~11~

2K 148 2
                                    

Anscheinend hatte er mich nicht bemerkt, denn er lief schnell an mir vorbei und würdigte mich keines Blickes. Ich hatte mir seinen gehetzten Gesichtsausdruck jedoch nicht nur eingebildet.
Als er an mir vorbei gerauscht war, sah ich nach hinten, entdeckte aber niemanden. Etwas verblüfft schaute ich Valentine nach und ging dann weiter meines Weges.
,,HEY!! Stehen bleiben!", rief plötzlich jemand, worauf ich sofort zu einem Baum erstarrte. Hab ich was falsch gemacht?, dachte ich schon, aber der Mann der um die Ecke gebogen war, schien gar nicht mich zu meinen. Er kam auf mich zu, in seiner linken Hand hielt er einen Baseballschläger. Sein braunes Haar war verwuschelt und erinnerte mich stark an mein eigenes. Ich schätzte den Mann auf ungefähr 40, vielleicht etwas jünger. Er hatte ein blaues Auge und hielt sich die Seite. Wie von einem Tritt.
,,Hey Du!", er sah auf mich herab. ,,Is' hier grad 'n Rotzlöffel mit roten Haaren und blutender Nase vorbei gekommen?"
Rotes Haar? Valentine? Aber blutende Nase..? Hatte seine Nase geblutet?
Ich hatte nicht darauf geachtet, aber einem so übel aussehenden Typen würde ich sowieso niemandem aushändigen, ganz egal als was er mich beleidigt hatte. Also sagte ich:
,,Nein, nur einen mit blonden Haaren. Er war sehr groß und trug einem Football. Muss wohl von dem Footballteam der höheren Klassen gewesen sein."
Das hatte gesessen. Ich schloss meine Lüge mit einem unschuldigen blinzeln und einem "Tut mir leid mein Herr.", ehe der Typ grunzte und wieder in die andere Richtung davon ging.

Ob es ihm gut geht?, überlegte ich, als ich bei meiner Straße ankam. Ich bog um die Ecke, strich mir durch die wuscheligen Haare und sah einem kleinen Rotkehlchen zu, welches auf dem weißen Zaun herum hüpfte.
Was ist das..?, ganz in der Nähe hinter einem Busch, lugte etwas hervor. War das ein Bein?
Ohne lange nachzudenken ging ich näher um nach zuschauen. Und - als hätte ich es bereits erwartet, lehnte ein rothaariger Junge an dem weißen Zaun und atmete schwer. ,,Valentine?", ich sah ihn etwad besorgt an und wollte näher treten, aber er wandte mir den Kopf zu und sah mich mit Feuer in den Augen an. ,,Bleib weg, du Pisser!", fauchte er mich an, worauf ich zurück wich und einen Moment total durcheinander war. Valentine schien sehr mitgenommen zu sein, und jetzt bemerkte ich auch das Blut an seinem Ärmel. Er hatte sich wohl die Nase damit abgewischt und stützte sich jetzt mit genau diesem Ärmel an dem frisch gestrichenen weißen Zaun ab. Meinem Vater hätte es in der Seele wehgetan, aber sogar ich biss die Zähne zusammen.
,,Lass mich in Ruhe, Mann!", brummte Valentine wieder, als würde er auf mich losgehen wenn er nicht so außer Atem war.
,,Was ist denn passiert?", fragte ich und ignorierte seine unhöfliche Abneigung.
,,Du sollst mich in Ruhe lassen!" Er holte mit der rechten Hand aus und schlug auf meinen arm ein. Ich krümte mich, aber da seine schläge nicht so stark waren raffte ich mich auf und hielt sein Handgelenk fest. Er zerrte daran und zog mich hin und her. Selbst ohne Puste is er viel stärker als ich!, dachte ich, aber da wurden seine Befreiungsversuche auch schon schwächer. Ich hörte ihn schwer atmen und merkte wie er am Zaun zusammen sakte.
,,Geh weg...", stöhnte er lustlos.
Ich ließ sein Handgelenk los und nahm seine Hand, ehe ich ihn hoch zog. ,,Und du kommst mit."
Er hatte wohl aufgegeben, denn als ich ihm meine Schulter als Stütze bot, wehrte er sich nicht. Ich musste die Zähne zusammen beißen, da er sich nicht nur mit halben Gewicht auf mich stützte - und er war schließlich schon so großer als ich!
,,Was hast du vor?", murrte er als wir unser Grundstück erreichten. Meine Eltern waren noch auf der Arbeit, gut.
,,Dir helfen.", war meine Antwort, während ich mit dem Fuß die Hintertür zur Küche auf drückte.
,,Du willst mir helfen?!", er hörte sich nicht mehr so feindselig an wie am Anfang, aber misstrauisch.
,,Das wäre dann das zweite Mal...!"

You won't leave my mind. {boyxboy}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt