8. Bester Freund.

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3 Jahre zuvor

"Ich bin drüben!" Schon bin ich aus der Tür und renne so schnell wie möglich über die Straße.

Gegenüber angekommen, gehe ich sofort ins Haus. Ohne anzuklopfen, das muss ich schließlich nicht.

"Hey, Schätzchen." Joshs Mom Becca küsst mich auf die Stirn. "Wie gehts dir? Wie wars denn in Amsterdam? Hat es euch gefallen?" Ein breites Lächeln liegt auf ihrem Gesicht.

"Mit gehts super. Oh ja, Amsterdam war der Wahnsinn.
Ist Josh da?"

Becca lacht. "Natürlich. Er ist in seinem Zimmer. Bestimmt freut er sich riesig dich zu sehen."

Ich lächle sie an und renne so schnell ich kann die Treppe hinauf und den Gang entlang.
Ich platze schließlich vollkommen außer Atem in sein Zimmer.

Er liegt reglos in seinem Bett. Vermutlich schläft er und hat mich noch nicht bemerkt. Das Sonnenlicht, das durch das Fenster dringt beleuchtet sein Gesicht und seine Haare schimmern gold.

Schnell durchquere ich sein Zimmer und setze mich vorsichtig neben ihn aufs Bett

Seine Augen sind geschlossen und ich höre seinen ruhigen gleichmäßigen Atem. Er sieht unglaublich schön aus, so wie er da liegt, die braunen Haare vollkommen verwirrt und zerstrubbelt, die eine Hand unter seinem Kopf, die andere nur Millimeter von meiner auf der Bettdecke entfernt.

Endlich sehe ich ihn wieder. Nachdem ich vor 5 Wochen nach Amsterdam gefahren bin, ist nicht ein Moment vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht habe.

Ich habe ihn so vermisst.

Am liebsten würde ich diesen Moment anhalten und ihn für immer einfach nur betrachten. Er ist so schön.

Doch ich kann nicht länger warten.
Ich muss mit ihm reden, ich muss seine Stimme hören und sein Lachen.
Ich muss in seine Augen blicken, die exakt der Farbe von Schokolade entsprechen. Ich muss ihn umarmen und seine Wärme spüren. Jetzt sofort.

Seit wir uns kennengelernt haben waren wir nie so lange getrennt gewesen. Es war der reinste Horror.

Ich werfe noch einen langen Blick auf ihn und sauge diesen Moment in mich auf. Ich wünschte ich hätte eine Kamera dabei.
Das ist er. Dieser schöne schlafende Junge.
Josh, mein beste Freund, seit mehr als vier Jahren.

"Josh!" Er dreht sich leicht.
"JOOOSH!" Für seinen tiefen Schlaf habe ich ihn schon immer beneidet.
Ich beuge mich über ihn und rüttle an seiner seiner Schulter.
"Josh, verdammt wach auf!!"

Plötzlich ist er hellwach und setzt sich so abrupt auf, dass er mit voller Wucht gegen mich stößt.

Unsere Köpfe stoßen zusammen und er flucht leise. Er blinzelt verwirrt.
"Rose?" Josh reibt sich über die schmerzende Stelle und blinzelt mich verwirrt an.
Ich lächle. "Hey."

Eine Zeit lang ist es still und wir sehen uns einfach nur in die Augen. Braun und blau.

Plötzlich packt er mich blitzschnell an der Taille und zieht mich zu sich, sodass ich nun auf seinem Schoß sitze.
Er drückt mich ganz fest an sich, während er unverständliche Dinge an meine Schulter murmelt.

Ich wünschte er würde mich nie wieder loslassen. Ich spüre seinen Herzschlag an meinem und seinen Atem in meinem Haar.

"Rose." Das ist alles. Josh sagt nur meinen Namen, immer wieder und mein Herz schlägt so schnell gegen meine Brust, ich habe Angst es könnte explodieren.

Ich löse mich ein bisschen von ihm und sehe in seine klaren braunen Augen. Er lächelt mich an und allein das reicht um meinen Atem zu beschleunigen.

"Ich hab dich so so so so sehr vermisst, Josh", flüstere ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er es überhaupt gehört hat.

Josh beugt sich leicht vor und küsst mich auf die Wange und ich sterbe.
Ich sterbe tausend Tode, ich kann nicht mehr denken.
Alles was ich wahrnehme, ist der leichte Druck seiner Lippen auf meiner rechten Wange und sein Herz, das gegen meins schlägt.

Das ist er. Der vollkommenste Moment, den ich bisher in meinem 13 Jährigen Leben erlebt habe.
So etwas habe ich noch nie gefühlt. Diesen Augenblick möchte ich so gerne festhalten, noch mehr als den vorherigen, als Josh schlief.

Ich will diesen Moment.
Ich will, dass er hierbleibt, ich will nicht, dass er vorübergeht wie jeder Augenblick im Leben.

Ich brauche diesen Moment. Ich brauche ihn mehr als alles andere.

Und dann ist er vorbei. Einfach so.

Josh löst sich von mir und sieht mich wieder an. Er fragt mich, wie es in Amsterdam war, er fragt mich, wie es mir geht, er fragt mich alles mögliche. Und ich antworte ihm.

Doch ich bin nicht wirklich hier bei ihm. In Wahrheit, bin ich vollkommen in meinen Gedanken. Ich denke nur an diesen Moment. Die ganze Zeit.

Und ich weiß es. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte. Zumindest nicht so, wie ich es tue.

Ich schaue auf Joshs Lippen, wie sie sich beim Sprechen bewegen und meine Gedanken, sie bringen mich um.

Hör auf, hör auf, hör auf. Denk nicht an das, an das du denkst. Das hier, das ist Josh, dein bester Freund. Dein bester Freund, dein bester Freund.

Mein bester Freund. Und nichts anderes.

Alone TogetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt