1. Kapitel

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1503 nach Christus
Schottland

"Was soll das?"
"Was meint Ihr?"
"Wieso soll ich diese Reise machen? Kann ich nicht irgendeinen Vertreter hinschicken? "
"Ich befürchte, dass das Ihre Majestät nicht zulassen wird, da sie ausdrücklich Euch und Eure Gattin zu sehen wünscht. Sie möchte Euch beide sehen. Und nicht irgendeinen Vertreter. So leid es mir tut, aber Ihr werdet um diese Reise nicht herum kommen."
"Damned! Und Tyra soll auch noch mitkommen oder wie soll ich das verstehen?"
"Ganz genau."

Schnaubend vor Empörung drehte Ivar sich um und stapfte die breite Steintreppe hinauf, um sich auf sein Zimmer zurückzuziehen. Er riss die Tür auf und schreckte eine junge Frau auf, die bis gerade eben noch am Fenster gesessen hatte, nun aber aufgesprungen war und einen leichten Knicks in seine Richtung andeutete.
"Tyra, wie oft noch, wir sind nicht bei Hof! Und wir sind verheiratet, also lass das bitte!", fuhr er sie an.
Doch Tyra blieb gelassen und sah ihm geradewegs ins Gesicht.
"Ich habe auf Euch gewartet, um Euch zu fragen, ob ich die nächste Woche in den Bergen verbringen darf."
Er lachte entzürnt auf.
"Um dich mit deinem Liebhaber zu treffen? Ganz sicher nicht. Wir haben einen Besuch zu machen. Du wirst also unabkömmlich sein." Er sah ihren verwirrten Gesichtsausdruck, als sie fortfuhr.
"Wir?"
"Ja, wir! Was hab ich denn gesagt?", brauste er auf. "Die Königin möchte uns sehen, also werden wir die nächsten Wochen unterwegs sein. Du und ich. Das heißt, dass sich dein kleiner Verehrer noch etwas gedulden muss, bis ihr euch wiederseht."
"Ich hab weder einen Geliebten, noch einen Verehrer!"
"Ach ja. Und deshalb willst du auch eine ganze Woche in den Bergen verbringen? Scheinbar allein? Und was war mit dem heimlichen Davonstehlen vor drei Wochen?"
Als sie ihn entsetzt anstarrte, erkannte er, dass es stimmen musste.
"Und wenn schon! Wieso müsst ihr immer davon ausgehen, dass ich mich mit einem anderen Mann treffe?"
"Weil alles darauf schließen lässt! Und nur damit du es weißt: Ich werde solche Eskapaden nicht länger dulden! Du hast mir zu Gefallen zu sein und dich nicht mit einem anderen Kerl zu Vergnügen! Was wirft das denn für ein Licht auf unsere Ehe?"
"Oh nein! Es geht einzig und allein darum, dass sich alle Welt das Maul darüber zerreißen wird, wenn sie erfährt, dass ich mich mit einem anderen Mann als meinem Gatten vergnüge. Das ist das Einzige, was Euch daran stört!"
"Jetzt hast du es selbst zugegeben!", triumphierte er.
"Und wenn schon! Ihr habt es doch ohnehin schon gewusst, oder nicht?"
"Und du musst immer das letzte Wort haben, oder nicht?"
"Warum auch nicht?", giftete sie.
"Weil Frauen lieber still sein und nicht so aufmüpfig sein sollten, wie du es bist!"
Erbost stürmte sie aus dem Zimmer und knallte als krönenden Abschluss ihres Abgangs die Tür hinter sich zu.
"Damned! ", schrie er die geschlossene Tür an.
Es gefiel ihm gar nicht, dass sich seine Frau mit einem anderen Mann traf. Und dass sie zuließ, dass dieser Mann, wer auch immer er war, sie anfasste. Bei diesem Gedanken wurde ihm übel. Das Beste wäre wahrscheinlich, diese Treffen zu verbieten. Oder er beschäftigte sie auf der Burg, dass sie gar nicht mehr die Zeit fand, zu ihrem Liebhaber zu gehen.
Oh, er würde diesem Kerl den Kragen umdrehen, wenn er ihn je in die Finger bekommen sollte!
Doch jetzt stand erst einmal der Besuch bei der Königin im Vordergrund und Ivar beschloss, gleich am nächsten Morgen alle Vorbereitungen treffen zu lassen, damit sie so bald wie möglich aufbrechen und es hinter sich bringen konnten.

Eine der schwierigsten Entscheidungen, wie Ivar am nächsten Tag feststellte, war, zu entscheiden, wie viele seiner Männer ihn begleiten sollten, und wie viele er hier zur Bewachung der Burg zurücklassen sollte. Während er sich mit diesem Problem den gesamten Tag herumschlug, ordnete er an, genug Proviant und Decken einzupacken und auf das Schiff zu bringen. Als er nach Tyra schickte, sie solle sich für die Reise fertig machen, wurde ihm mitgeteilt, dass sie nicht in ihrem Zimmer war. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie in die Berge geflohen sein könnte, um sich mit ihrem Geliebten zu treffen und gleichzeitig dem Besuch bei der Königin zu entgehen, doch er hoffte für sie, dass sie nicht so dumm gewesen war. Er schickte seine Männer aus, um sie im gesamten Haus suchen zu lassen, und widmete sich weiter den Vorbereitungen. Wenig später kamen seine Truppen wieder zusammen und berichteten, sie sei oben im Turm gewesen, aber sie wollte nicht mit herunter kommen.
Wieder einmal wütend auf seine störrische Frau stapfte er die Treppen zum Turm hoch und riss, oben angekommen, die Holztür auf. Im ersten Moment mussten sich seine Augen von der Dunkelheit, die im Treppenhaus des Turms vorherrschte, an die Helligkeit hier oben, im einzigen Zimmer des Turms, gewöhnen. Tyra hatte das riesige Fenster geöffnet, sodass die letzten Strahlen der Sonne in das Zimmer schienen und es freundlicher erscheinen ließen, als es tatsächlich war.
Er sah sie am anderen Ende des Raumes am Fenster sitzen, mit dem Rücken zum Zimmer. Sie hatte sich nicht umgedreht, als er die Tür aufgerissen hatte, sie drehte sich auch nicht um, als er die Tür etwas lauter als üblich schloss, und auch nicht, als er durch den Raum auf sie zukam.
"Was wollt Ihr hier oben?", vernahm er ihre leise, erstickte Stimme.
"Meine Männer sagten mir, dass du hier oben bist und nicht runterkommen willst."
"Will ich auch nicht."
"Aber du musst dich für die Reise fertig machen. Du musst noch deine Sachen zusammenpacken oder wenigstens sagen, was für dich eingepackt werden soll. Und dann musst du ..."
"Ich muss gar nichts!", zischte sie ihn an.
Immer noch mit dem Rücken zu ihm sitzend betrachtete sie den Sonnenuntergang.
"Doch musst du. Schließlich sind es deine Sachen."
"Ich bin im Moment aber einfach nicht in der Stimmung, meine Sachen einzupacken."
"Wann willst du es denn dann machen? Du hast nicht mehr viel Zeit ...", fragte er genervt.
"Geht einfach. Verschwindet!"
"So redest du nicht mit mir!"
"Tu ich doch, wie Ihr seht!"
Zornig war sie aufgesprungen und hatte sich zu ihm herumgedreht. Jetzt funkelte sie ihn aus ihren blauen Augen an.
"Ich will jetzt meine Ruhe. Ich will weder von Euch noch von irgendwem anders gestört werden. Und jetzt geht!"
Nun jetzt auch wütend packte er sie am Arm, als sie sich wieder zum Fenster drehen wollte.
"Was soll das? Wieso verhälst du dich so unhöflich?"
"Was ist so schwer daran zu verstehen, dass ich einfach meine Ruhe haben will? Ich will Euch jetzt einfach nicht sehen. Ich will gar keinen sehen. Ich möchte einfach nur in Frieden gelassen werden!"
Eine Träne rollte über ihre Wange, und da er ihr geradewegs ins Gesicht sah, blieb sie ihm nicht verborgen.
"Was ist denn passiert, dass du so überreagierst? "
Sie konnte seinen Tonfall nicht deuten, ob er besorgt oder abwertend war. Sie wusste nur, dass er zu weit gegangen war.
"Ich soll also überreagieren? Bitte schön!", schrie sie ihm entgegen.
"Lasst mich endlich los!"
Sie schüttelte seine Hand von ihrem Arm und sah ihn geradewegs an.
"Ihr meint, ich würde überreagieren? Wisst Ihr noch, wie Ihr Euch verhalten habt, als Eure Eltern gestorben waren? Ihr habt Euch verkrochen! Ihr habt alle aus Eurem Leben ausgeschlossen und jeder hat akzeptiert, dass Ihr für Euch sein wolltet. Und jetzt möchte ich einmal meine Ruhe haben, aber nein. Ihr könnt es einfach nicht so hinnehmen. Ihr zwingt mir Eure Gesellschaft auf, die ich nicht wünsche, heuchelt Mitleid und doch interessiert es Euch nicht im Geringsten, was mich bedrückt. Für Euch zählt nur diese Reise, die ein kompletter Reinfall sein wird, aber ...!"
"Halt mal die Luft an", befahl er auf einmal sanft.
Sie schaute zu ihm auf, vorbereitet, um auf jeden beleidigenden Kommentar seinerseits gewappnet zu sein. Doch da kam nichts. Stattdessen wollte er wissen, was passiert war, dass sie ihn dermaßen anfuhr.
"Ihr seid los! Ihr und Eure Männer, die keine Ahnung haben, wie man sich in Gegenwart einer Frau zu verhalten hat ...!"
"Nein, das meinte ich nicht. Ich möchte wissen, was passiert ist, dass du dich nach hier oben zurückgezogen hast."
"Und was ist, wenn ich es Euch aber nicht erzählen will?", fragte sie trotzig.
"Du wirst es mir erzählen."
"Seid nicht so überheblich."
Mit diesen Worten drehte sie sich zum Fenster um.
"Warum willst du mir nicht erzählen, was passiert ist ?"
"Weil es Euch nichts angeht."
"Du bist meine Frau und ich möchte wissen, was mit dir los ist, weil ich es nicht sehen kann, wenn du am Boden zerstört bist. Also, was ist los?"
Sein Tonfall klang schon fast liebevoll und sie war verunsichert. So redete er nie mit ihr. Er zeigte kein Interesse an ihr und zumeist kümmerte es ihn auch nicht, wie es ihr ging. Doch jetzt auf einmal, obwohl er gar nicht wusste, worum es ging, interessierte es ihn plötzlich. Sie war verwirrt. Nach kurzem Zögern überwand sie sich und begann leise zu sprechen, so leise, dass er sich anstrengen musste, um sie verstehen zu können.
"Ich bekam heute Morgen Nachricht, dass gestern Abend meine Mutter gestorben ist."
Während dieser Worte hatte sie ihre Arme um Ihren Oberkörper geschlungen, als wäre ihr kalt. Ihr Kopf senkte sich nach vorn und als die ersten Schluchzer ihren zarten Körper erbeben ließen, konnte er nicht anders und versuchte sie zu trösten. Legte seine Hände auf ihre Oberarme und lehnte ihren Rücken an seinen breiten Oberkörper, um ihr das Gefühl der Einsamkeit zu nehmen.
Zu Anfang lehnte sie sich nur steif und widerwillig gegen ihn, doch als seine Wärme sie einhüllte und sie auf seine Art und Weise beruhigte, entspannte sie sich an seiner Brust, lehnte den Kopf gegen ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf.

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Hallo alle zusammen:).
Das hier ist jetzt das erste Kapitel und es ist endlich fertig !! :)
Es ist etwas lang, aber ich finde, dass es trotzdem überschaubar ist .
Ich hoffe, es gefällt euch und wenn ja, würde ich mich über konstruktive Vorschläge und Kritik freuen, um eine Ahnung zu haben, wie das Ganze bei euch ankommt :)

Mit dem 2. Kapitel halte ich mich ran, kann aber nichts versprechen;
:)

Bis bald
Eure Lovingslover2000

WeekingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt