Veränderndes Treffen

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PoV: Tim

Gehetzt laufe ich durch die Straßen Kölns. Ich muss in 5 Minuten bei einem Vorstellungsgespräch sein. Ich habe mich für eine neue Basketballmannschaft beworben, weil in meiner alten nur schlechtere Spieler als ich waren und es mir dadurch auch zu langweilig wurde. Ich gehöre schließlich zu den besten Basketballspielern meiner Umgebung, also habe ich auch keine Zweifel daran, dass sie mich nehmen werden.

Gehetzt werfe ich einen Blick auf meine Rolex und muss feststellen, dass ich es nie im Leben mehr rechtzeitig schaffen werde. Gerade will ich den leeren Becher meines Coffe-to-go's in eine der am Straßenrand aufgereihten Mülltonnen schmeißen, da höre ich ein herzzerreißendes halb Miauen, halb schluchzen, dessen Herkunft ich unschwer einer Seitengasse zuordnen kann. Ich suche nach dem Verursacher dieses Geräuschs und kann ihn auch schnell finden. Es ist ein kleiner Junge, der zusammengekauert und weinend in einer Seitengasse der Hauptstraße Kölns hockt und weint.

Während ich wieder weg und damit in Richtung meines Vorstellungsgesprächs gehe, rede ich mir ein, dass der kleine Junge mir nichts bedeutet hat und er mir egal ist und dass er nur auf seine Eltern wartet, die ihn gleich abholen und ihn mit in ein warmes zu Hause nehmen, in dem er nicht wegen der kalten Herbstluft frieren muss. Doch je länger ich es mir einrede, desto klarer wird mir, dass dies keinesfalls so sein kann. Er würde niemals so schluchzen, wenn er wüsste dass er gleich abgeholt wird und niemand würde sein Kind mit zerissenen Klamotten so alleine da sitzen lassen.

Ich konzentriere mich weiter auf meinen Weg und komme letztendlich, gehetzt im Büro an. Die Dame am Empfang sieht mich freundlich an und zeigt mir den endlos lang scheinenden Weg in das Zimmer von Herr May Die Dane öffnet die Tür und ruft Herr May meinen Namen in das Zimmer. Als ob ich mich nicht selber vorstellen könnte...

Ein letzter Blick auf meine Rolex zeigt mir, dass ich mittlerweile eine 15 minütige Verspätung habe. Nur wegen dem kleinen Jungen. Das macht mich wütend. Ich richte noch ein letztes Mal meinen Anzug und meine Krawatte, die durch mein zügiges Gehtempo verrutscht sind und betrete dann das Zimmer, bemüht um ein freundliches Lächeln.

Ein alter Herr, von dem ich vermute, dass es sich um Herr May handeln muss, erhebt sich von seinem großen Ledersessel und reicht mir die Hand. Ich bemühe mich, bei seinem festen Händedruck nicht zusammen zu zucken und mein Lächelnd aufrecht zu erhalten, während ich mich, noch immer in diesem festen Griff vorstelle. "Setzen sie sich doch bitte, Herr Bau.", sagt er, keinesfalls freundlich, während er sich hinsetzt. Ich lasse mich auf den kleineren, unbequemen Stuhl gegenüber von ihm fallen und mustere mein Gegenüber. Es ist ein älterer Mann, mit teils noch blonden und grauen Haaren und Augen, dessen ursprüngliche Farbe einmal grün gewesen sein muss. Er hat ein faltiges Gesicht und eine Harkennase, sein gesamtes Äußeres macht keinen netten Eindruck, da er teils so grimmig guckt wie Ebenezer Scrooge aus "Eine Weihnachtsgeschichte".

Das Büro ist eher altmodisch eingerichtet, mit Holzmöbeln, Bücherregalen in denen alle Gesetzesbücher Deutschlands drin stehen müssen, so viele Bücher wie das sind und viel Leder. Alles in allem macht das Büro einen eleganten Eindruck.

#Zeitsprung nach dem Vorstellungsgespräch#

Endlich geschafft. Während des Gesprächs hat sich für mich zwar herausgestellt, dass diese Mannschaft durchaus mehr Qualitäten hat als meine alte, aber dass es auch genauso altmodisch abläuft wie es die Einrichtung von Herr May aka. Ebenezer Scrooge 2.0 verrät.

Ich atme einmal tief durch. Zwar hat mich Ebenezer Scrooge 2.0 in seine Mannschaft aufgenommen, aber ob ich dort glücklicher werde als in meiner alten Mannschaft weiß ich nicht. Aber ich muss diese Stelle jetzt nehmen, weil ich ja gerade keine andere hab und in die alte zurück zu gehen wäre mir peinlich.

Neko || Stexpert OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt