir noch eingeredet, ich käme mit meinen Problemen sehr gut auch allein zurecht und bräuchte niemanden für sowas. Doch mein unkonzentriertes Verhalten auf der Arbeit hat mich des Besseren belehrt.

„Danke, Bro. Ich bin in ein paar Minuten da", versichere ich ihm und mache mich auf den Weg. Zum Glück regnet es nicht. Ich ärgere mich immer noch darüber, dass ich heute nicht konzentriert gearbeitet habe. Meiner Vorgesetzten, Frau Doyle, ist es natürlich sofort aufgefallen, da ich sonst immer zu hundert Prozent bei der Sache bin. Frau Doyle ist die Abteilungsleiterin und diese Position zu erreichen, ist auch mein Ziel. Ich bin zuverlässig und ordentlich und verstehe was von meinem Beruf. Als Abteilungsleiter würde mir außerdem ein Firmenwagen zur Verfügung gestellt werden und ein Auto wäre natürlich eine Erleichterung des Alltags.

Ein paar Minuten später erreiche ich Dennis' Wohnung und klingele. Es dauert einen Moment bis er mir öffnet.

„Hey, Bro", begrüße ich ihn.

„Liam, nice dich mal wieder zu sehen."

Wir setzen uns auf sein Sofa und er beginnt das Gespräch.

„Du wolltest über etwas reden, stimmt's?"

„Ja, es geht um Vanessa", beginne ich, doch muss erst meine Gedanken sortieren. Das erste Mal geht eigentlich niemanden an, oder? Aber das hier ist ein Notfall. „Vanessa und ich haben miteinander geschlafen. Das erste Mal. Und wir waren besoffen. Eigentlich wollte sie nie und für mich war das in Ordnung. Ich wollte warten bis sie bereit ist. Doch jetzt ist es passiert und ich glaube, sie bereut es. Und außerdem will sie doch immer noch ihr Auslandsjahr machen, obwohl wir miteinander geschlafen haben. Dennis, was soll ich machen? Ich will sie doch nicht verlieren!"

Dennis schweigt für einen Moment. „Hast du mit ihr darüber gesprochen?"

„Nein, sie ist gleich zu Lia und Jenny abgehauen." Bei Jennys Namen verfinstert sich Dennis' Miene. Die beiden sind seit zwei Monaten getrennt, er ist definitiv noch nicht darüber hinweg und Jenny macht ihm immer wieder Hoffnungen, nur um ihm schließlich wieder einen Korb zu geben. Was für ein hinterhältiges Biest.

„Sieht nicht gut für dich aus, Bro", gibt Dennis zu. „Vanessa hat ihren eigenen Kopf. Sie macht eh nur das was sie will und das weißt du auch. Du kannst noch eine schöne Zeit mit ihr erleben und dich dann verabschieden oder du machst jetzt gleich schon Schluss."

„Na toll. Genau das will ich nicht. Ich will sie bei mir behalten!"

„Sieh es endlich ein. So hart wie es auch klingt, aber nichts auf der Welt könnte Vanessa davon abhalten, nach Kanada zu fliegen. Und das weißt du genau."

Super. Ich habe keine Chance. Und eine Fernbeziehung kommt für mich eigentlich nicht in Frage. Uns werden dann über 6500km trennen. Dennis wechselt das Thema.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragt er.

„Klar. Worum geht's?"

„Eine gewisse Anna Brown hat neulich bei mir sauber gemacht. Ich muss sie noch bezahlen, aber ich war ziemlich unfreundlich zu ihr und jetzt würde ich mich lieber eher weniger mit ihr beschäftigen. Könntest du ihr das Geld nicht vorbeibringen?"

Ich muss leicht lachen. „Traust du dich nicht? An deiner Stelle wäre ich hingegangen und hätte die Sache geregelt."

„Ja, aber ich bin nicht du. Du bist immer freundlich und verständnisvoll. Ich drücke mich gerne und das wäre jetzt der Fall. Also würdest du bitte?"

„Ja klar. Ich mach es morgen in der Mittagspause. Wo finde ich denn diese Anna Brown?"

„Beim Kindergarten. Du weißt schon, dieser kleine neben dem Kino mit dem riesigen Spielplatz. Sie macht da ihre Ausbildung zur Erzieherin. Ich glaube, sie ist fast fertig." Dennis steht auf und bringt mir einen Umschlag. „Nicht verlieren!"

„Natürlich nicht. Für wie blöd hältst du mich?", lache ich und stecke den Briefumschlag in meine Jackentasche.

„Danke, Bro. Du ersparst mir Einiges. Und Niklas wollte ich nicht fragen. Er ist zur Zeit ziemlich verwirrt und vergesslich. Keine Ahnung was los ist."

„Ja, das kriegen wir schon noch raus. Treffen wir drei uns am Wochenende irgendwo? Wir haben lange nichts unternommen."

„Aber sicher. Wir schreiben, ja?"

Ich nicke. Nach langem Quatschen verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg nach Hause. Anna Brown. Das darf ich morgen nicht vergessen. Ihr Name sagt nicht viel über sie aus. Ich muss mich also überraschen lassen. Vanessa hat sich bis jetzt immer noch nicht gemeldet. Mal schauen wie ich das wieder regeln kann...

// Hi! Da bin ich wieder! Ich habe mir echt Zeit gelassen, ich weiß. Aber dafür lernt Liam im nächsten Kapitel endlich Anna kennen, ein sehr wichtiger Charakter in meinem Buch. Außerdem würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu Vanessa kommentiert. Das würde mich nämlich mal interessieren. Kiki :)


Don't you leave me lonelyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt