Kapitel 1
Äußerst genervt saß Melody in dem kleinen, büroahnlichen Raum, und wartete, dass der werte Herr, der sie mitten in der Nacht hierher bestellt hatte, auch bald erschien.
Grummelnd überschlug sie ihre Beine und lehnte sich in dem olivgrünen Sessel zurück, der an dem dunklen Mahagonischreibtisch stand.
Seltsamerweise saß General Scott, dem dieses Büro gehörte, auf einem äußerst unbequemen Holzstuhl und diejenigen, die in sein Büro beordert wurden, saßen in einem gemütlichen Sessel. Melody konnte es ja nur recht sein, obwohl sie es durchaus seltsam fand. Aber das ging jedem anderen wahrscheinlich genauso.
Mit einem leisen Knarren ging schließlich die schwere Holztür auf, ein schmaler, orangener Lichtstrahl fiel durch den Türspalt in den Raum und ein grauhaariger, etwas untersetzter Mann kam herein, setzte sich auf den Holzstuhl hinter dem Schreibtisch und begrüßte Melody freundlich. "Hat auch lang genug gedauert", grummelte diese und ließ sich durchaus anmerken, dass sie nicht in bester Stimmung war, General Scott ignorierte diesen Kommentar jedoch und fuhr unbeirrt fort.
"Haben sie das Paket?" Fragte er Melody, wobei er Paket eher wie 'Pahkheeeet' aussprach.
"Jaaaa" antwortete sie genervt.
"Haben sie reingeschaut?"
"Irgendwie schon. Wobei der Inhalt nicht allzu beeindruckend war..."
"Dann brauche ich ja Ihnen nichts mehr erklärt zu haben"
"Was?", murmelte sie, teilweise, weil sie nicht verstand, was er ihr damit sagen wollte, teilweise aber auch, weil General Scott eine echt seltsame Grammatik hatte. An einigen Tagen, an denen es besonders schlimm war, befürchtete Melody, dass General Scott wegen Misshandlung der Sprache verhaftet würde, doch das war noch nie vorgekommen.
"Soll heißen?", fragte sie deswegen nach.
"Dass sie jetzt die wichtigste Mission der ganzen womöglichen Rebellion übernehmen werden."
~◇~
Die nassen Holzdielen knarrten, als Jayson das Schiff betrat, sie schienen nicht sonderlich stabil, doch er ging zielsicher über das Deck auf eine Tür, die vermutlich zur Kajüte führte, zu.
Er öffnete die Tür und betrat den kleinen, in ein orrangenes Licht gehüllten Raum.
Auf einem zeimlich altmodisch aussehenden Stuhl saß ein älterer Mann und beugte sich über eine vergilbte Landkarte. In seiner Hand hiel er einen Sextanten und maß damit irgendwelche Breiten- oder Längengrade ab. Die ganze Atmosphäre hatte etwas von einem alten Piratenfilm und nahm der Situation ihre Ernsthaftigkeit.
Zudem wurde Jayson nicht beachtet.
Er räusperte sich und der Mann hob die Hand, vermutlich um ihm klar zu machen, dass er sich ja beeile und gleich fertig sei.
Nach fünf Minuten hatte er es dann tatsächlich geschafft, den Sextanten und die Karte beiseite zu legen und bot Jayson sogar einen Stuhl an.
Dieser setzte sich und wartete darauf, dass der Mann das Wort ergriff. Und der Mann wartete darauf, dass Jayson das Wort ergriff. Das war ein Musterbeispiel dafür, wie man einen unangenehme Stille erschaffen konnte.
Schließlich brach Jayson diese, weil ihm das alles zu kindisch wurde und er erklärte dem Mann, der vermutlich der Kapitän dieses Schiffes, oder besser gesagt Bootes, war, dass er derjenige war, der vor einer Woche angeheuert hatte.
Darauf fing der Kapitän aus unerfindlichen Gründen an, zu lachen und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Nundenn, mein Sohn", sagte der Kapitän und lachte wieder übertrieben, "Machen wir dich mal mit dem Rest der Crew bekannt"
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Das Lied der Stille
FantasyAuf dem Planeten Kynerem wogt seit langer Zeit die Rebellion gegen das Regime. Als beide Seiten allmählich ihre letzten Register ziehen müssen, tauchen die alten Legenden um eine sagenumwobene Zauberformel wieder auf, die einer Seite den sicheren Si...