Kapitel 11

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Clarkes POV                        

Ich wachte am nächsten Morgen mit dem Gefühl auf, als läge ein Stein in meinem Magen. Ich hatte in der Nacht kaum ein Auge zu bekommen und war nur hin und wieder in einen unruhigen Halbschlaf gefallen. Über die Nacht hinweg wurde mir klar, wie albern der Streit zwischen Lexa und mir war. Ich bin auf Jasper eifersüchtig geworden, weil ich im Ernst dachte, dass Lexa mit ihm geflirtet hatte. Aber in Wirklichkeit war ich einfach nur sauer auf mich selber, weil ich diejenige hätte sein können, die gestern Abend am Lagerfeuer den Arm um Lexas Schultern hätte legen können und  diejenige, die sie zum Lachen bringt. Aber weil ich Angst davor hatte meinen Freunden von uns zu erzählen, hatte ich so viel Druck auf Lexa und vor allem auf mich selber gemacht, dass wir uns auf keinen Fall verhalten, als wären wir in einer Beziehung, dass ich dabei vergessen habe an Lexa zu denken. Dabei war ich mit ihr in der besten, schönsten und glücklichsten Beziehung, die ich je hatte. Wieso hatte ich dann ein Problem meinen Freunden, davon zu erzählen? Von etwas, das mich glücklicher machte, als nichts anderes auf dieser Welt? Von etwas, das ich nie im Leben wieder her geben wollte? Von Lexa, meiner Lexa? Und je länger ich darüber nach dachte, desto klarer wurde mir, wie wichtig mir Lexa geworden war. Ich mochte sie nicht einfach nur gerne, sondern ich hatte mich Hals über Kopf in sie verliebt, in ihre Ecken, in ihre Kanten, in ihr Gesicht, in ihre Stimme, in ihre Augen, in ihr Lachen,... Und mir wurde klar, dass mich dieses Mädchen, auch wenn unsere Beziehung vielleicht nicht für immer hielt, doch bis ans Ende meiner Tage verfolgen würde. Ich war kein Mensch, der gleich alles überstürzte, vor allem nicht in einer Beziehung, die gerade zwei Tage alt war, aber ich spürte wie Lexa jede Sekunde, die sie länger in meiner Gegenwart verbrachte, ein Stück meines Herzen mit sich nahm und ich war mir sicher, sollte ich Lexa verlieren, dann würde dieser Teil mit ihr verloren gehen. Und obwohl mir nur der Gedanke an sie das Gefühl gab, als könnte ich fliegen, hatte ich doch solche Angst. Denn der Gedanke an Lexa, wie sie gesagt hatte, dass sie nicht wüsste wo wir beide standen, machte mich so traurig. Glaubte sie etwa, dass ein Streit uns auseinander brachte? Dachte sie wirklich, dass ein Streit wie dieser gleich das Ende bedeutete? Als könnte ich von einer Sekunde auf die nächste meine Gefühle für sie ausschalten. Das war unmöglich. Der Schmerz, der sich qualvoll langsam in meiner Brust ausdehnte, dieser Schmerz war der Grund für meine Angst.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch mein Fenster schienen, hatte ich das Gefühl seit vier Tagen nicht mehr geschlafen zu haben.

Das nächste Mal, als ich aufwachte waren die Schatten auf dem Zimmerfußboden schon weiter gewandert und ohne zu überlegen schwang ich meine Beine aus dem Bett und stand auf. Ich konnte nicht länger warten, ich musste mit Lexa reden.

Barfuß und immer noch im Schlafanzug tapste ich den Gang zu ihrem Zimmer entlang. Sollte ich klopfen? Ich hob meine Faust und zögerte kurz, holte dann aber tief Luft und machte mich auf eine wütende, enttäuschte Lexa gefasst. Als sie nicht antwortete, und ich weitere zwei Minuten wartete, öffnete ich die Tür einen Spalt breit. Das war der Moment, in dem mir mein Herz in die Hose sank. Wahrscheinlich sank es sogar noch tiefer - vielleicht irgendwo in die Gegend von Australien... Ich fand ein gemachtes Bett vor, ein komplett leeres Zimmer, das nicht danach aussah, als hätte man es in den letzten 48 Stunden benutzt. Noch bevor ich im Bad nachschaute, wusste ich, dass sie nicht mehr da war. Meine Knie fingen an zu zittern. Sie konnte nicht weg sein. Ich musste sicher gehen, dass sie nicht einfach gegangen war. Innerhalb von Sekunden war ich im Treppenhaus und rief ihren Namen. In der Küche fand ich nur meine Mutter, die vor sich her pfeifend Spiegeleier machte und so aussah, als wäre heute der schönste Tag ihres Lebens. Doch als sie mich sah, verschwand der Ausdruck aus ihrem Gesicht sofort und wurde durch Besorgnis ersetzt.

„Clarke, wieso schreist du so?"

„Mom!" Ich rannte  auf sie zu und packte sie an den Schultern. „Hast du Lexa heute schon gesehen? Ist sie hier?", meine Stimme brach vor Verzweiflung.

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