Kapitel 1

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Druck eines scharfen Metalles übt sich an deinen Handgelenken aus.
Der leichte Druck wandelt von deinen Armen zu deinen Beinen - erst die Oberschenkel, dann die Knie, zuletzt die Knöchel.
Dann geht alles viel zu schnell;
ein Stechen, ein Ziehen - das Metall bohrt sich in dein Fleisch.
Ein Schrei.
Mein
Schrei.
Mein Körper krümmt sich - wackelt wie besessen auf dem kalten, metallischen Tisch herum, um diesem scheinbar ewig währendem Schmerz zu entkommen.
Jede Bewegung scheint die Schnitte nurnoch tiefer dringen zu lassen.
Du zerrst an den Lederbändern die dich gefangen halten, die sich in deine Handgelenke, Kniekehlen und Knöchel schneiden. Ein kurzer Moment der Ruhe -  der Schmerz lässt nach und das Metall löst sich aus deiner Haut. Plötzlich spürst du eine Flüssigkeit die sich an den Stellen der Bänder ausbreitet. Du rappelst dich, sogut es geht, auf, siehst an dir herunter, siehst dein dunkelrotes Blut an deinen Körperteilen herunterfließen und genießt dieses Gefühl der Freiheit, der Reine und Ruhe.

,,Nummer 166, aufstehen!"

Du öffnest deine Augen, siehst in ein grelles Licht, welches deinen Augen förmlich droht sie zu verbrennen, wenn sie nicht wegschauen. Du blinzelst ein paar Mal kräftig, um der Kraft dieses lodernden Feuers deine Untergebenheit wahr zu machen. Du wendest deinen Blick ab und starrst gegen eine kühle Betonwand. Vollkommen makellos und rein, so unberührt. In Gedanken versunken betrachtest du das Bauwerk, welches dich von der Zivilisation trennt.

,,Wird das heute noch was, ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit!"

Diese bestialische Stimme scheint deine Ohren ziemlich zu strapazieren. Die Geräuschkulisse verschmilzt mit einem ewig lang währendem, fast schon unerträglichem Piepen.  Während du mit all' deiner übrig gebliebenen Kraft versuchst, dich gegen dieses ungeheuerliche Piepen zu wehren, klammert sich jeweils eine raue, vielleicht auch etwas aufgerissene, große Hand um deine Oberarme und zerren dich nach oben. Schmerz bildet sich an deinen Fersen, als du grob über den Boden geschleift wirst. Du versuchst zu Schreien, jedoch gelingt dir dies nur bedingt. Panik macht sich in deinem Körper breit, als du versuchst dich von den Händen die dich halten zu lösen. Du willst rennen. Wohin? Keine Ahnung. Einfach nur weg. Dein Kopf sitzt nur noch schwer und widerwillig auf deinem Hals.

,,Wir sind da, na dann, zeig uns, wofür du geschaffen wurdest."

Die unbekannte Stimme beginnt zu Lachen. Es ist eine eklige, schmierige Lache, welche deinen Körper zum zittern bringt, als wollte er sich dagegen wehren diesem Geräusch weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken. Dann herrscht plötzlich unheimliche Stille, begleitet von einem Tür knallen. Du bist allein. Du spürst es regelrecht. Du siehst dich um - überall vollkommene Dunkelheit. Dein Körper bewegt sich fast wie von allein, zwar etwas unbeholfen und zittrig, dennoch geschickt und schnell. Deine Hände fahren an der kalten, glatten Wand entlang und versuchen herauszufinden, welches Material sich wohl gerade an der Wand befindet. Jedoch scheint es hoffnungslos: dieses Material ist dir vollkommen unbekannt. Dann ein Knacken - der Raum füllt sich mit Licht. Du starrst stumm gerade aus. Du betrachtest eine zierliche, sehr blasse Gestalt. Sie hat blasse, fast weiße Lippen, ihr Gesicht ist wohl das einzige, was noch einigermaßen gesund aussieht. Ihre Wangen haben einen leichten, kaum ersichtlichen rosanen Unterton, ihre Wangenknochen stechen leicht von ihrem Gesicht hervor. Du betrachtest sie weiter. Ihre großen Augen schimmern so wundervoll in einem kühlen eisblauen Ton, welcher deinen Körper zum zittern bringt. Dir wird augenblicklich kalt, und dir ist wie sofort wegrennen, aber irgendetwas hält dich dennoch und zwingt dich, diese zierliche Gestalt weiterhin zu betrachten. Sie hat viele, lange und vorallem geschwungene, dunkle Wimpern. Ihre Augenbrauen sind dunkel und voll. Sie passen gut in ihr Gesicht. Du betrachtest sie weiter. Betrachtest sie von unten bis oben. Ihre Haare hängen wie Seide von ihrem Kopf und tragen die Farbe der Dunkelheit. Sie tragen keinen Schimmer, nichtmal einen einzigen. Du musterst nun ihren Körper. Sie hat dünne Arme. Ihre Schlüsselbeine stehen leicht hervor und lassen ihren Körper noch zierlicher und zerbrechlicher wirken. Sie trägt ein langweiliges, weißes Kleid, welches etwas an Krankenhauskleidung erinnert. Ihre Beine sind etwas abgemagert, passen dennoch zu ihrem gesamten Körper. Plötzlich sieht sie sehr traurig aus. Du willst sie in den Arm nehmen, doch als du dich bewegst, führt sie die selbe Bewegung aus, wie du. Ungläubig hebst du die Hand, welches das Wesen ebenso ausführt. Du läufst auf sie zu, stoppst kurz vor ihr und legst deine Hand an ihre.

,,Nummer 166, spiel keine Spielchen, dieses Material ist ein Spiegel. Er reflektiert deine Silhouette sowie die Farben deines Körpers. Das bist DU!"

Das.. dieses Mädchen, dieses zierliche, zerbrechliche Wesen vor mir.. Das bin ich?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 03, 2016 ⏰

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Nummer 166Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt