9 ~ DEATH, YOUR LOYAL COMPANION

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Langsam öffnete Shizuo seine Augen, doch er sah nichts als schwarze, alles verschlingende Leere.

Nach einiger Zeit, welche ihm vorkam wie Stunden, gar Wochen oder Jahre, erkannte er zwei weinrot glänzende Punkte.

Und als er diese Punkte erblickte durchfuhr ihn ein Schlag, denn er kannte diese Farbe, er wusste ganz genau was er dort vor sich sah.

Dieses tiefe Rot, so dunkel und rostig, dass es schon fast ein Braun war.

Eine Farbe, welche Erinnerungen in ihm hervor rief, welche drohten in von innen heraus auf zu fressen, sich in sein Herz und seine Seele verbissen und nicht ab lassen wollten.

Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie es langsam ein wenig heller wurde. Hell genug, um einen halb nackten, zusammen geschlagenen, gequälten Izaya vor sich zu sehen, weinend, und er sah Shizuo so flehend und verzweifelt an. Er zitterte und weinte und weinte und schien gar nicht mehr aufhören zu können. Pure Verzweiflung und Angst in den Augen und es wirkte an ihm so unnatürlich und doch zerriss einen diese Grausamkeit.

"Shizu-Chan, hilf mir! Hör auf, bitte hör auf mir weh zu tun! Es tut so weh, bitte hör auf, es tut so weh..!", bettelte und winselte er weinerlich, kaum hörbar und es brach Shizuo das Herz.

Er konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen, die zerrissenen Klamotten, wie kaputt und zerbrochen er vor ihm auf dem Boden kauerte, doch Shizuo konnte sich nicht bewegen, sein ganzer Körper war steif und so unerträglich schwer.

"Izaya..", krächzte er mit gebrochener Stimme, den Tränen nahe.

Da wurden Izaya's Augen ganz starr, verloren jeglichen Glanz und färbten sich blutrot. "Es war alles deine Schuld!", zischte er leise, bevor er begann über sein ganzes Gesicht zu lächeln. Seine trockenen Lippen waren so gespannt, dass sie aufrissen und anfingen zu bluten und dieses schreckliche Lachen durch drang die Stille. Shizuo wollte sich die Ohren zuhalten, doch selbst wenn er sich hätte bewegen können, das Lachen hätte er nicht abschwächen können. Es war als entstünde es in seinem Kopf und er fing an zuschreien.

Seit jener Nacht in welcher Shinra ihn eingesperrt hatte, sah er Izaya immer öfter und Shizuo fing an jeden anzugreifen wer sich ihm näherte, weil er einfach nicht anders konnte, als in jedem Izaya oder dessen Mörder zu sehen.

"Du wirst hier nie wieder raus können Shizu-Chan! Du bist ein Monster! Eines, welches für immer eingesperrt gehört!", lachte Izaya, welcher in der halb geöffneten Tür seiner Zelle stand. Shizuo konnte nicht anders, als auf ihn los zu rennen und seine Hände um dessen Hals zu krallen. "Shizuo! Shizuo hör auf! Ich bin es, Shinra", meinte Izaya dann, mit entsetztem Gesichtsausdruck und plötzlich stand dieser auch vor ihm, nicht Izaya mit seinen teuflisch aufblitzenden Augen.

Langsam ließ er von dem Arzt ab und wich immer weiter zurück. Shinra kam auf ihn zu und versuchte ihn zu beruhigen, doch Shizuo brüllte ihn nur an er solle verschwinden, ihn in Ruhe lassen. 

"Ich bin zu dem Monster geworden, welches Izaya immer in mir gesehen hat. Das einzige richtige was du tun kannst ist, mich hier so lange einzusperren wie du nur kannst!", schrie er verzweifelt, während ihm Tränen die Wange runter liefen.

"Shizuo, ich kann dir helfen. Du muss nur versuchen dich ein wenig zu öffnen und Menschen wieder näher an dich ran kommen zu lassen..", meinte Shinra besorgt und schloss zur Sicherheit wieder die vergitterte Tür als Shizuo zu ihm auf blickte.

"Lass mich in Ruhe! Verschwinde!", brüllte Shizuo so laut, dass Shinra sich die Ohren zu hielt. Er war zum Gitter gestürmt und hatte versucht seine Hand zwischen den Stäben hindurch zu zwängen um Shinra zu würgen. Dieser war so schockiert von der scheinbar unendlichen Wut, welche sein Gegenüber ausstrahlte, dass er aus Angst um seine geliebte Celty den Gedanken sie zu Shizuo zu bringen gleich wieder verwarf. Auch wenn sie vielleicht die einzige Möglichkeit wäre, um seinen Patienten zu beruhigen. 


Er konnte sich nicht erinnern wie und wann er hier her gekommen war, doch als Shizuo wieder bei vollem Bewusstsein war fand er sich in Izaya's Apartment wieder. Er stand mitten im Raum, die Tür sperrangelweit offen.

Mit Izaya's Messer in der Hand.

Das Messer, welches schon so viele, längst nicht mehr zu erkennende Wunden auf seiner Haut hinterlassen hatte.

In der anderen Hand seine Jacke. Sie roch immer noch nach dem kleinen Floh, oder zumindest bildete Shizuo sich das ein.

Er vergrub seine Nase tief in dem dunklen Stoff.

Schloss seine Augen, holte einen letzten Atemzug.

Und stach zu.

Es fühlte sich nicht an, als wäre es seine Handlung, als würde er sich selbst das Messer in den Bauch rammen, es war als wäre Izaya selbst bei ihm, seine Hände umklammernd.

Ihm wurde schwarz vor Augen und er merkte wie ihm langsam der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Das letzte was er noch wahr nahm waren gehetzte Schritte und der harte Aufprall auf dem Boden, während sich ein metallischer Geschmack in seinem Mund ausbreitete und ihm eine liebliche Stimme ein 'Ich liebe dich' ins Ohr flüsterte.

So lag er da.

Leblos.

Seine Augen für immer geschlossen.

Shinra neben ihm kniend. Das Gesicht in den Händen vergraben.

Celty schockiert im Türrahmen stehend.

Die erste Träne fiel auf den Boden.

Stille.

Es war als stünde die Zeit still.

Minuten vergingen und das verlassene Apartment füllte sich mit kalter Luft.

Ein Windstoß riss an den Kleidern der beiden und schnitt ihnen wie Glasscherben in die Haut.

Keiner der Beiden wagte es sich zu regen. Nicht einmal ein Zittern oder Zähneklappern war zu vernehmen.

In ihren Herzen herrschte eisige Leere. 


Und plötzlich, mit einem scharfen Atemzug, öffneten sich seine braunen Augen wieder.

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