K A P I T E L 12

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Ich blinzelte einige Male, bis ich meine Augen komplett öffnen konnte. Sofort spürte ich, wie mein Kopf pochte und hielt meine Hand an meinen Schädel. Ich spürte einen Verband und erinnerte mich an den letzten Abend. Die Explosion. Vorsichtig setzte ich mich auf und bemerkte erst dann Carlos, der auf dem Sessel, der neben meinem Bett stand, saß und schlief. Er hatte ebenfalls einige Verletzungen und viele Verbände an seinen Armen und Beinen. ,,Carlos'', flüsterte ich sanft und streichelte vorsichtig über seine breiten Schultern. Er riss die Augen auf und sah mich an. ,,Fehlt dir etwas? Geht es dir gut?'', fragte er panisch. ,,Ja, mir gehts es gut, mein Kopf brummt nur ein wenig. Du solltest dich ins Bett legen, das sieht nicht besonders gemütlich aus'', erklärte ich und zeigte auf mein Bett. ,,Warst du die ganze Nacht hier?'', fragte ich ihn besorgt. Er schüttelte den Kopf. ,,Nein, bin heute Morgen her gekommen, ich konnte die Nacht nicht schlafen'', meinte er und ich nickte verstehend. Langsam stand er auf und ließ sich vorsichtig auf meinem Bett nieder. ,,Ich hole mir kurz eine Tablette'', gab ich ihm bescheid. Er nickte nur kurz und ich ging aus dem Zimmer.

-Alessio's Sicht-

Angekommen in Portugal und auf dem Weg zu meiner Wohnung trug ich noch mehr Hass in mir, als das letzte Mal, als ich dieses Land und die Stadt betrat. Vor meiner Haustür angekommen parkte ich den Wagen und blickte zum Haus von Joana rüber. Sofort bemerkte ich die vielen Männer vor der Haustür. Muss wohl an der Bombe liegen, die wir ihnen geschenkt hatten.
Grinsend betrat ich die Wohnung, alleine. Jonas und Luca blieben in Italien, aber sie versprachen, mich in ein paar Wochen wieder zu besuchen und mir hier ein wenig zu helfen. Es wird jetzt schwieriger an Joana ranzukommen, bei den ganzen Männern vor ihrer Haustür und den vielen Leuten, die auf die aufpassen werden. Ob ihr etwas bei der Explosion passiert ist? Ich spürte ein komisches Gefühl in mir und sofort schüttelte ich den Kopf, um dieses Gefühl loszuwerden. Und wenn ihr was passiert ist. Das einzige was mich daran stören würde ist der Plan, den ich dann nicht mehr durchführen kann. Weil die liebe kleine Joana ja dann tot wäre. Und sie spielt die Hauptrolle in meinem Plan.

-Joana's Sicht-

Ich bemerkte all die Männer vor der Haustür stehen. Langsam öffnete ich die Tür und schaute sie an. Ich kannte keinen von ihnen, oh doch, den einen hatte ich schon auf der Grillparty gesehen. Mein Blick wanderte rüber zu Alessio's Wohnung. Komisch, dass er sich nicht mehr gemeldet hatte. Ein schlechtes Gefühl machte sich in mir breit und ich beschloss zu ihm rüber zu gehen und zu schauen, wie es ihm so geht. ,,Hey, wohin willst du?'', fragte mich einer der Männer. ,,Zu einem Freund, er wohnt gleich hier. Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück'', erklärte ich kurz. ,,Wir dürfen dich nicht gehen lassen'', rief er, als ich weitergehen wollte. Ich blieb stehen und verdrehte die Augen. ,,Ich habe gesagt, ich werde in ein paar Minuten wieder da sein!'' ,,Joana!'', rief plötzlich Carlos. Sofort drehte ich mich zu ihm um. ,,Komm zurück ins Haus. Es ist gefährlich'', meinte er und lächelte mich an. Kurz überlegte ich, doch entschied mich dann doch dagegen zurück zu gehen. ,,Gib mir 10 Minuten, bitte'', sagte ich flehend und sah ihm tief in die Augen. ,,In 10 Minuten bist du wieder da, oder ich komme dich holen'', meinte er und ich sah ihn grinsend an. Schnell rannte ich zu Alessio und klopfte an der Tür. Sie wurde relativ schnell geöffnet und Alessio stand vor mir. Ich hatte mich gerade noch gefreut, ihn zu sehen, aber bei seinem Anblick konnte ich nichts anderes, als ihn entsetzt ansehen. ,,Alessio..'', flüsterte ich. Traurig sah er mir in die Augen und zog mich keine Sekunde später in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. ,,Was ist passiert?'', fragte ich ihn und streichelte über seinen Rücken. ,,Mein Bruder..'', bekam er gerade noch heraus. Ich löste mich von ihm, um in seine Augen zu schauen. Er verlor Tränen, die ich ihm schnell weg wischte. ,,Oh mein Gott, Alessio. Was ist..mit deinem Bruder?'', fragte ich fassungslos und gleichzeitig vorsichtig. ,,Er wurde ermordet, Joana.''
Geschockt blickte ich ihn an. Ich war nicht in der Lage etwas zu tun, mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Ich starrte ihn einfach wie eine Bekloppte an, statt ihn aufzumuntern. Aber wie ging sowas? Wie sollte ich ihn aufmuntern, wenn sein Bruder ermordet wurde? Soll ich ihm sagen, dass alles gut wird? Sein Bruder wurde ermordet verdammt. ,,Tut mir leid, ich hätte nicht davon erzählen sollen'', sagte er plötzlich und ich sah ihn fassungslos an. ,,Wovon sprichst du da, Alessio. Du kannst mir alles erzählen. Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was dir auf dem Herzen liegt, verstehst du?'' Leicht nickte er, bevor weitere Tränen seine Augen verließen. Schnell nahm ich sein Gesicht in meine Hände und blickte ihm in die Augen. Bei dem Anblick kamen mir ebenfalls die Tränen und gemeinsam weinten wir. Ich wollte stark sein, um ihm etwas Hoffnung zu geben, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte ihn nicht so sehen. ,,Ich werde für dich da sein, Alessio. Für immer. Immer, wenn du mich brauchst. Egal wo du bist. Egal wo ich bin. Egal wie weit entfernt wir voneinander sind. Ich werde immer bei dir sein. Das verspreche ich dir, Alessio.'' Er drückte seine Lippen sanft gegen meine, nur für eine Sekunde und streichelte meine mit Tränen überströmten Wangen. ,,Danke'', flüsterte er. Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Nicht dafür, das ist selbstverständlich.'' Wieder drückte er seine Lippen gegen meine und wischte meine Tränen gleichzeitig weg. ,,Hör auf zu weinen, ich will nicht, dass du weinst'', murmelte er und zog mich an meinem Kopf gegen seine Brust und drückte mich fest an ihn. Er gab mir unzählige Küsse auf meinen Kopf. ,,Was ist mit deinem Kopf?'', fragte er mich. ,,Nur eine kleine Explosion, mir geht es gut'', erklärte ich. Er ließ mich los und sah mir erschrocken in die Augen. ,,Explosion?'' ,,Es ist nicht wichtig, Alessio. Mir geht es gut. Du hast schlimmeres durchgemacht'', meinte ich nur und lächelte ihn aufmunternd an. ,,Mir gehts auch gut. So lange du bei mir bist'', gestand er und sah mir tief in die Augen. ,,Das werde ich. Für immer.''

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt