K A P I T E L 11

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-Joana's Sicht-

Der riesige Garten wurde immer voller mit Mitgliedern der Mafia. Die Musik war laut, die Leute glücklich. Das Essen unbeschreiblich lecker. ,,Schmeckts, Kleine?'', fragte mich Carlos von der Seite und ich grinste ihn nickend an. Carlos war der Sohn meines Onkels Tiago und somit mein Cousin. Seine Schwester Aurora saß neben mir und an dem großen Tisch noch alle meine anderen Cousins und meine andere Cousine Maria. Pedro und Bruno, die Brüder von Maria und somit die Söhne meines Onkels Marcelo grinsten mich beide glücklich an. ,,Was ist?'', fragte ich die beiden und sie zuckten mit den Schultern. ,,Ach nichts, wir sind nur alle glücklich, dass wir dich endlich kennenlernen können, Cousinchen'', gab Pedro zu und alle am Tisch nickten. Glücklich lächelte ich alle an. ,,Ich freu mich auch.''

Ich hatte meinen Spaß mit allen meinen Cousins und Cousinen, als ich auf die große Glastür schaute, die ins Haus führte und Ivan den Garten betrat. Stirnrunzelnd stand ich auf und sah ihn einen weile an, bis er mich ebenfalls sah und stehen blieb. Was tut er hier? Er hatte mich zwar 'gewarnt' bevor mein Vater mit mir über alles gesprochen hatte, aber war er wirklich ein Teil dieser Mafia?
Ich machte mich auf den Weg zu ihm. Er kam mir entgegen und wir standen dicht voreinander. ,,Was tust du hier?'', fragte ich ihn sofort und merkte, wie sauer ich klang. ,,Ich gehöre dazu, Joana. Mein Vater ist der beste Freund deines Vaters.''
,,Unser Aufeinandertreffen war geplant nicht wahr?'', fragte ich ihn und erinnerte mich daran zurück, wie ich ihn kennengelernt hatte. Im Einkaufszentrum, ich war 'ausversehen' gegen ihn geknallt. ,,Joana, das heißt nicht, dass ich dich nicht kennenlernen wollte'', meinte er und ich zog die Augenbrauen hoch. ,,Was meinst du damit?'' ,,Unser Aufeinandertreffen war geplant, ja. Dein Vater hatte mich dazu aufgefordert dich kennenzulernen, um auf dich aufzupassen. Aber das war kein Zwang für mich. Ich wollte dich vorher schon unbedingt kennenlernen. Wir alle wollten endlich die Tochter von Malik kennenlernen!'', erklärte er und packte mich am Arm. Wütend schubste ich ihn von mir weg. ,,Joana..'', murmelte er, doch ich drehte mich nur um und ging zurück zu meinen Cousins und Cousinen. Ivan ist ein Arsch. Ich hab gedacht unser Treffen war wirklich zufällig und ich habe ihn echt gemocht. Ich fühlte mich plötzlich so überwacht, als würde ständig jemand auf mich aufpassen, alle meine Schritte verfolgen. Und in diesem Fall war es Ivan. Und das machte mich unglaublich wütend.

,,Ist alles ok?'', fragte mich Carlos und ich nickte schnell. ,,Er hatte keine andere Wahl, Joana'', murmelte er und ich folgte seinem Blick. Ivan stand noch immer dort und sah mich traurig an. Carlos legte einen Arm um mich. ,,Komm mal mit'', flüsterte er in mein Ohr und zog mich mit sich hoch. Carlos nahm mich an der Hand und führte mich in die Villa, die Treppen hoch in ein Schlafzimmer. Vermutlich seins.

,,Setz dich.'' Zögernd setzte ich mich auf das Bett und sah ihn an. ,,Du warst für uns alle immer so unerreichbar. Natürlich hatten wir dich schon einige Male draußen gesehen, aber keiner von uns durfte dich ansprechen. Dein Vater hatte Angst, dass wir etwas verraten. Irgendwann bekam Ivan die Ehre dich kennenzulernen. Er war der erste von uns, der mit dir sprechen durfte. Nachdem ihr euch kennengelernt habt, haben wir alle gespannt im Wohnzimmer darauf gewartet, dass er zurück kommt und uns erzählt, wie du so bist. Und das hat er. Wir waren alle unglaublich glücklich. Denn es waren die ersten Sätze, die wir über dich erfahren haben. Dein Vater hat uns so gut wie nichts von dir erzählt. Ivan war sozusagen unsere Chance dich ein wenig kennenzulernen, ohne dass wir mit dir sprechen. Du solltest nicht wütend auf ihn sein. Man hat gesehen, dass er glücklich ist, dich kennenlernen zu dürfen.'' Ich beruhigte mich ein wenig nach den Worten von Carlos und stand auf. Ich ging auf ihn zu und sprang ihm plötzlich in die Arme, als würde ich ihn schon seit meiner Kindheit kennen. Er fühlte sich an wie mein zuhause. ,,Wir lieben dich alle'', flüsterte er und küsste mich auf meinen Kopf. Ich konnte es nicht weiter zurückhalten und fing an zu weinen. Es war ein schreckliches Gefühl, so von meinen Cousins und Cousinen getrennt worden zu sein. Ich wusste bis heute nicht einmal von ihrer Existenz. Gerne wäre ich mit ihnen zusammen aufgewachsen.

Zurück im Garten setzten sich Carlos und ich wieder an unsere Plätze am Tisch. Mit Ivan würde ich irgendwann später über alles sprechen. Ich war gerade noch nicht bereit dazu. ,,Ich geh kurz auf die Toilette'', flüsterte ich Aurora ins Ohr und sie nickte. Ich machte mich auf den Weg in die Villa und versuchte die Toilette zu finden. Ich lief die langen Flure entlang und öffnete jede Tür. Fand jedoch bisher keine Toilette.
Immer weiter lief ich den Gang entlang.

-Carlos' Sicht-

Plötzlich wurde die Musik ausgeschaltet und jeder starrte zu Malik, der sein Handy am Ohr hielt. Mit Angst in den Augen drehte er sich zur Villa und schrie daraufhin los. ,,Alle weg vom Haus!'' Panisch standen alle auf und rannten so weit es der Garten zuließ von der Villa weg. ,,Carlos! Joana, sie ist da drin!'', schrie mir Aurora plötzlich zu und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich schubste Aurora zu Pedro, der sie an ihrem Arm nach hinten zog und lief so schnell es ging auf die Villa zu. ,,Joana!'', schrie ich so laut wie es möglich war. Ein paar Meter von der Glastür entfernt gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Die Glastür zersprang und Splitter bohrten sich in meinen Körper. Vor mir erstreckte sich ein riesiges Feuer. Durch den Druck der Bombe wurde ich nach hinten ins Gras geschleudert und hörte hinter mir meine Onkel nach meinem Namen rufen. Ich spürte eine Hand an meinem Arm und ich wurde von dem Haus weggezogen. Ich blickte auf und sah meinem Onkel Fabio in die Augen. Er war noch jung, 25 Jahre alt um ehrlich zu sein und war der stärkste unter allen Mafiamitgliedern. ,,Joana..'', konnte ich gerade noch von mir geben und zeigte auf die brennende Villa. Die Glassplitter in meinem Körper schmerzten unglaublich und ich verlor so langsam meine Kraft. Onkel Fabio ließ mich ins Gras fallen und ich sah, wie er in die brennende Villa rannte.

-Joana's Sicht-

Ich hielt mir meinen Kopf, der unglaublich schmerzte, da ich bei dem lauten Knall meinen Kopf gegen die harte Flieswand geschlagen hatte. Ein Blick auf meine Hand verriet mir, dass mein Kopf blutete. Langsam rappelte ich mich auf und lief zur Tür hin. Ich öffnete sie und ein dichter Rauch kam mir entgegen. Sofort fing ich an zu husten und versucht durch den Flur zu kommen. Es wurde immer heißer und heißer. ,,Hilfe!'', schrie ich und tastete mich an der Wand ab, da ich so gut wie nichts erkennen konnte. Im Wohnzimmer, denke ich, angekommen, sah ich plötzlich nur das riesige Feuer. Alles brannte. Ich hörte Sirenen und fing an immer heftiger zu husten. Mein Kopf sagte mir, dass ich zurück sollte. Zurück zum Badezimmer. Aber mein Körper tat nicht, was ich wollte. ,,Hilfe'', rief ich ein letztes Mal, bevor ich kraftlos die Wand herunter glitt. Bevor sich meine Augen automatisch schlossen, spürte ich Arme unter meinem Körper und plötzlich verschwand der Boden unter meinem Körper. Die Person, die mich trug lief durch das heiße Wohnzimmer und hustete stark, genau wie ich. Endlich im freien sah ich dem Jungen ins Gesicht, bevor er, und auch ich kraftlos auf den Boden fielen und meine Augen sich schlossen.

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt