Kapitel 6

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Der 17. Februar 2001 - Mein 3. Geburtstag

Anderson Devil beförderte uns ein Jahr weiter. Und ich glaubte ihm, als er meine Hand nahm und sie ganz warm wurde, seine Stimme sagte, dass ich nicht an dem Gefühl zu ersticken sterben würde. Dass es mich nicht umbringen würde. Dass ich mir keine Sorgen machen müsse.

"Bist du dir sicher?", fragte ich ihn und sah hilflos und ohne Atem zu ihm hoch, als die Stadt um uns herum verschwomm und seine Augen wieder zu glühen begonnen.

"Ich werde dich keinem Risiko aussetzen.", sprach er zu mir, "Du bist wichtig für die Zukunft."

Welch eine Ironie, wenn man bedenkt, dass wir uns in der Vergangenheit befanden und er an meinem Leben schuld war. Er sorgte dafür, dass ich damals nicht starb. Dass ich überlebte. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich ihn hassen oder mögen soll.

Die frühen Geburtstage waren bisher recht unspektakulär. Immer ging es nur darum, dass ich betatscht wurde, meine Eltern mir Komplimente machen, die Anderson erneut hervorbrachte.

Wir saßen also erneut in Köln. Meine Eltern lebten dort bis zu meinem 6. Geburtstag, dann zogen sie mit mir in eine Kleinstadt aufs Land. Ich liebte es auf dem Land. Ich liebte die Luft, da sie mir so anders erschien, und ich liebte die Tiere, da sie mir so frei vorkamen.

Wir saßen also erneut in Köln, in meinem Kinderzimmer, und sahen meinem Ich zu, wie ich mit ein paar Freunden auf dem Boden mit Barbies spielte, die ich geschenkt bekam. Einfache Barbypuppen, mit denen ich mit drei Jahren noch nicht einmal viel anfangen konnte. Die Tür stand offen, sodass die Eltern uns von der Küche aus sehen konnten.

Da lag mein Leben noch nicht in Schutt und Asche.

Wir sahen von meinem Kleiderschrank auf mein Kindchen-Ich herunter. Anderson beförderte uns durch sein Fingerschnipsen hier hoch. So konnten wir unbemerkt zusehen, wie ich mit jeder Handlung meine Zukunft beeinflusste.

"Willst du noch eine Weile bleiben?", fragte er mich, als es ganz Still wurde und die Augen meines Kindchen-Ichs zu uns hoch lugten. Ich grinste mich selbst an. Über beide Ohren. Die großen Babyaugen ließen mein Herz schmelzen.

"Ich denke schon, es ist entspannend.", antwortete ich ihm ernst, "Kinder beim Spielen zuzusehen ist angenehm. Sie sind in ihrer eigenen Welt...ich kann mir kaum vorstellen, dass du nie so winzig warst."

"Glaub mir, Samantha Wales, ich war so winzig und klein. Auch ein Teufel hat eine Vorgeschichte, weißt du.", seine Zähne strahlten mir entgegen und seine rote Strähne lenkte mich immer mal davon ab, ihm in seine grünen Augen zu sehen, wenn er mit mir sprach.

"Wie geht deine Vorgeschichte...?"

"Das erzähle ich dir, wenn wir bei dem 17. Februar 2004 angekommen sind. Ab dort wird die ganze Sache ein wenig anders."

Mein 6. Geburtstag

Und genau dort ging eine Glühbirne in mir auf. Ich sah ihn verwundert an, streifte mit meinen Fingern seine und bekam einen fraglichen Blick von ihm.

"Du kennst meine Vergangenheit in- und auswendig, stimmt's?"

Er durchdrang mich quasi mit seinen Augen, die von meinem Kindchen-Ich immer wieder zurück zu mir sahen. Bis er schließlich seinen Mund aufmachte.

"Na ja, teilweise...nicht alles...nur manches...", ein Lächeln legte sich erneut auf seine Lippen. Er beobachtete mein Kindchen-Ich und lächelte für eine gefühlte Ewigkeit.

"Wie ist es passiert? Also...dass du der Teufel wurdest...bist du das seit deiner Geburt?", fragte ich ihn vorsichtig und flocht meine Finger ineinander.

Pact with the devil | Andre [COMPLETED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt