Es war an einem schönen Tag Ende Mai im Jahre 1943. Es war angenehm warm und die Sonne schien herrlich auf meine Haut. Ich genoss das Licht und die Wärme der Sonnenstrahlen, da ich bereits seit Tagen wenig von diesem Wetter mitbekam. Seit Tagen verließ ich mein Zimmer nur für den Unterricht oder zum Essen. Ansonsten lernte oder verzweifelte ich in meinen Gedanken. All meine Freunde blockte ich ab, als wären sie nicht in meinem Umfeld. Ich spürte ihre Anwesenheit, aber ich konnte nicht sagen, was sie zu jener Zeit von mir wollten. Es war so als wären sie mir egal. Als wäre mir alles egal gewesen, diese zwischenmenschliche Ebene schien mir nichts zu bedeuten. Es gab zwar wenigen solchen Tagen in meinem Leben, wegen dem ich grundlos so respektlos mit meinem Mitmenschen umging.
Doch mit der Zeit versuchten die Menschen mich nicht mehr zu verstehen und gingen mir in dieser Zeit aus dem Weg. Sie wussten, ich möchte einfach meine Ruhe haben. Sie wussten, dass nicht jeder Mensch immer gut gelaunt sein würde. Sie wussten auch, dass ich nur noch herrischer werden würde, wenn mich jemand ansprechen würde. So als würde mein Herz sich in Eis verwandeln. Keine Liebe und keine Geborgenheit kam an diesen Tagen an die Oberfläche meines Ich. Es wirkte auf mich als wäre ich überstrapaziert mit der Einwirkung meiner Umwelt mit ihren Gefühlen. Es widerte mich schon fast an, wenn ich in jener Zeit verliebte Pärchen herumknutschen sah. Auch hatte ich kein Verlangen danach Balthasar zu begegnen und ihm erklären, warum ich mich so abweisend ihm gegenüber verhielt.
Aber es musste auch einmal die Zeit kommen, an dem ich ihm dies erklären musste. Allerdings wollte ich erst selbst herausfinden, warum ich mich manchmal so distanziert und abweisend verhielt. Seufzend machte ich mich dennoch auf zum Quidditchfeld. Das Training hatte ich in letzter Zeit auch sehr vernachlässigt, da ich mich eher in die Bücher floh als in den Sport. Irgendwann lief Kelly wortlos neben mir. Sie war immer da. Einfach nur da. Sie hatte nicht gewartet, dass ich mit ihr reden würde. Ihre Anwesenheit ging mir auch nicht auf die Nerven. Sie beruhigte mein chaotisches Innenleben, welches sich so stark veränderte, dass ich glaubte, ein Schleudertrauma zu bekommen.
‚Danke, Kelly.' flüsterte ich.
Ich konnte es nicht einfach laut aussprechen. Es war mir so als wäre es wie Gift auf meiner Zunge. Ich konnte es nicht, wie generell, ausdrücken, da ich mich für diese Schwäche schämte.
‚Schon in Ordnung, Haz. Wozu sind Freunde da?'
Ich lächelte kurz auf und setzte meine neutrale Mimik wieder auf. Auf dem Quidditchfeld angekommen hörte ich bereits den neuen Käpt'n Louis Madaira eine Standpauke aussprechen. Anscheinend galt sie mir, da ich in letzter Zeit zu spät oder gar nicht erst kam. In mir stieg Wut auf. Unkontrollierter Zorn, dass mir jemand so entgegen kam. Sollte er doch zufrieden sein, dass ich wenigstens auf die wichtigsten Trainingseinheiten kam. Abermals seufzte ich auf und ging mit voller Montur neben Kelly zur Mannschaft. Die Schwarzhaarige stand neben mir und klopfte mir verbunden auf die rechte Schulter. Ihr Blick den ich normalerweise als aufbauend einschätzte, ließ mich nun eher das Gefühl von Mitleid auf mir spüren. Ich rollte meine Augen, ehe ich mich wieder einmal von ihr wegwandte.
‚Ich bleibe dreißig Minuten länger.' gab ich ungewohnt neutral zu.
‚Das verlange ich doch gar nicht. Allerdings hätte ich von einer Nationalspielerin mehr erwartet, wie die Ereignisse in der letzten Zeit. Deine derzeitige Haltung passt nicht zu deinem normalen Auftreten. Deine Konzentration lässt zu wünschen übrig. Dein Fehlen löst eine Unsicherheit in der Mannschaft aus. Verdammt, Hazelle, was ist mit dir los?' schnauzte mich der Blondhaarige vor mir lautstark an.
‚Wenn es euch nicht passt, dann kann ich auch gehen.'
Ich wandte mich leicht zickig um und verschloss meine Arme vor meiner Brust. Eiskalt blinzelte ich gegen die warme Sonne, die augenblicklich eher kühl auf meiner Haut ausbreitete. In der Ferne sah ich drei Gestalten auf uns zu laufen. Ich sah genauer hin und erkannte ihr Outfit. Eindeutig Slytherin. Sie waren ebenfalls in voller Montur hier. Augenblicklich nahm ich die anderen aus der Mannschaft hinter den drei wahr.
‚Was wollt ihr hier, Schlangen?' versuchte Louis gekünstelt freundlich zu wirken.
‚Wir hatten eine Abmachung, Madaira.' zischte der Brünetthaarige offensiv in die Runde.
‚Und die wäre?' mischte sich nun die Schwarzhaarige neben mir ein.
‚Oh, liebste Kelly, wir haben mir unserem Hauslehrer besprochen, dass wir alle Dienstage und Donnerstage trainieren dürfen.' liebevoll kam dieser Satz aus dem Mund der Schlange.
Ich verdrehte nur noch einmal die Augen und schüttelte wegen so viel Intelligenz den Kopf.
‚Wo ist denn heute euer Herrchen?' stichelte Mikel Longbottom aus der Runde.
Der etwas turbulente Schwarzhaarige war sehr zurückhaltend und sagte nur seine Meinung, wenn er wirklich angefressen war.
‚Ohh, die Herrin der Löwen ist heute so ruhig.'
Der Blondschopf überging die Frage meines Mannschaftskollegen und sprach mich direkt an. Seufzend wandte ich mich zu ihnen herum und sah ihn mörderisch an.
‚Was wollt ihr wirklich?' gab ich ruhig und doch bedrohlich zu.
‚Ohh, wisst ihr was, dass interessiert hier niemand. Wenn ihr eure Abmachungen irgendwo abgeben möchtet, so nehmt doch den Weg: und steckt es in euren Allerwertesten. Es ist mir gleichgültig, mit wem ihr das ausgemacht habt und weswegen es hierzu kommen musste. Es ist mir wirklich einerlei zu wissen, was ihr wieder gegen uns ausheckt. Es ist aber bemerkenswert auf welche Ideen ihr kommt. Nur um uns aus der Reserve zu locken. Und außerdem wenn ihr jemand nerven wollt, dann geht doch bitte irgendwo anders hin und lasst uns trainieren. Schließlich lassen wir euch diese Stunde auch in Ruhe.'
Ich sprach ruhig und dennoch verstanden sie meinen bissigen Unterton, dass die Schlangen ein Schritt zurücksetzte. In den Augen von Balthasar leuchtete etwas auf, dass weniger mit Unmut oder Unzufriedenheit zu tun hatte. Es sah eher aus als würde er wissen, warum ich mich in diesem Moment so verhalten würde. Jedoch war mir diese Erkenntnis damals so einerlei wie ein bunter Hund.Damals verstand ich noch nicht, dass diese Tage mein ganzes Leben verändern würde, wenn ich die Wahrheit über meine Gefühlslagen herausfinden würde. Ich konnte es nicht leugnen, dass einige meiner Situationen mit dieser Wahrheit zu erklären gewesen wären. Woher wusste Balthasar nur von dieser Geschichte? Wusste er etwa mehr als er zugeben würde?
Von Wut geleitet, riss ich mich von Balthasar ab und packte ihn am Kragen. Heftig stieß ich ihn an die nächsten Schränke und sah ihn wütend an. Ich drückte meine Fäuste an seinen muskulösen Brustkorb und wieder übergab mich das Gefühl der Kälte. Wieder übergab mich das Gefühl der Leere und der Langeweile. Doch ehe ich mich versah, löste ich mich wieder und schnaubte theatralisch aus. Mein Körper wandte sich von selbst ab. Aber nur um die eine hilflosen Minute von Balthasar auszukosten und mit viel Elan auszuholen. Zu spät realisierte ich, dass meine Hand unsanft auf seine Wangen aufschellte.
DU LIEST GERADE
Expecto Patronum
FanfictionIn der Zeit als Lord Voldemort im Aufschwung war, gehörte bereits ein Mugglestämmige namens Hazelle Maria Granger zu einer intelligenten, kämpferischen und duldsamen Hexe. Allerdings wäre vieles anders, wenn sie nie gewesen wäre. Umso bemerkenswerte...